Es sollte die Begleichung der Rechnung werden. In der Hinrunde siegten die Tigers Tübingen in Trier, nachdem man zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten bestaunen konnte. Doch von einer wegweisenden Reaktion und dem Versuch, wieder den Anschluss nach oben herzustellen, war nicht viel zu sehen. Zu selten zeigten die Gladiators, zu was sie in der Lage zu spielen sind.
Tübingen. In der ProA geht es eng zu. Es sind nur wenige Siege, die souveräne Playoff-Kandidaten von Abstiegskandidaten trennen. In dieser undifferenzierten Tabellensituation kommt es auf jedes Aufeinandertreffen an, um entspannt durch die Rückrunde zu gehen. Gerade die Kontrahenten der gestrigen Partie, die Tigers Tübingen und die Gladiators Trier, haben ein Erfolgserlebnis bitter nötig, waren die letzten Wochen doch alles andere als Feinkost.
Die Baden-Württemberger galten als Bundesliga-Absteiger zu den größten Aufstiegskandidaten, die Rheinland-Pfälzer sorgten nach wichtigen Siegen zu Saisonbeginn für Euphorie. Beides hat sich mittlerweile um fast 180 Grad gedreht. Gerade einen Tag vor Heiligabend, möchten die Trainer Aleksander Nadjfeji und Christian Held Ruhe an ihre Standorte bringen, damit man die kurze Pause mit freiem Kopf begehen kann.
Richtungsweisend
Der Trierer Trainer verzichtet dabei auf Kapitän Simon Schmitz, der wegen einer Erkältung vorsichtshalber nicht eingesetzt wird. So beginnt Held mit Kevin Smit, Kelvin Lewis, Stefan Ilzhöfer, Johannes Joos und Till Gloger. In den ersten Minuten entwickelt sich die Partie ausgeglichen. Lewis sucht und findet sein Glück von außen, Joos per Drive von dort am Gegenspieler vorbei. Defensiv zeigen sie zeitweise viel Energie, die beiden Big Men werfen sich über das Parkett, um den Ball zu retten. Nach zwei Punkten zum 17:15 von Rupert Hennen ruft Tübingens Coach zur Auszeit. Diese entfacht ihr gewünschtes Ergebnis, unterstützt durch ein Technisches Foul gegen Held können die Tigers 10:2-Lauf hinlegen. Besonders Tyler Laser verführt zu Wortspielen mit seinem Nachnamen, so zielsicher trifft er den Dreier (4 von 4).
„Die Intensität war von Beginn an da.“ Enosch Wolf, Tigers Tübingen
Im zweiten Viertel zeigt sich eines der Probleme dieser Saison: Tübingen schafft es immer wieder, sich durch Offensivrebounds neue Wurfchancen zu erarbeiten. Die oben beschriebenen Hustle Plays der Big Men entschuldigen nicht die fehlenden Basics, wie zum Beispiel das Ausboxen. Zur Mitte des Abschnitts zeigen die Moselaner aber wieder, dass sie es den Gegnern äußerst schwer machen können. So belohnen sie sich durch Ganzfeldverteidigung mit Ballgewinnen.
Nach einem erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf von Lewis zum 34:30 und einem drauffolgenden Steal von Hennen blitzt Hoffnung auf – die jäh zerstört wird: Reed Timmer und Elijah Allen bestätigen, warum die Gelb-Schwarzen das treffsicherste Team der ProA sind. Nach 20 Minuten sind neun von 13 Versuchen aus der Distanz drin. Das Gegenteil bei Trier: Zwei von neun Dreier, sechs Freiwürfe werden verschenkt. Die Tafel zeigt 48:39 zur Halbzeit, doch gefühlt müsste die Differenz größer sein. Dass dem nicht so ist, verdanken die Trierer vor allem den vielen Turnovern Timmers.
Lauf Ende 3. Viertels
Nach der Pause geht es zunächst noch im Gleichschritt weiter. Enosch Wolf sammelt weiter fleißig die Abpraller am (offensiven) Brett, aber auch Fouls. Wegen der Foulprobleme wird er ausgewechselt, doch nützen tut das den Gladiatoren wenig. In den letzten drei Minuten erzielen die Tiger 14 Punkte und lassen selber kaum welche zu. Gegen Timmer (25 Punkte) und Allen (18) finden Helds Spieler kaum geeignete Mittel. Auch das Reboundduell entscheidet sich immer mehr (28:20) zu Gunsten der Hausherren. Vor dem letzten Spielabschnitt steht es 77:58.
Trier möchte nichts unversucht lassen, trotz des klaren Ergebnisses. Unter anderem durch Raumverteidigung lassen sie das Polster schmelzen, vor allem Hennen zeigt seine flinken Beine und Finger. So wird der Rückstand nochmal einstellig verkürzt, doch für die ganz große Wende reicht es dennoch nicht mehr. Es hätte auch den Verlauf des Spiels nicht repräsentiert, so siegt die Truppe von Nadjfeji sehr verdient und liegt jetzt nur noch einen Sieg von Trier entfernt. Zudem haben sie sich den Direktvergleich durch die beiden Siege gesichert.
Nun hat Christian Held lange Zeit, sich und seine Spieler auf das kommende Heimspiel vorzubereiten. Dann empfangen die Gladiators den Tabellenzweiten aus Hamburg, neben Tübingen eines der schlimmen Erinnerungen an Niederlagen der Hinrunde. Ob es an der Mosel wieder zu einem Blow-Out-Sieg für die Hansestädter kommen wird, kann man am 5. Januar mit eigenen Augen in der Arena Trier erleben.
Punkteverteilung: Lewis 13, Smit 11, Bucknor 3, Hennen 6, Dietz 2, Grün 6, Ilzhöfer 4, Gloger 22, Joos 14, Schmikale 0, Buntic n. e.
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