Vom kleinen Laden zum Einkaufszentrum, vom Outlet-Center zum Online-Shop – immer neue Ideen wurden in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt, um potenziellen Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Heute ist „Black Friday“, ein künstlicher Feiertag an welchem sich insbesondere Internet-Händler mit Rabatten scheinbar überschlagen.
Trier. Eigentlich ist ein „schwarzer Freitag“ nichts gutes. Aus einer römisch-antiken Tradition geboren, bei der Unglückstage als schwarze Tage bezeichnet wurden, entwickelte sich schnell eine christliche Tradition, untermauert durch die Kreuzigung Christi am Karfreitag. Geboren war der „schwarze Freitag“, der auch Einzug im Englischen hielt: „Black Friday“. Am prominentesten wurde der Begriff in Europa im Zusammenhang mit dem großen Börsencrash 1929 verwendet, der sich eigentlich am Donnerstag ereignete. Aufgrund der Zeitverschiebung spürten die europäischen Märkte die Auswirkungen aber erst am darauf folgenden Freitag.
Im Zusammenhang mit dem Börsencrash vermutet man auch die Ursprünge des „Black Friday“, wie Unternehmen ihn heute feiern. In Anlehnung an die Menschenmassen, die am Freitag im Jahr 1929 noch loszogen, um ihre Ersparnisse in letzter Minute von den Banken zu retten, hat der amerikanische Einzelhandel ein Event kreiert, was die Menschen in ähnlichen Massen Jahr für Jahr anlockt: „Black Friday“, der Freitag nach Thanksgiving, der Tag, an dem das Weihnachtsgeschäft eingeläutet wird. In den USA ist daraus nicht nur ein Marketing-Hype, sondern eine regelrechte Attraktion geworden, für die Ladenketten lange Wartebereiche mit Metalzäunen einrichten, wo die Kunden sich teilweise bereits mitten in der Nacht einreihen. Das führt immer wieder zu kritischen Situationen. Im Jahr 2008 wurde ein Mitarbeiter eines örtlichen Wal-Marts in Valley Stream, New York von 2000 wartenden Kunden zu Tode getrampelt, nachdem diese zur Ladenöffnung unkontrolliert durch die Eingangstüren stürmten. Immer wieder resultiert der Run auf die Schnäppchen dort auch in Waffengewalt. So wurden am selben Tag in einem Toys’R’Us in Palm Desert, Kalifornien 2 Menschen erschossen, 2012 erschoss ein verägerter Kunde 2 Menschen wegen einem Parkplatz-Streit. Die extreme Schnäppchenjagd mit begrenzten Kontigenten und enormen Kampfpreisen hat nicht nur positive Seiten und kann durchaus für extreme Auswüchse sorgen. Natürlich sind derartige Situationen die seltene Ausnahme.
Vor genau 10 Jahren war Apple das Unternehmen, welches die erste Black-Friday-Verkaufsaktion in Deutschland startete. Seitdem ist aus der Marketing-Aktion ein wichtiger Impuls für Kunden und Händler geworden, der 2014 ein Umsatz-Plus von 64% gegenüber einem normalen Freitag erwirtschaftete. Insbesondere beim Online-Handel werden am heutigen „Black Friday“ beträchtliche Gewinne erwartet.
Als Kunde sollte man trotz Schnäppchenlaune vorsichtig sein. Oft sind die ausgezeichneten Rabatte weit weniger spektakulär als gedacht, da als Ausgangs-Preis die Unverbindliche Preisempfehlung herangezogen wird, die meist deutlich über dem normalen Verkaufspreis liegt. So werden aus 50% Ersparnis ganz schnell nur noch 10-20%. Ein durchdachter Preisvergleich vor dem Kaufrausch ist also oberstes Gebot. Viele Online-Händler versuchen mit sogenannten Blitzangeboten mit ablaufendem Countdown die Kunden unter (Zeit-)Druck zu setzen und von der entlarvenden Online-Recherche abzuhalten. Gerade im Tech-Bereich sollte man sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen lassen, schließlich wartet schon am Montag die nächste Marketing-Erfindung mit unendlichen Rabatt-Versprechen auf die Kunden: Cyber-Monday!
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