Des Menschen bester Freund braucht nur wenige Dinge zum Glücklichsein: Liebe, Fressen, Auslauf. Besonders das letztere ist für viele Hunde ein Muss um gesund und fit zu bleiben. Dumm nur wenn der gutgemeinte Spaziergang den freundlichen Vierbeiner krank macht oder sogar gefährdet. Wie etwa im Trierer Hafen.
Anwohner in Pfalzel und Ehrang werden die besagte Strecke kennen. Der Weg durch den Trierer Hafen, vorbei an Fabriken und industriellen Bauten, an dessen Ende sogar eine kleine Bäckerei liegt, wo sich Passanten bei einem Kaffee entspannen können. Nicht selten sieht man dort auch Hundebesitzer, die nach einem ausgedehnten Spaziergang Rast machen wollen. Doch aufgepasst!
Gerade für die tierischen Begleiter kann dieser Ausflug gefährlich werden. Besonders bei Regenwetter kann jede Pfütze zum lebensbedrohlichen Nassfleck werden. Tierarzt Dr. Heinrich Kreuder klärte uns über die Lage auf. Denn unlängst hatte er wieder Fälle von Hunden mit Vergiftungserscheinungen in seiner Praxis in Ehrang.
„Gefährlich für die Tiere sind die aus der Industrie im Hafenbereich stammenden Rückstände, insbesondere die der Schwermetalle.“ Diese werden durch den Regen ausgewaschen und sammeln sich in gefährlicher Zahl in den Pfützen. Welcher Hundebesitzer kennt es nicht, dass der durstige Begleiter während eines längeren Spaziergangs aus ebensolchen trinkt? Doch was passiert im Hundekörper, wenn ihm Schwermetalle zugeführt werden?
„Die Vergiftung durch Schwermetalle schlägt auf alle Organe, besonders die Niere kann in Mitleidenschaft gezogen werden“, betont Dr. Kreuder und zählt einige Vergiftungserscheinungen auf: „Der Hund kann starke Nervosität zeigen, oftmals mit heftigem Zittern, dann Erbrechen, Durchfall oder auch sensorische Störungen, wie Taumeln. Auch Sehstörungen können auftreten.“
Vergiftung durch Schwermetalle
Die Liste mit Symptomen und Folgeerscheinungen ist lang und kann in einer traurigen Bilanz enden: dem Tod des Tieres. „Man muss diese Vergiftung schnell und intensiv behandeln. Ansonsten sind nicht nur die Schäden bleibend, sondern können sogar zum Tod führen.“ Dabei kommt es nicht auf jede Minute an, wohl aber auf jede Stunde, das weiß auch einer der letzten Patienten Dr. Kreuders, der im Sommer im Trierer Hafen unterwegs war.
Auf eigenen Wunsch hin möchte er lieber anonym bleiben. Auch sein Hund trank aus einer Pfütze und zeigte in der darauffolgenden Nacht bereits die ersten Symptome: krampfartiges, schubweises Zittern, das den Besitzer sehr beunruhigte. Am nächsten Tag ging er mit seinem Tier zum Arzt, keine Sekunde zu früh, denn bereits am nächsten Tag hätte es vorbei sein können. Der Hund wurde über einen Zeitraum von vier Tagen intensiv behandelt, erst dann trat Besserung ein. Wie diese Behandlung genau aussieht, möchte Dr. Kreuder lieber nicht genau beschreiben: „Wir verabreichen dem Tier in einer intensiven Behandlung über Tage hinweg bestimmte Antidots um die Vergiftung aus dem Körper zu bekommen, genaueres wollen wir nicht sagen, da es viele Leute gibt die auf eigene Faust an ihren Haustieren herumdoktern wollen.“ Was in diesem Fall einem Todesurteil gleich kommen würde.
