Aus Wittlich berichten Florian Schlecht (Text, Interviews), Holger Görgen (Video)
und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Die SG Lüxem/Wittlich ist frühzeitig Meister in der Fußball-Bezirksliga. Der 4:1-Sieg gegen den SV Dörbach gab den Startschuss zu einem langen Party-Tag. 5vier war beim Spiel vor Ort. Eine Bildergalerie sowie das Video mit allen Toren, Emotionen und Stimmen findet ihr unter dem Artikel.
Um 16.20 Uhr herrschte im Stadion Grünewald in Lüxem der kollektive Ausnahmezustand. Spieler und Trainer der SG Wittlich, die Minuten zuvor schon die T-Shirts zur Meisterschaft angezogen hatten, stürmten in einem Usain-Bolt-Tempo auf den Platz. Im Hintergrund wurde ein Feuerwerk gezündet, das oben am Himmel aufflackerte. Durch die Lautsprecher erklang „We are the champions“, der ewig junge Klassiker von Queen. Mit Bierkrügen und Sektflaschen rannten die Bezirksliga-Fußballer hintereinander her, duschten sich mit den Getränken, ausgelassen, glücklich. Die Haare der Spieler waren klitschnass, die Trikots klebten an den Körpern. Frank Meeth musste sich erst einmal die beschlagene Brille abwischen und paffte zufrieden eine Siegerzigarre.
„Dieser Moment ist einfach unglaublich“, sagte der Trainer und blickte stolz um sich. Mit dem 4:1-Sieg gegen den SV Dörbach vollzog Wittlich sein Meisterstück, brachte den Aufstieg in die Rheinlandliga fünf Spiele vor Schluss bei 16 Punkten Vorsprung auch rechnerisch unter Dach und Fach. Nicht einmal der gewiefteste Mathematiker kann nun noch einen Zweifel hegen am Titelgewinn der Wittlicher, die nahezu so souverän durch die Bezirksliga marschierten wie der FC Bayern durch die Bundesliga. Hut ab!
„Die Breite des Kaders war für mich ausschlaggebend, dass wir es so früh geschafft haben“, bekannte Oleg Tintor, der wegen eines Kreuzbandrisses nicht im entscheidenden Spiel vor über 250 Zuschauern mitwirken konnte. „Wir hatten in der gesamten Saison 17, 18 Leute im Training. Es war für mich auch schön zu sehen, dass andere Spieler nach meiner Verletzung einspringen konnten. Und wir waren richtig fit.“ Das Gefühl des Aufstiegs genoss Tintor, der solche Emotionen bislang nur einmal in Salmrohr erlebte. „Das ist cool. Ich habe mir extra für Montag frei genommen“, lachte er.
Tore für die ARD-Sportschau
Im Spiel gegen Dörbach war Wittlich anzumerken, dass es nach dem 1:3-Ausrutscher bei der SG Irsch in der Vorwoche nicht weitere Tage auf den letzten Schritt in die Rheinlandliga warten wollte. Die Weichen für die Feierlichkeiten stellte Johannes Klein nach drei Minuten. Sein Hammer-Schuss aus 25 Metern schlug unter der Latte ein zum 1:0. Es war ein Treffer der Marke „Tor des Monats“. Die Gäste hielten in dem Derby aber dagegen und verbuchten auch einen Kandidaten, der ein Bewerbungsvideo an die ARD-Sportschau schicken kann. Standardspezialist Christian Reuter traf gar aus noch größerer Entfernung per Freistoß zum 1:1 (16.).
Das war der endgültige Weckruf für eine Anfangsphase, die an Kurzweile kaum zu übertreffen war. Wittlich drückte, Dörbach schaltete gefährlich um. Christoph Kleifges brachte die Heimelf wieder mit 2:1 in Führung, als Torhüter Dominik Henchen nach einem feinen Pass auf den Angreifer nicht genug energisch aus seinem Gehäuse stürmte. Kleifges nutzte die Unentschlossenheit und schlenzte überlegt ins lange Eck (18.). Danach war es ein Hin und Her. Jens Freis, der Keeper der Platzherren, wehrte den erneuten Ausgleich durch einen Reuter-Freistoß ab (23.). Auf der Gegenseite gab es zwei kuriose Szenen in wenigen Sekunden: Erst musste Nicolas Hubo nur noch aus fünf Metern ins leere Tor schieben, aber donnerte das Leder an die Latte (33.). Dann trudelte ein Querschläger von Gäste-Verteidiger Kai Edringer über den eigenen verdutzten Torhüter. Die Spieler aus Wittlich jubelten schon halb, doch vor der Linie prallte der Ball noch auf und sprang über das Tor (34.).
Lange Nacht in Wittlich
So blieb das Duell lange offen. Bis Benedikt Schlösser nach einem Konter über die linke Bahn davoneilte und Johannes Klein zu seinem zweiten Treffer bediente (60.). Danach verpassten es erneut Schlösser (69.) und Yannic Nau (78.), das Ergebnis auszubauen, als Dörbach nach einer Ampelkarte für Julian Roderich nur noch in Unterzahl war. Joker Nau stach mit Wartezeit aber doch zum 4:1, als er Henchen nach einer Balleroberung umspielte und einschob (87.).
„Das war eine unserer besten Saisonleistungen. Das Spiel hätte sogar 10:1 ausgehen können“, befand Frank Meeth, während Gästetrainer Rudi Jung das Geschehen anders interpretierte: „Das Spiel war lange Zeit offen. Wir sind enttäuscht, weil es möglich war, hier einen Punkt mitzunehmen. Wittlich ist aber ein verdienter Meister und hatte in dieser Saison die beste Mannschaft.“
Während Dörbach nun in den vier letzten Spielen gefordert ist, Zähler gegen den Abstieg zu sammeln, deutete sich in Wittlich noch eine lange Nacht an. Weit nach dem Spiel standen die Spieler auf dem Balkon des Vereinsheims, das Bier floss, die Zigarren qualmten weiter, sie sangen und tanzten. Oleg Tintor wusste da schon um die groben Partypläne. „Wir werden jetzt sicher etwas hier auf der Anlage feiern und dann in die Stadt einkehren.“ Die Kneipen dort, so bekannte der Routinier nach dem Meisterstück grinsend, „müssen halt heute etwas länger aufbleiben“.
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Statistik
SG Lüxem/Wittlich – SV Dörbach 4:1 (2:1)
Wittlich: Freis – Lebenstedt, Henrichs, Ritz, Krebs – Mittler, Könemann – Klein (79. Scheibe), B. Schlösser (84. Podgorski) – Kleifges, Hubo (77. Nau).
Dörbach: Henchen – Roderich, Edringer, Reuter, Thimm – Frohnen (71. Pinjuh), Prüm – Schneid, Kohr, Kranz (73. Sledz) – Koller.
Tore: 1:0 Johannes Klein (4.), 1:1 Christian Reuter (16.), 2:1 Christoph Kleifges (18.), 3:1 Johannes Klein (60.), 4:1 Yannic Nau (86.).
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sve-torsten meint
Glückwunsch nach Lüxem/Wittlich! Da haben wir mit unserer U 23 ja ein weiteres Derby mehr in der Rheinlandliga 🙂