Nach seinen ersten beiden Kolumnen wird es Zeit, euch Project-54-Sänger Paddy Klink vorzustellen. Im Interview spricht er über seine Band, Rock am Ring und seine Begegnungen mit den Stars.
Welche Trierer Band kann schon von sich behaupten, bei Rock am Ring gespielt zu haben? Richtig, Project 54! Gut, offiziell sind die Jungs aus Konz, aber durch die globale Rock‘n‘Roll-Brille betrachtet kann man sie durchaus als Combo aus der ältesten Stadt Deutschlands durchgehen lassen… Wir trafen Paddy Klink, den Sänger, Gitarrist und Frontmann der Truppe und fragten ihm ein paar Löcher in den Bauch. Das Interview führte Michael Grasmück.
Foto: Project 54 bei der Mahlzeit am Ring – der Komfort ist größer, der Speiseplan reichhaltiger hinter der Bühne als auf dem Campingplatz
5vier: Paddy, jeder Rock’n’Roll-Begeisterte in und um Trier dürfte dich und deine Band Project 54 kennen. Erzähl uns mal was über dich, was wir noch nicht wissen.
P.K.: Ich bin gebürtiger Konzer, 29 Jahre alt, im zivilen Leben Versicherungskaufmann, glücklich vergeben und gehe gerne in die Sauna (lacht). Und ich liebe den Rock‘n‘Roll! Meine Band Project 54 ist im Prinzip meine einzige und wichtigste Freizeitbeschäftigung.
5vier: Damit wären wir schon beim Thema. Wie ging das alles bei dir los? Instrument lernen, Musikmachen, eine Band gründen?
P.K.: Meine erste Band hatte ich mit 17 – oh, das ist ja schon richtig lange her… (lacht). Vorher hatte ich mit Daniel Bukowski zusammen gejammed. Er Drums, ich Gitarre – die Konzer Antwort auf die White Stripes. Obwohl, gab es die damals schon? Naja, und dann haben wir uns zu einer Coverband weiterenwickelt. „Deep Spirit“ nannte sich das. Und mit 18 Jahren kam dann „Project 54“.
5vier: Was viele sicher schon mal wissen wollten: woher kommt der Name? Anfang der Konzer Postleitzahl?
P.K.: (grinst) Nein, das war natürlich ganz anders… Wir haben in der Schule, am Gymnasium Konz, Projektwoche gehabt und wir haben eine Woche lang gerockt – als offizielles Projekt. Und dann sind wir am Ende der Woche in der Schule aufgetreten und haben nach einem Namen gesucht. Und – du kannst es dir schon denken – nichts Tolles gefunden. Da hab ich dann irgendwann gemeint: Komm, wir nennen uns „Project 54“, weil wir das Projekt Nr. 54 waren. Dabei sind wir dann bis heute geblieben.
5vier: Und wie ging es dann weiter?
P.K.: Natürlich proben, proben, proben und spielen, spielen, spielen. Wir haben überall gespielt, wo man uns gelassen hat und sind dadurch zusammengewachsen – musikalisch, wie auch privat.
5vier: Und du hast dann auch gesungen…
P.K.: Ja, klar. Das wollte ja sonst keiner machen (grinst). Ich sehe mich ja nicht als Sänger oder Gitarrist, sondern als Rock‘n‘Roller. Ich hab mit 15 Jahren angefangen Gitarre zu spielen während einer Ferienfreizeit und mein Ziel war: eine Stunde Programm am Abschlussabend! Das hab ich dann auch geschafft (lacht wieder).
5vier: Respekt, das ging ja fix mit der Gitarren-Lernerei…
P.K.: Naja, man muss fairerweise sagen, dass das Programm nur aus Stücken mit einem Akkord bestand: A-Dur (grinst).
5vier: Oh, spontan fallen mir da aber nicht viele Stücke ein…
P.K.: Ich hab einfach die anderen Akkorde erstmal weggelassen (lacht). Aber die Leute und ich hatten tierischen Spaß. Zuhause habe ich dann auf einem Tennisschläger weiter Griffe geübt und mir dann eine eigene Gitarre gekauft.
5vier: Und was war dann dein zweiter Akkord?
P.K.: E-Dur! Dann konnte ich schon „Basket Case“ von Green Day spielen – in der Spezial-Paddy-Klink-Version…
5vier: Mittlerweile geht‘s aber schon besser, würde ich sagen… wie bist du dann zum Schreiben eigener Songs gekommen?
P.K.: Ich wollte schon immer das spielen können, was ich im Kopf hab und mich da auch ein bisschen selbst verwirklichen. Mir schwirren immer viele Melodien im Kopf rum, der Song „Down“ ist zum Beispiel im Auto entstanden, den hab ich dann direkt in mein Handy gesungen.
5vier: Bei euren Konzerten geht’s ja auch immer gut ab, dir eilt der Ruf voraus ein sehr guter Entertainer zu sein…
P.K.: Ja, also irgendwie scheine ich schon so eine Art „Rampensau-Gen“ zu haben. Auf der Bühne fühle ich mich einfach sauwohl und da geht dann vieles nach dem Motto: erst sprechen dann denken. Ich unterhalte mich aber auch einfach gern mit dem Publikum, es sprüht quasi manchmal aus mir heraus, ich laufe sozusagen innerlich über… (lacht)
5vier: Und neben euren eigenen Stücken spielt ihr aber auch schonmal Songs anderer Künstler, aber selten mainstreamige Sachen.
