Der Buchbinder-Meister Edy Willems hat im Trierer Stadtmuseum Simeonstift einen Einblick in sein Handwerk gegeben. Mit der Ahle, einer Metallspitze mit Griff, sticht der Besucher Walter Karbach drei Löcher durch den Falz übereinander liegender Papierbögen. „Mein Großvater war Buchbindermeister und ich weiß fast nichts davon“, sagt Karbach. Deshalb nimmt er mit neun anderen an dem Seminar von Buchbindermeister Edy Willems im Stadtmuseum Simeonstift in Trier teil.
Der Traum von dem eigenen Atelier
Trier. Seit mehr als 50 Jahren übt Edy Willems sein Kunsthandwerk aus, ging mit 14 in die Lehre und nach fünf Jahren als Geselle begann er seine Meisterausbildung. Seit 1979 ist er selbstständig. Auch seine Tochter ist Buchbindermeisterin, mit einer Spezialisierung auf Buchrestaurierung. Noch immer hat der 66-Jährige ein Atelier, mittlerweile in Trier-Zewen. Die Glasmaler-Gesellin und studierte Farbtechnikerin Sabine Thornau unterstützt ihn dort. Beim Besuch in Willems Atelier sitzt dieser an einer Fadenheftmaschine und fügt alte Buchseiten zusammen. Die Bücher erhalten später auch einen neuen Umschlag und sind für die Stadtbibliothek im luxemburgischen Düdelingen. Willems arbeitet auch viel für französische oder belgische Anwaltskanzleien. Die lassen etwa Rechtszeitschriften binden, um sie zu archivieren.
Ein breitgefächertes Auftragsfeld
Etwas ähnliches macht die Gemeinde Petingen. Sie sammelt alle Artikel der luxemburgischen Presse über sie und lässt sie für ihr Archiv binden. Für die Stadt Trier hat Willems mit seiner Kollegin hingen eine Ledermappe mit einem japanischen Shibori-Batikmuster erstellt – für die Urkunde anlässlich der zehnjährigen Städtepartnerschaft zwischen Trier und Nagaoka 2017.
Edy zeigt gerne seine Arbeitsschritte
Willems gibt gerne Einblicke in sein Handwerk. Damit ist er vielleicht eine Ausnahme. „Buchbinder arbeiten oft in ihrem stillen Kämmerlein und lassen sich nicht über die Schulter schauen“, sagt Willems, der auch Kurse an Schulen gibt. Er bildet auch aus, aber es sei heute schwierig, Lehrlinge zu finden. Fünf Gesellen hat er ausgebildet. Die letzten zwei brachen ab.
Der Workshop war ein voller Erfolg für alle Liebhaber
Im Workshop im Stadtmuseum erzählt Willems den Teilnehmern derweil etwas über den Goldschnitt, also die mit Blattgold versehenen Schnittkanten eines Buchblocks. Das sei früher nicht gemacht worden, weil es schön aussehe, sondern damit keine Insekten in die Bücher hineinkröchen, sagt Willems. Walter Karbach hört interessiert zu. Er mag den Geruch von Ledereinbänden, die Haptik von Papier. „Was ich mit diesem Beruf verbinde, ist Sinnlichkeit. Welche Sinne spricht ein Computer an?“, fragt Karbach.
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