Beim vorletzten „One Night Stand“ des Theater Trier war er einer der Gäste (5vier.de berichtete) und verzauberte die Anwesenden mit seinen Songs, nun wird er am 21. April vor einer Schar von Pilgerern und Gläubigen seine Lieder zum Besten geben: Daniel Bukowski. Wir von 5vier.de trafen uns mit ihm zum Gespräch.
Künstler brauchen immer eine Extrawurst, so sieht es zumindest das gemeine Volk. Sowas zeigt sich meist schon im zarten Kindesalter. Vielleicht auch bei dem ortsansässigen Sänger Daniel Bukowski? Diesen und anderen Fragen versuchte Redakteurin Stefanie Braun, in einem Gespräch mit dem 28-Jährigen, auf den Grund zu gehen.
Zuerst kam er ja ganz sympathisch und unkompliziert rüber. Also für einen Künstler. Kein roter Teppich, der ausgerollt werden musste, keine riesige, schwarze Sonnenbrille, die das halbe Gesicht verdeckt, keine Sonderwünsche beim Bestellen der Getränke. Fast wäre unsere Redakteurin überzeugt gewesen, aber dann zeigten sie sich doch die Starallüren.
Keyboard statt Blockflöte
Ein Beispiel: Während sich das Otto-normal-Verbraucher-Kind mit dem mühseligen Erlernen der Blockflöte in der Grundschule herumquälen musste, wurde Bukowski von dieser leidigen Tortur befreit. Statt beim Weihnachtskonzert in der Reihe der halbwüchsigen Flötenspieler zu stehen, konnte er seine Klasse auf dem Keyboard begleiten.
Seit seinem fünften Lebensjahr hat er schon einige Instrumente gespielt. Schuld an allem war sein großer Bruder, der von seinen Eltern damals auf die Musikschule geschickt wurde. Der sieben Jahre jüngere Daniel wollte seinem Bruder natürlich nacheifern und fing ebenfalls mit dem Musikunterricht an. Er wollte auf jeden Fall so gut werden wie sein Bruder.
Nach zwei Jahren gab er den Kampf auf, wollte sich auf einem neuen Weg versuchen und fing mit dem Gitarre spielen an. Allerdings ging ihm das zu langsam – nach einem halben Jahr war auch hiermit wieder Schluss. Doch die Instrumente waren nun einmal zu Hause, also übte man erst mal in Eigenregie weiter. Zu seinem zehnten Geburtstag gab es ein Schlagzeug, was die Utensilien für eine große Musiker-Karriere komplett machte.
Als die Band seines Bruders einen neuen Schlagzeuger suchte, ergab sich die große Gelegenheit; mit zwölf Jahren fing er an und wenig später hatte er seinen ersten großen Auftritt: Vor 800 Schülerinnen des AMG spielte seine Band an Fastnacht. „Dafür habe ich extra die Schule geschwänzt“, gibt er etwas verlegen zu: „Der Auftritt war ein tolles Erlebnis für einen Zwölfjährigen. Seitdem wollte ich Musiker werden.“ Der erste Schritt dafür war getan.
2003 ergab sich dann wieder eine große Chance: Für ihre Band „Nessaya“ winkte ein Plattenvertrag aus München, ein Jingle für eine große Kaufhaus-Kette war auch gleich mit dabei. Dafür reisten sie nach München und nahmen „I wish for the better“ auf, der Song, der wenig später für Karstadt werben sollte. Der zweite Schritt hin zu einer nationalen und internationalen Karriere.
Nun ging es darum weiter zu machen, doch erst mal gab es eine ungewollte Pause. Die Frage, ob man für die Karriere nach München gehen sollte, spaltete die Band. Zwei wollten gehen, zwei wollten bleiben. Schließlich trennte man sich, Daniel und sein Bruder gingen nach München und versuchten es mit neuen Kollegen aus dem dortigen Raum. „Aber das war nicht dasselbe, wir haben uns dann entschlossen, wieder nach Trier zurückzugehen und vorerst zu zweit weiter zu machen.“
Von München zurück nach Trier
„Tunessy“ hieß das entstandene Duo, sein Bruder sang und saß am Klavier, er spielte Gitarre und begleitete ihn als zweite Stimme. Als Coverband reisten sie durch Deutschland, Benelux und Oberösterreich. Auch regional waren sie erfolgreich, aber wirklich glücklich war Bukowski damit nicht: „Ich wollte eigene Sachen machen.“
Wieder gab eine Gelegenheit den Ton an: „Wir wurden zur Art of Music-BigBand eingeladen, wo ich zum ersten Mal alleine singen sollte. Vor 600 Leuten zu singen war ein Schlüsselerlebnis.“ Es war also beschlossen. 2009 sagte er seinem Bruder, dass er das Duo verlassen wollte; einfach war das nicht. „Mittlerweile hat sich zwischen meinem Bruder und mir alles geklärt, aber es gab einige Differenzen.“ Nachdem eine Zeit lang Funkstille zwischen den beiden herrschte, arbeiten sie mittlerweile, vor allem auf instrumentaler Ebene, wieder miteinander, auch im eigenen Studio, das sie seit 2003 aufgebaut haben.