P.K.: So ist es, wir nennen das „Nischencover“. Also meistens Rock-Sachen oder auch Punk. Einfach auf was wir Bock haben. Wir wollen damit auch eine Brücke zu unseren eigenen Songs bauen. Und wenn du dein Publikum magst, gibst du ihm neben selbstgeschriebenem Material auch mal was Bekanntes… (grinst).
5vier: Und euer Engagement bei Live-Gigs hat euch dann auch zu Rock am Ring gebracht. Das ist doch der Traum jedes Musikers…
P.K.: Klar, das war einfach der Hammer, da ist ein Lebenstraum wahr geworden! Das war wie Weihnachten und Ostern zusammen, einfach fantastisch!
5vier: Wie kam es dazu? Ich meine, es dürfte ja nicht einfach sein, bei so DEM Festival überhaupt einen Auftritt zu ergattern.
P.K.: Naja, wir hatten einfach ein bisschen Glück und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 2005 hatten wir das Finale des Rockbuster-Nachwuchswettbewerbs erreicht, aber leider nicht gewonnen. 2009 wollten wir es dann nochmal wissen und sind erneut angetreten. Wieder wurden wir nur Zweiter, aber gewonnen haben wir einen Auftritt bei Rock am Ring. Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke…
5vier: Und wie war das für euch als Newcomer unter den ganzen Stars am Ring?
P.K.: Einfach unglaublich, die haben uns wie die Ober-Promis behandelt. Interviews, Fernsehen, eiskalter Jägermeister in rauen Mengen hinter der Bühne – das ganze Programm. Und der Gig war einfach genial, die Leute haben gerockt, wir hätten da noch stundenlang weiterspielen können…
5vier: Ihr habt euch also wie zu Hause gefühlt?
P.K.: Das kann man so sagen. Obwohl wir ja eigentlich nur drei Jungs sind, die einfach rocken wollen. Cool war als wir zum Soundcheck auf die Bühne sind. Unser Kram stand unten hinter der Bühne und oben wartete der Stage-Manager schon auf uns: „Who are you?“ – „Project 54“ – „Okay Guys, where is your truck?“ (lacht).
5vier: Krass! Und wo hattet ihr euren Truck?
P.K.: Der war gerade in der Wäsche (lacht). Im Ernst: es war einfach fantastisch, die wirklich große Rock‘n‘Roll-Welt!
5vier: Was würdest du sagen hat euch der Auftritt gebracht?
P.K.: Erstmal eine ganze Menge Spaß! Und natürlich auch neue Fans, die Leute sind unglaublich mitgegangen, so was hat für ne Band definitiv Suchtpotential…
Foto: „Come on, I’m playing Pool“ – Fotoshooting mit Motörheads Lemmy Kilmister
5vier: Und wie wars hinter der Bühne? Ihr habt doch sicher ein paar bekannte Gesichter getroffen?
P.K.: Ja, klar, das war wie in der Hall-of-Fame… Unter anderem war da Lemmy von Motörhead. Zuerst haben alle nur ehrfurchtsvoll geguckt, dann hab ich ihn nach nem Foto gefragt. Er meinte nur: „Yeah, come on, I’m playing Pool…“ Das Krasseste aber war der Sänger von Rammstein…
5vier: Warum? Der ist doch eigentlich ganz nett oder?
P.K.: Nett? Naja, vielleicht privat. Aber wenn du den siehst, kriegst du schon Angst – der hat ein Kreuz wie ein Preisboxer… Nach langen Diskussionen hab ich mich dann hingetraut und ihn gefragt: „Haben Sie kurz Zeit?“ Und er: „Wofürrr?“ Eigentlich meinte er „Wofür, du Wurm?“, hat das mit dem Wurm aber weggelassen. Ich: „Für ein Foto?“ – „Aberrr schnell!!!“ Also da hatte ich schon – sagen wir mal – Respekt… (lacht)
Foto: Till Lindemann (Rammstein) ließ sich mit Paddy fotografieren – „aberrrr schnell!“
5vier: Wenn man das so hört, fragt man sich schon, ob ihr da überhaupt noch Bock auf „normale“ Auftritte habt…
P.K.: Wir haben nie ein Motivationsproblem (lacht). Klar war das ein Quantensprung, aber wir sind immer noch geil auf Rock‘n‘Roll, wir geben immer 120% – egal ob auf dem Ring oder in der kleinen Rock-Kneipe.
5vier: Wie schauen denn eure Pläne für die Zukunft aus?
P.K.: Wir wollen mal aus der Region raus und eine kleine Deutschlandtour machen. Das ist im Moment in Planung. Und wir werden ein paar Gigs in Schweden spielen, so rund um Stockholm. Ansonsten schreiben wir neue Songs fürs nächste Album und werden überall da rocken, wo man uns rocken lässt (lacht).
Bildergalerie: Impressionen von Rock am Ring mit Project 54
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