Fast jedes Organ wird von der Schilddrüse beeinflusst. Entsprechend groß ist deren Bedeutung für die Gesundheit. Bei welchen Symptomen und Erkrankungen man an die Schaltzentrale des menschlichen Stoffwechsels denken sollte und wann eine Operation notwendig wird, erläuterten jetzt Experten bei einer Informationsveranstaltung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Schaltzentrale des Stoffwechsels
Mit Haut und Haaren hat sie zu tun, und auch Muskeln und Knochen werden von der Schilddrüse beeinflusst. Das nur wenige Gramm schwere Organ verstärkt die Wirkung des Insulins und steuert die Bildung und Gerinnung des Blutes. Anschaulich erläuterte Professor Dr. med. Stefan Weiner die vielfältigen Funktionen der Drüse, die einen Großteil des menschlichen Stoffwechsels regelt. Zahlreich sind indes auch die Symptome, die eine Fehlfunktion des Organs nach sich ziehen können, gab der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin II des Brüderkrankenhauses zu bedenken. Ob trockene Haut oder Zyklusprobleme, Schlafstörungen, Schwindel oder Müdigkeit – die Liste ist lang. „Auch eine Depression kann ihre Ursache in der Schilddrüse haben“, so Professor Weiner, „deshalb sollte vor der Verschreibung eines Antidepressivum immer die Schilddrüse abgeklärt werden.“ Ob eine Fehlfunktion vorliegt, lässt sich in einem ersten Schritt bereits mittels Bestimmung des sogenannten TSH-Werts ermitteln.
Bis heute denken viele Menschen bei Erkrankungen der Schilddrüse zunächst an deren sichtbarste Ausprägung, den Kropf oder medizinisch „Struma“. Diese zwar gutartige aber doch eher unschöne Wucherung am Hals habe lange in manchen Gegenden Deutschlands durchaus zum Erscheinungsbild der Menschen dazugehört, erinnerte Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, der die Veranstaltung moderierte. Dass man heute nur noch selten Menschen mit einer sehr großen Struma antrifft, ist weniger Ergebnis eines gewandelten Schönheitsbegriffs, sondern vielmehr Folge eines gestiegenen Bewusstseins: Immer mehr Menschen wissen um die Bedeutung der Schilddrüse für ihre Gesundheit, doch machten Professor Weiner und Christopher Becker, Oberarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, zugleich deutlich: Vielen der Betroffenen ist weder bekannt noch bewusst, dass ihr Stoffwechselorgan Nummer Eins Probleme macht. „Jeder Dritte hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse, von denen er bislang nichts wusste“, bezifferte Becker mit Verweis auf Studien, Frauen und Männer seien gleichermaßen betroffen.
So hat jeder Vierte hierzulande Knoten in der Schilddrüse, doch seien diese in aller Regel gutartig, erläuterte Dr. med. Kim Biermann, einer der beiden Sektionsleiter Nuklearmedizin im Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin. Dr. Biermann zeigte nuklearmedizinische Möglichkeiten in Diagnose und Therapie auf. Beispiel Szintigrafie: Mittels einer leichten radioaktiven Substanz, die über die Vene injiziert wird, lässt sich schon nach 20 Minuten eine besonders aussagekräftige Bildgebung des Jodstoffwechsels in der Schilddrüse vornehmen. So ermöglicht die Szintigrafie etwa eine Unterscheidung zwischen kalten und heißen Knoten und hilft dem Spezialisten bei der Beantwortung der Frage, ob die Untersuchungen noch weiter vertieft werden müssen.
Anders stellt sich die Situation bei den bereits erwähnten gutartigen Wucherungen dar. Liegt eine „Struma“ vor und beeinträchtigt diese aufgrund ihrer Größe das Schlucken oder gar das Atmen, ist Handeln angesagt. Dann geht es dem Kropf an den Kragen und operieren die Chirurgen die Schilddrüse so radikal wie nötig und so gewebeschonend wie möglich.
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