Aus Luxemburg-Stadt berichten
Andreas Gniffke (Text) und Alexandra Geissler (Fotos)
Die mittlerweile elfte Museumsnacht in Luxemburg-Stadt am vergangenen Samstag war ein großer Erfolg. Mehr als 14.000 Menschen aus der gesamten Großregion besuchten die sechs beteiligten Museen, darunter auffallend viele junge Besucher.
Unter dem übergeordneten Motto der ‚Kulturvermittlung‘ bereicherten neben den geöffneten Ausstellungen zahlreiche Sonderführungen, musikalische Appetithappen und kleine Theateraufführungen das Angebot. An allen Institutionen war für das leibliche Wohl gesorgt und ein perfekt organisierter Bus-Shuttle in zum Teil historischen Fahrzeugen sorgte für den Transport der Nachtschwärmer zu den einzelnen Standorten.
Im Stadthistorischen Museum (Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg) führte unter anderem Kurator Dr. Guy Thewes durch die Sonderausstellung „Europe à l’affiche“, in der die europäische Integration am Beispiel von politischen Plakaten aus mehr als 50 Jahren dargestellt wird. Einen über die Stadtgrenzen hinausgehenden Anspruch erhebt das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (Musée National d’Histoire et d’Art) am Fischmarkt. Von der Frühzeit über das Mittelalter bis in die Moderne reicht das beeindruckende Spektrum, wobei zu bemängeln ist, dass in der Dauerausstellung alle Objektbeschreibungen und Informationstafeln lediglich in französischer Sprache präsentiert werden. Höhepunkte der Kunstsammlung stellen ausgestellte Werke von Großmeistern wie Magritte, Picasso oder William Turner dar. Besonders großes Interesse wurde aber auch den ausgestellten Werken des weltberühmten luxemburgischen Fotografen Edward Steichen (1879-1973) zuteil, der unter anderem Prominente wie Charlie Chaplin, Thomas Mann oder Greta Garbo eindrucksvoll ablichtet hat. Durch das Treppenhaus des Museums erklang währenddessen die Musik des jungen luxemburgischen Saxophonisten David Ascani.
Für Freunde der modernen Kunst gab es weitere Highlights zu bestaunen. Im Mudam (Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean), dem Museum für zeitgenössische Kunst auf dem Kirchberg, beeindruckte vor allem das perfekte Zusammenspiel der vielfältigen Sammlung mit der atemberaubenden Architektur des vom chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei errichteten Gebäudes. Bereits von außen wiesen den Besuchern Videoinstallationen und laute Soundcollagen den Weg, innen konnte man sich auf eine Entdeckungsreise durch verschiedenste Installationen und Kunstwerke begeben. So konnte unter anderem ein überdimensionales Modell des Nervensystems von Conrad Shawcross erklommen werden (The Nervous Systems) oder eine kontrovers ausgestaltete Kapelle nach gotischem Vorbild des belgischen Künstlers Wim Delvoye besucht werden. Beeindruckend auch die Bilder der Reihe ‚Mondes inventés, Mondes habités‘ (noch bis zum 15. Januar 2012 zu sehen) oder eine Entdeckungsreise durch die Ausstellung ‚Walking through‘, bei der nahezu das gesamte Museum durchwandert werden konnte (nur noch bis zum 6. November!).
Ein vornehmlich junges Publikum tummelte sich im Casino. Anaïs Lorentz (Saxophon) und Boris Dinev (Percussion) interpretierten eine musikalische Adaption der Installation Batbox/Beatbox während in einem anderen Raum der belgische Künstler Wannes Goetschalckx sein Projekt vorstellte, indem er aus einem (luxemburgischen) Baum Zahnstocher herstellt („I had an idea. I will make a toothpick. From a tree, by hand.“). Außerdem standen zahlreiche Führungen durch die Ausstellung ‚Found in Translation, Chapter L‘ auf dem Programm.
Auch in der Villa Vauban und im Naturhistorischen Museum wurde einiges geboten und nur selten reichte die Öffnungszeit von sieben Stunden, um alle Attraktionen besuchen zu können. Wie Chefkoordinator Joe Kox am frühen Sonntagmorgen mitteilte, wird die 12. Nacht der Museen im kommenden Jahr am Samstag, 13. Oktober stattfinden und das Thema ‚Architektur‘ in den Mittelpunkt rücken. Insgesamt war der Besuch der Museen in abendlichem Ambiente mehr als lohnenswert und 5vier.de kann eine Teilnahme im nächsten Jahr nur empfehlen.
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