Es wird euch überrumpeln, es wird euch überraschen, es wird euch überglücklich machen! Die etwas andere Art der Kunstbesichtigung ist in Trier angekommen. „Papergirl“ wirft ahnungslosen Passanten zusammengerollte Kunstwerke zu.
Viele denken sich nun: Papergirl – heißt es nicht Paperboy?! Ja, ihr seid auf dem richtigen Weg. Der Zeitungsjunge aus den amerikanischen Filmen brachte die Gründerin des Kunstprojekts „Aisha Ronniger“ auf die überaus kreative Idee: Menschen auch in ihrem Alltag in den Kontakt mit Kunst zu bringen. Die Berliner Kunststudentin wurde die Idee quasi selbst vor die Füße geworfen.
Als 2009 das Gesetz verabschiedet wurde, welches besagt dass Plakatieren und Street Art in Zukunft als Sachbeschädigung behandelt werden soll, philosophierten Ronniger und ihre amerikanische Freundin über eine andere Möglichkeit, legal die Kunst auf die Straße zu bringen. Bis schließlich der Gedanke kam, dass man den Leuten die Kunst einfach spontan und unerwartet vor die Füße werfen sollte, wie die Zeitungsboten aus Amerika. Und gegründet war: PAPERGIRL.
Mittlerweile hat sich Papergirl weltweit etabliert. Das außergewöhnliche Kunstprojekt verreiste mit dem Transportmittel „Mundpropaganda“ durch die ganze Welt und findet überall große Zustimmung. Von Barcelona, Bukarest bis New York zieht sich das Projekt und öffnet seine Pforten jetzt in Trier.
The Art of Giving Art
Das Kunstprojekt besteht aus mehreren Teilen. So findet zuerst eine Ausstellung aller Werke der beteiligten Künstler statt. Die Räumlichkeit wird später bekannt gegeben, da bis jetzt noch kein geeigneter Platz gefunden wurde. Hier der Aufruf: Wer einen geeigneten Platz zur Verfügung stellen will – bitte melden!! Nach der Hälfte der Ausstellungsdauer kommen die Werke auf einen Stapel, werden gerollt und mit dem Impressum versehen. Somit erfahren die bei der Verteilung auserwählten unwissenden Passanten, welche kostbare Fracht ihnen überbracht wurde.
Der nächste Schritt ist das Verteilen, welches auf Fahrrädern stattfindet. Die gemeinsame Aktion lässt keinen Platz für Schubladendenken den Passanten gegenüber zu, da das „Schmeißen“ der Werke schnell und spontan passiert. Die bisherigen Papergirls berichten von einem hohen Spaßfaktor mit Lachkrampfgarantie. Der Empfänger bzw. Fänger wird vom Zufall bestimmt, da Zeit und Ort nämlich nicht publik gemacht werden. Auf diese Art und Weise kann man die Passanten am besten überraschen.
Gehofft wird das Kunstinteresse jedes Einzelnen zu wecken oder ganz einfach einen Beitrag zur Wohnungsverschönerung zu leisten. Leider muss man die Künstler auch darauf hinweisen, dass die mit Mühe angefertigten Werke auch in dem ein oder anderen Falle im Mülleimer landen könnten. Abgeschlossen wird die Aktion mit einer Papergirl-Party. Weitere Details zu diesem Event werden Mitte des Jahres veröffentlicht.
Mitmachen kann so einfach sein
Auch Nicht-Künstler sind gefragt, denn man kann sich auch als „Verteiler“ melden. Die Voraussetzung: der Besitz eines Fahrrades. Das genaue Datum der urbanen Aktion steht noch nicht fest aber nette Leute sind auf jeden Fall gefragt. Denn auch für das Zusammenstellen der Werke können viele Hände gebraucht werden. Anmelden könnt ihr euch auf der offiziellen Seite www.papergirl-trier.de.
Der Appell an alle Künstler ist – malt, fotografiert oder zeichnet, was ihr könnt und lasst eure Werke nicht ungesehen zu Hause verstauben. Bedingung ist nur, dass die Kunstobjekte rollbar sind und die Größe von 80×80 cm nicht überschreiten. Damit eure künstlerischen Tätigkeiten auch an das Publikum kommen, gebt ihr sie am Besten bei den Anlaufstellen ab: Die rote Trude (Karl Marx Str. 22) oder Hong & Friends (Saarstraße 27). Dort kann man sich alle zwei Wochen von 16-18 Uhr (ab dem 24. Februar) auch Ratschläge von dem Gründer des Papergirls in Trier „Mario Schmidt“ einholen. Auch per Post können die Beiträge an folgende Adresse geschickt werden: Mario. Schmidt, Bahnhofstraße 34, 54317 Kasel.
Wichtig ist: Open Call ist vom 01. Februar bis zum 30. Juni!!
Nach Abgabe der Werke kommen die Bilder zuerst in eine Ausstellung. Dort kann jeder die Vielfalt der Kunstwerke begutachten, jedoch nicht käuflich erwerben. Wichtig ist auch, dass immer mindestens zwei Werke abgegeben werden, damit Erstes für die Ausstellung ein Exemplar bereitliegt und zweitens ein Beitrag im Archiv gelagert werden kann.
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst
In Hamburg musste sogar schon einmal auf Werke aus Berlin zurückgegriffen werden. 5vier hofft es der Hansestatt nicht gleich zu tun, sondern plädiert auf die vielen heimlichen Künstler, die das Projekt tatkräftig unterstützen werden. 5vier-Mitarbeiterin Eva Schabbach wird selbst in die Pedale treten, um die Kunst an den „Mann“ zu bringen.
Weitere Infos oder nähere Projektbeschreibungen findet ihr unter www.papergirl-trier.de.
Truman Capote sagt: „Alle Menschen haben die Anlage, schöpferisch tätig zu sein. Nur merken es die meisten nie“. Also findet es heraus!
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