Von Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Mitreißende Musik, tolle Sängerinnen und Sänger und eine ernste Botschaft: Das Antimobbing Konzert „It gets better? – Ätt git besser!“ wurde am gestrigen Samstag im Trierer Brunnenhof im Schatten der Porta begeistert gefeiert und vermittelte neben dem Engagement für Mobbingopfer vor allem die unbändige Freude an Kunst und Musik. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke war vor Ort.
Vier Stunden Programm, so etwas findet man sonst nur auf Bayreuths grünem Hügel und in den großen Opernhäusern der Welt. Dass dies kurzweilig und ohne Brüche über die Brunnenhof-Bühne ging, war den zahlreichen Künstlern zu verdanken, deren Talent und vor allem deren Begeisterung auf die Zuschauer übersprang.
Geleitet von der Trierer Musikpädagogin Beatrice Bergér präsentierten fast dreißig Jugendliche ein äußerst abwechslungsreiches Programm. Einige Darsteller sind selbst bereits Opfer von Mobbing geworden und verarbeiteten dies nun musikalisch. Ein emotionaler Drahtseilakt, der auch für die Zuschauer viele bewegende Momente mit sich brachte. Und der Abend begann trotz der hochsommerlichen Witterung düster. In einer von der Sängerin Katja Büdinger geschriebenen und von Sandra Karl inszenierten Beerdigungsszene wurde der Selbstmord eines Mobbingopfers und die Sprachlosigkeit der Hinterbliebenen thematisiert. Doch in der Folge übernahm die Musik die Regie. Unter einem thematischen Rahmen verschiedener Mobbingszenarien präsentierten die Darsteller selbst gewählte Lieder und schafften es schnell, die Zuschauer mit großem Talent und Leidenschaft für die Musik mitzureißen. Lieder aus Pop und Musical, von Adele über Amy Winehouse bis zu Katy Perry wurden dargeboten und sorgten für Begeisterung bei den zahlreichen Besuchern.
Einzelne Sänger und Sängerinnen herauszuheben wäre unfair, gab es doch große Unterschiede vor allem in der Bühnenpräsenz, was aber durch große Stimmen und viel Freude wettgemacht wurde und zu keiner Zeit einen Bruch mit sich brachte. Der ein oder andere junge Künstler überraschte vielmehr, wenn er schüchtern vor dem Mikro stand, die Hände am liebsten in die Taschen gesteckt hätte und dann mit voller Inbrunst und souverän die zum Teil anspruchsvollen Songs schmetterte. Unterstützt wurden die Sänger von Joachim Mayer-Ullmann am Klavier, Johannes Still am Keyboard und der Band Surface Sky, die am 7. September in Brühl das Halbfinale des Bandcontests „popmotor“ bestreitet.
Einen emotionalen Bruch gab es dann allerdings zu Beginn des zweiten Teils des langen Abends. In einem „Mobbing-Kreis“ offenbarten drei Teilnehmerinnen die Erfahrungen von Mobbingopfern. Es war ergreifend mitzuerleben, welche Demütigungen sich junge Menschen gegenseitig zufügen können und wie wenig Hilfe die Opfer in den genannten Fällen auch von Schule und Lehrern zu erwarten hatten. Auch die Rolle von sozialen Netzwerken wurde kritisch hinterfragt, Internetmobbing scheint ein großes und bedenkliches Thema zu sein. Deutlich wurde aber auch, wie wichtig die Kraft der Kunst und Musik zur Bewältigung derartiger Situationen sein kann. „Musik verbindet und Musik bringt Hoffnung“, fasste dies eine Künstlerin treffend zusammen und den Zuschauern wurde offenbar, wie wichtig auch die Arbeit an diesem Projekt für das Selbstbewusstsein jedes einzelnen Betroffenen gewesen war. Das bemerkte man auch am Rand der Bühne. Immer wieder nahmen sich die Teilnehmer in den Arm, die Gruppe scheint zu einer echten Einheit zusammengewachsen zu sein. Auch Beatrice Bergér nahm der Abend emotional enorm mit und sie schämte sich angesichts der beeindruckenden Leistung ihrer Schützlinge auch ihrer Tränen nicht. Ansonsten wuselte sie aber rastlos hin und her, kümmerte sich um technische Kleinigkeiten und übernahm die Feinjustierung auf der Bühne.
Nach dem ergreifenden Beginn dauerte es etwas, bis die ausgelassene Stimmung von vor der Pause auch im zweiten Teil wieder erreicht war. Doch spätestens mit Adeles „Rolling in the Deep“ war der alte Level wieder erreicht und die Zuschauer belohnten die Künstler immer wieder mit langem Applaus. Zum Finale wurde die Anzahl der Sänger auf der Bühne immer größer, bis zum finalen Song „It gets better!“ das gesamte Ensemble versammelt war. In Anwesenheit von Bürgermeisterin Angelika Birk gab es den verdienten Applaus und schließlich noch eine Zugabe und so können am Ende alle zufrieden sein. Die Zuschauer, die einen herrlichen Abend voll von wunderbarer Musik im Brunnenhof genießen konnten. Die Künstler, die eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert hatten und ein langes Programm souverän über die Bühne brachten. Und vor allem der gute Zweck, denn der Reinerlös der Veranstaltung ging zu gleichen Teilen an den mut’s e.V. und dem Projekt „Mobile Jugendeinrichtung Blue“ des Exhauses. Wie schön, wenn Gutes tun so viel Spaß macht!
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