Am Samstag, 26. Januar, wird die Operette „Gräfin Mariza“ Premiere im Theater Trier haben. Das heitere Verwirrspiel um die besagte Gräfin und ihre Verehrer und Nicht-Verehrer ist eine Inszenierung von Klaus-Dieter Köhler, der auch schon den „Graf von Luxemburg“ mit einigem Erfolg inszenierte. 5vier.de sprach vorab mit ihm.
Joana Caspar als Gräfin Mariza5vier.de: Lieber Herr Köhler, das Verwirrspiel „Beziehungen“ ist nicht gerade ein neues Thema, wieso zieht es dennoch immer wieder?
K.D. Köhler: Liebesverwechslungskomödien locken die Menschen immer, egal in welchem Genre. Sie müssen nur einmal in die Klatschpresse sehen, als aktuellstes Thema die Van der Vaarts. Themen wie diese, kriegen sie sich doch noch oder kriegen sie sich nicht mehr, machen neugierig und wecken in gewisser Weise einen Voyeurismus in uns. Dieser wird in der Operette dann im positiven Sinne ausgeprägt. Wenn Sie so wollen, ist die „Gräfin Mariza“ ein schönes Beispiel für Regenbogenpresse.
5vier.de: Sehr tiefgreifend klingt das nicht, wo bleibt denn da die Dramatik?
K.D. Köhler: Tiefgreifend muss das auch gar nicht sein, tiefgreifend ist das mit den Van der Vaarts ja auch nicht. Die Dramatik liegt eher in den Verwicklungen, nicht wie bei der klassischen Dramatik im Tod eines der Liebenden. Die größte „Gefahr“ besteht in einer Operette darin, dass am Schluss keine Ehe geschlossen wird.
Regisseur K.D. Köhler5vier.de: Was ist denn dann die Botschaft für den Zuschauer?
K.D. Köhler: Das klingt fast philosophisch (lacht). Ich denke, hier steht vorwiegend der Spaß für den Zuschauer im Vordergrund, weniger eine Botschaft. Bei der Operette geht es eher darum ein paar Stunden amüsiert zu werden und in Erinnerungen zu schwelgen. Die Lieder sind halt auch vielen vertraut und werden immer wieder gern gehört. Deshalb ist die Operette ja auch nicht tot zu kriegen, weil sie mit den Erinnerungen spielt. Das macht mir dann auch wieder Spaß, mit dem Wissen um diese, ja fast Evergreens, zu spielen. Viele Lieder aus Operetten haben mittlerweile sogar ein Eigenleben entwickelt, die Leute singen sie, ohne zu wissen, woher sie eigentlich stammen. Das beste Beispiel, in Fußballstadien habe ich schon ein Lied aus dem „Zigeunerbaron“ gehört. Und auch die „Gräfin“ hat einige Gassenhauer.
5vier.de:Worauf legen Sie in Ihrer Inszenierung denn besonderen Wert? Was wollen sie vermitteln?
K.D. Köhler:Ich lege auf die gute Unterhaltung wert. Eine Operette ist wie ein gutes Essen, die Leute bestellen und erwarten dann auch, dass es schmeckt. Ich bin dabei so etwas wie der Chefkoch. Wenn Sie wollen, ist das klar ein bisschen gefällig, aber Theater darf auch mal gefällig sein. Ich finde es klingt immer so abwertend, wenn man von „gefällig“ spricht, es kann doch auch mal nur gefallen. Die Operette soll Spaß machen, „gefällig“ klingt da so negativ.
Das Operettenpaar – Caspar und Stojanovic5vier.de: Inszenieren Sie zeitgenössisch oder modern? Welcher „Look“ erwartet den Zuschauer?
