Text: Stefanie Braun, Fotos: Bühne 1
Am Mittwoch, den 21. Mai konnte man im Studio des Theaters Trier die Premiere der diesjährigen Produktion der studentischen Theatergruppe Bühne 1 erleben. Inszeniert wurde das Stück „Wörter und Körper“ des Autoren Martin Heckmanns, wieder vom Regisseur der Gruppe Michael Gubenko.
Eine Frau kommt nicht zurecht. Nicht mit der Stadt, in der sie lebt; nicht mit dem Job, den sie hat; nicht mit der Miete, die sie fristgerecht überweisen soll. Auch die menschlichen Umgangsformen werden ihr immer unverständlicher. Wenn sie ein Kleid kauft, was macht das mit ihr, bringt es die erhoffte Veränderung? Wenn sie ein Gespräch führt, kann es die erwünschte Annäherung bringen. Oder ist jedes falsch gewählte Wort ein Grund mehr sich zu distanzieren? Wie kommt man sich überhaupt näher? Sind die meisten Gespräche nicht schon beim ersten Luftholen sinnlos geworden?
Martin Heckmanns Stück beschäftigt sich mit den Fragen nach Kommunikation und ihrer Fähigkeit Nähe zu erwecken, aber auch ihrer Gefahr noch weiter in die Isolation zu drängen. Wie kommt jemand damit zurecht immer überforderter zu sein. Nicht mehr hinterher zu kommen im Strudel der Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Den Bedingungen, nach denen ein Gespräch ablaufen soll, damit man nicht als verschroben oder gar unangenehm gilt. Wie kann man seinen Weg finden, wenn man keinen Ordnungen folgen will und wie kann man sich näher kommen, wenn man die Kunst der Kommunikation nicht mehr beherrscht. Liegt der Schlüssel im Anerkennen der Überforderung und im Ausleben der gezwungenen Leichtigkeit?
Die Frage nach Nähe
Diesen und weiteren Fragen geht die Inszenierung der studentischen Theatergruppe Bühne 1 nach. Episch erzählt, mit abstrakten Elementen nähern sich die jungen Leute dem Stoff und der Art zu kommunizieren. Dabei verfolgen sie die Idee der wechselnden Hauptfigur weiter, die sie bei der letzten Produktion „Der Mann in der Badewanne“ so erfolgreich eingeführt hatten. Allerdings sorgen sie für genügend wiederkehrende Elemente, sodass sich der Faden der Hauptfigur nicht verliert. Michael Gubenko als Regisseur bewahrt zusammen mit seinen Schauspielern den Ton der Handlung und formt den typischen Stil der Bühne 1, den sie in den letzten Jahren bilden konnten weiter aus. Dabei bleibt das Augenmerk auf der Eigenheit des Textes und der Kraft des gesprochenen Wortes, ohne dabei die Actio zu vernachlässigen. Durch die schnellen Szenen- und Rollenwechsel bleibt den einzelnen Schauspielern kaum Zeit sich in die Rolle einzuleben, was den gefundenen gemeinsamen Ton noch wichtiger macht. Schön zu sehen, wie gelungen der gehalten wurde.
Die Suche nach dem eigenen Weg durch das Getümmel von Alltäglichkeiten und Normierungen stellt für viele junge Menschen einen gewaltigen Schritt dar. Das macht den Stoff, gerade wenn er von jungen Menschen vorgetragen wird, umso passender. Besonders gekonnt halten die Studenten von Bühne 1 die Geschichte hinter den vielen Rollenwechsel so zusammen, dass der Zuschauer den Faden nicht verliert. Die Geschichte um Lina Sommer, die sich in den Wirren der Gesellschaft und der Sprache verliert und dabei auf Menschen trifft, deren Konstrukte sie durcheinander wirbelt, ist eine Parabel auf den modernen jungen Menschen. Auf dem Weg zum Erwachsensein muss der sich nicht nur mit der eigenen Ziel- und Wegsuche beschäftigen, sondern auch die Bedingungen der Gesellschaft erfüllen und gleichzeitig mit Verlusten und Trauerprozessen fertig werden. Vielleicht zu viel für den Einzelnen.
Gekonnte Rollenwechsel
Bühne und Kostüm entstanden in Zusammenarbeit mit Studenten der Hochschule Trier. Nadja Szymczak entwarf und gestaltete die Kostüme in gebrochenen Farben, schlicht und unaufdringlich, aber kaum unterscheidbar von „professionellen“ Ausfertigungen ihrer Theaterkollegen. Das Bühnenbild erscheint als Installation aus Licht und Stoffen, die über die Bühne gespannt wurden und ihr einen abstrakten, passend zum Stück „in der Luft hängenden“ Charakter verleihen. Unterstützung in Form von musikalischer Untermalung leisten die beiden Musiker Jan Fries und Sven Sommer.
Fazit: Die studentische Theatergruppe Bühne 1 hat innerhalb der letzten sechs Jahre Zusammenarbeit mit dem Theater Trier eine eigene Handschrift entwickelt, die sie auch über diese Produktion zu wahren und zu verfeinern wusste. Die Mischung aus Elementen des epischen und abstrakten Theaters ist besonders bei jungen Leuten beliebt. Kein Wunder, dass leider alle Vorstellungen bereits offiziell ausverkauft sind. Hoffen kann man an folgenden Terminen noch auf die Abendkasse…
[statistik]…24. Mai, 25. Mai, 31. Mai, 22. Juni, 9. Juli, 16. Juli[/statistik]
Fotos: Stefanie Braun
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