Von Andreas Gniffke und Alexandra Geissler (Text und Fotos)
Ausverkauftes Haus, schallendes Gelächter, lang anhaltender Beifall: Konrad Beikircher dürfte mit seinem Gastspiel in der Trierer TUFA durchaus zufrieden gewesen sein. Sein Ausflug in die Merkwürdigkeiten der rheinischen Lebensart sorgte auch an der Mosel für Begeisterung. 5vier.de war vor Ort.
Der prall gefüllte große Saal der TUFA machte es mehr als deutlich: Rheinischer Humor funktioniert auch weit südlich des bedeutendsten deutschen Flusses und eine Mischung aus rheinischen Exilanten und neugierigen Moselanern freute sich auf den ursprünglich aus Südtirol stammenden Konrad Beikircher. Der Kabarettist lebt seit 1965 fern der Heimat in der Nähe von Bonn und ist bekannt für seine scharfzüngige und liebevolle Analyse der rheinischen Befindlichkeit. Seine Liebe gehört der Sprache und mit großem Talent kann er auch über die Sprachgrenzen hinweg blicken und so zum Beispiel Auskunft über die unterschiedlichen Dialekte und Zwistigkeiten in Baden-Württemberg geben. Wie er innerhalb seines Programms die Brücken zwischen den Themen schlägt, ergibt sich nicht immer zwingend, aber gerade das vermeintlich improvisierte Hin- und Herspringen zwischen den abgelegensten Themen macht einen großen Reiz eines Abends mit Konrad Beikircher aus.
Gleich zu Beginn outet er sich als großer Reliquienfreund und stellt fest, dass neben dem Heiligen Rock nicht nur Köln mit seinen Heiligen Drei Königen, sondern auch Aachen mit Marienkleid und Josefshosen bedeutende Heiltümer vorzuweisen hat. Die dazugehörigen Geschichten werden augenzwinkernd und nicht ganz im Sinne der reinen katholischen Lehre mitgeliefert, immerhin hat man es im Rheinland mit einem von der Amtskirche völlig unabhängigen „genetischen Katholizismus“ mit einem ausgeprägten Hang zur Pragmatik zu tun. Beikircher mahnt an vielen Stellen zur Differenzierung, gemäß dem kölschen Motto „Jeder Jeck is anders“. Rheinländer ist nicht gleich Rheinländer und nicht nur die Dialekte und Wesenszüge der Eingeborenen unterscheiden sich, sondern auch die Physiognomie. So weist er darauf hin, dass zum Beispiel in Kerpen die Besonderheit auftritt, dass das Gehirn „outgesourct“ wurde und sich nun im Kinn wiederfindet, was eine recht eigentümliche Kopfform mit sich bringt.
Beikircher plaudert sich von Anekdote zu Anekdote, berichtet über den stetigen Kampf gegen das „Festkomitee“ (also die Ehefrau), städtische Würdenträger auf „Züschologenkongressen“ („Psy“ ist für den Rheinländer nicht über die Lippen zu bringen) und seine ersten Erlebnisse in der neuen Heimat Mitte der Sechziger Jahre. Dort schlug dem Südtiroler ein völlig unverständliches Kauderwelsch entgegen und dem passionierten Weintrinker blieb nur die Wahl zwischen Wein von der Mosel (süß) und Wein vom Rhein (sauer). Am liebsten hätte er wohl gleich kehrt gemacht, doch zum Glück blieb Beikircher dem Rheinland treu und verliebte sich in die Region, die Menschen und die Sprache. Doch auch seinen Heimatdialekt hat er nicht vergessen, der in Bruneck einige faszinierende Besonderheiten aufweist, so zum Beispiel einige faszinierende althochdeutsche Endungen, die der Sprache im Vergleich zum Hochdeutsch einen deutlich markanteren Ton verleihen.
Über zwei Stunden bester Unterhaltung wurden vom Publikum begeistert aufgenommen und es ist zu hoffen, dass Konrad Beikircher nach seinen Auftritten 2010 (ebenfalls ausverkauft) und 2012 auch im kommenden Jahr Trier besuchen wird und dann vielleicht auch endlich einmal Zeit findet, die Porta Nigra zu besuchen. Als Reliquienfreund würde sich natürlich auch ein Besuch der Heilig-Rock-Wallfahrt anbieten, für die er auch noch das passende Motto lieferte: „Es ist schön und der Glaube macht es auch richtig.“
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