K.D. Köhler: Das Stück wurde in den 20er Jahren komponiert und spielt auch in den 20er Jahren in einem Phantasie-Rumänien, in den Bergen, ca. 30 km von Bukarest weg. Die Operette spielt hier mit ganz vielen Assoziationen, und so wollen wir das in der Inszenierung auch machen. Dazu bedienen wir uns beim Medium Film, sorgen für Irritationen indem wir auf den Heimatfilm anspielen oder auf „Ich denk so oft an Piroschka“. In der Operette treten auch viele Zigeuner auf und wir befassen uns auch mit dem Operettenbild von diesen. Das wird ein Spagat, denn das ziemlich romantisch verklärte Klischeebild des Zigeuners kann nicht ignoriert werden. Allerdings kann man in einer Operette keinen knallharten Realismus erzählen. Das wirkt albern, für beide. Eine Operette kann auch nicht wirklich modern sein. Wenn man eine Operette zerstören will, braucht man sie gar nicht erst zu machen. Allerdings wird es einige Einflüsse geben, es wird ein nächtliches Museum geben und eine Anlehnung an Graf Dracula. Mit einem Augenzwinkern einige Zitate aus Filmen und alten Serien. Dabei soll die Operette immer Spaß machen, ich möchte das Publikum ernst nehmen, welches die Operette ernst nimmt.
5vier.de: Wie bewerten Sie die Trierer Darsteller?
K.D. Köhler: Durchweg positiv; ganz super! Ich konnte mit meinen beiden Hauptdarstellern schon den „Graf von Luxemburg“ machen. Das hier ist immerhin schon meine 5. Operette in diesem Haus. Ich arbeite einfach gerne mit den Sängern zusammen, das beruht wohl auch auf Gegenseitigkeit. Die Arbeit ist harmonisch und schön und das Ergebnis hoffentlich auch. Die Mischung macht es, wir haben das Ballett mit drin und Schauspieleinheiten, wie etwa Christian Miedreich, der viel Talent für die Operette und das Komödiantische beweist. Genauso wie Laszlo Lukacs, der ebenfalls viel komödiantisches Talent besitzt. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, doch es ist das erste Mal, dass ich mit ihm zusammen arbeite. Die Arbeit mit so vielen verschiedenen Künstlertypen, den Sängern, Schauspielern und Tänzern ist manchmal schon eine Aufgabe, aber es macht auch unheimlich viel Spaß. Ich arbeite gerne mit verschiedenen Typen. Allerdings brauchen diese verschiedenen Einheiten auch alle Zeit um sich zu entwickeln, wenn man die Geschichte richtig erzählen will, braucht sie Platz. Und da wären wir auch wieder bei dem Vergleich mit dem Koch, ein leckeres Gericht ist halt eben selten Fast Food.
Mit der „Gräfin Mariza“ hat auch ein neues Theatermitglied seinen Einstand. Seit dieser Spielzeit ist Joongbae Jee erster Kapellmeister und Stellvertreter des Generalmusikdirektors. Der Südkoreaner wurde 1982 in Seoul geboren und lebt derzeit in Stuttgart und Trier. Sein Studium absolvierte er an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Prof. Klaus Arp (Orchesterleitung) und Prof. Georg Grün (Chorleitung) und an der „Seoul Art High School“. 2004 wurde er als bester Nachwuchsdirigent der Suwon Philharmonic (Staatsphilharmonie Suwon) und von der Korean Conductors Association ausgezeichnet. 2012 gewann er zudem den „Deutschen Operettenpreis für junge Dirigenten“. In der letzten Zeit war er an der musikalischen Komödie der Oper Leipzig (J.Strauss „Die Fledermaus“), am Theater Hagen (Oper „Susannah“ von C. Floyd), beim Kurpfälzischen Kammerorchester, bei den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt, beim Gwangju Symphony Orchestra (Korea) und Bucheon Philharmonic (Korea) zu Gast. Im Sommer 2013 gibt er sein Debüt als musikalischer Leiter für die Oper Turandot von G.Puccini am Operntheater der Seoul Art Center in Seoul, Südkorea.
5vier.de wünscht Joongbae Jee, Klaus-Dieter Köhler und natürlich allen Mitwirkenden der „Gräfin Mariza“ ein herzliches ToiToiToi und bedankt sich für das nette Interview.
Fotos: Marco Piecuch
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