Auch von „bewährten“ Hausmitteln sollte man die Finger lassen: „Seit einigen Jahrzehnten hält sich der Mythos aufrecht, dass Milch bei Vergiftungen helfen würde. Das genaue Gegenteil ist der Fall! Milch beschleunigt eine solche Vergiftung nur.“ Um dies zu erklären müssen wir etwas weiter ausholen. Auf seinem Weg durch den Körper gelangen die Schwermetalle in alle Organe, auch in Niere und Darm. Über die Niere werden zwar ein paar Teile des Giftes wieder ausgeschieden, was beim Tier zu vermehrtem Durst und Harndrang führen kann, doch über den Darm gelangen die Schwermetalle wieder erneut in den Blutkreislauf und zirkulieren dort immer wieder.
Deshalb spricht man hier auch von einer chronischen Vergiftung. Die Fette in der Milch binden die Schwermetalle im Darm an sich, auch sie gelangen durch das Blut in den Organismus und durch die darangebundenen Fette sogar noch schneller. „Die Milch beschleunigt die Resorption des Giftes, was nur dazu führt, dass die Vergiftung intensiviert wird.“
Alte Hausmittel und Selbstverarzten meiden
Wer sich also überlegt wo er mit seinem Vierbeiner den nächsten Spaziergang machen könnte, sollte das Gebiet um den Trierer Hafen am besten weiträumig umgehen. Dafür gibt es bereits in Ehrang einige schöne Ausweichmöglichkeiten. 5vier.de hat ein paar schöne Strecken ausgesucht:
Ehrang (Auf der Bausch): Zwar braucht man am besten ein Auto oder viel Muskelkraft um den Berg in Ehrang erklimmen zu können, doch die Anstrengung lohnt sich, denn die Waldstrecke auf der Bausch ist genau das richtige für Hunde und ihre Besitzer. Die Hälfte der Strecke verläuft ebenerdig und durch einen gepflegten, wenn auch größtenteils naturbelassenen Wald. Die zweite Hälfte ist zwar eine kleine Berg-und-Tal-Fahrt, dafür aber landschaftlich etwas schöner als die erste Hälfte. Für Hunde auf jeden Fall eine ideale Strecke zum schnüffeln und laufen. Kotbeutel müssen hier nicht mitgenommen werden.
Matteiser Weiher: Nicht unbedingt naturbelassen, dafür stadtnäher als Ehrang (Auf der Bausch): Der Mattheiser Weiher in Trier Süd. Ganz in der Nähe vom Süd-Bad und schön im Sommer wie im Winter. Gemütliches Spazierengehen für alle Hundebesitzer, die das Gassigehen mit dem Sonntagsspaziergang verbinden wollen. Die Strecke führt zudem an Restaurants und Cafes vorbei. Die „Natur“ ist zwar von Menschenhand gehegt und gepflegt, doch dafür erwarten einen hier keine wilden Tiere und aufgewühlten Wege. Tierische „Hinterlassenschaften“ sollte man aber bitte selbst wegmachen, dafür befinden sich am Wegesrand immer wieder Mülltonnen.
Weinbergswege am Petrisberg: Mit einem schönen Blick über Trier kann man entlang der Weinberge am Petrisberg spazieren gehen. Einfach den Weg hinterm Amphittheater hochgefahren am Hotel vorbei und sein Auto in den Parkbuchten am Seitenstreifen abgestellt. Ein betonierter Wanderweg führt an den Reben entlang und ist besonders im Herbst einladend. Diese Strecke ist allerdings eher etwas für den Besitzer als für den Hund, denn wirklich laufen lassen kann man den Vierbeiner auf dieser Strecke nicht. Auch hier sind, besonders zu den Lesezeiten im Herbst, Hundehaufen nicht unbedingt gern gesehen.
Melanie Samsel meint
Vielen Dank für den Artikel! Unser Tierheilpraktiker hat uns darauf hingewiesen, dass wir im Hafen mehr aufpassen sollen. Ich wollte dies erst nicht glauben, wer rechnet denn mit sowas? Es ist aber gut zu wissen, wie die Symptome einer solchen Vergiftung sind, da denke ich, wir haben diesen Fall bis jetzt gut vermieden.