2003 war auch das Jahr, in dem Bukowski mit dem Studium begann, Phonetik sollte es sein. „Musik konnte man in Trier nicht studieren, aber ich wollte hier bleiben, auch wegen des Studios. Phonetik war das, was mich am meisten interessierte, vor allem wegen der Paralellen zur Arbeit im Studio. Da geht es auch um Frequenzen und Frequenzanalyse.“ Ein weiterer Punkt sprach für das Studium der Phonetik: „Ich liebe Sprachen und Dialekte.“ Das kommt nicht von ungefähr: seine Mutter stammt aus Litauen, ist dann nach Israel ausgewandert und kam schließlich nach Deutschland, seine Großmutter spricht Jiddisch. Bis zu sechs Sprachen in einem Satz sind da keine Seltenheit. „Ich spreche nur Englisch und Französisch sowie ein bisschen Hebräisch, dafür verstehe ich ein kleines bisschen Russisch, etwas Italienisch und kann einige Akzente nachmachen“, scherzt er.
„Ich liebe Sprachen.“
2009 war er dann „Scheinfrei“, im wahrsten Sinne des Wortes. „Ich habe noch eine ganze Weile gebraucht um meinen Abschluss zu machen, weil ich ja nebenher immer Musik gemacht habe. Man könnte sagen, ich war Langzeitstudent.“ Gut Ding will eben Weile haben, würde der Volksmund sagen. Ähnlich sieht er das auch bei der Arbeit an seiner Musik. „Ich bin Perfektionist, manchmal sitze ich bis zwei oder drei Uhr morgens im Studio, falle dann ins Bett, um am nächsten Morgen wieder früh aufzustehen und weiter zu machen. Perfektionismus ist oft sehr anstrengend und kann zur Schwäche werden.“
Was wäre denn dann sein idealer Arbeitstag? „Ich arbeite am liebsten alleine. Ich kann auch gut mit anderen zusammenarbeiten, aber wenn ich für mich bin, kann ich auch mehr ich selbst sein. Ansonsten lasse ich mich zu gerne von anderen überreden.“ Dabei gibt es in seinen Augen in der Musik kein „richtig oder falsch“, gute Musik erkennt man vor allem an einem: Gänsehaut.
„Ich denke, dass Gefühle in der heutigen Musik immer mehr untergehen, Musik entsteht aus dem Bedürfnis heraus, sich ausdrücken zu wollen. Durch den Konsum kommt da Vieles zu kurz.“ So auch die Suche nach dem Besonderen, was sich als Künstler in Trier recht schwierig gestalten kann: „Ich mag Trier wegen seiner Kompaktheit, man ist schnell dort, wo man hin will.“ Aber gerade wegen dieser „Kleinigkeit“ hat man sich als Musiker schnell tot gespielt, da muss man sich etwas einfallen lassen. Besondere Locations zum Beispiel, wie eine CD-Release-Party im Cinemaxx. „Ich will Sachen anders machen als andere, das war schon immer so.“
Anders machen ist das Stichwort, da hört man die Extrawurst des Künstlers raus. Oder geht es vielleicht doch nur darum, dass hier überhaupt etwas anders gemacht wird? „Es gibt das Sichere und es gibt den Traum und manche entscheiden sich für das Sichere und manche geben den Traum nicht auf. Wenn man es nicht versucht, kann man nicht wissen, ob man’s nicht doch geschafft hätte.“
5vier.de bedankt sich für das Gespräch mit Daniel Bukowski und hat noch einen kleinen Hinweis für alle, die jetzt neugierig geworden sind. Der Sänger ist am 21. April und 5. Mai auf dem Hauptmarkt und am 11. Mail im Palastgarten mit der „Art of Musik-Big Band“ zu sehen. Vorbei zu schauen lohnt sich hier in jedem Fall!
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