Am Samstag, 26. Januar, gab das Theater Trier eine weitere Premiere in dieser Spielzeit. Dieses Mal mit der „Gräfin Mariza“ eine dieser locker-luftigen Operetten, die irgendwie doch jeder kennt. 5vier.de Mitarbeiterin Stefanie Braun war dabei.
Die allseits umschwärmte Gräfin Mariza hat die Schnauze voll. 30 Liebeserklärungen am Tag, mehrere Heiratsgesuche in der Woche – und nie ist einer dabei, der es nicht nur auf ihr Geld abgesehen hat. Zumindest in den Augen der Gräfin. Sie hat die Faxen schließlich dicke, flüchtet sich auf ein altes Landgut und gibt ihre Verlobung mit dem imaginären Baron Koloman Zsupán bekannt. Zumindest denkt sie, dass er imaginär ist, bis schließlich ein echter Baron Koloman Zsupán auf der Verlobungsfeier auftaucht und sich prompt in die Gräfin verliebt. Die kommt jedoch bald ihrem neuen Gutsverwalter näher, Bela Törek, hinter dem sich niemand anderes als der unglücklich verarmte Graf Tassilo Endrödy-Wittemburg versteckt. Der versucht als Gutsverwalter genug Geld zusammenzusparen, damit seine Schwester Lisa, ebenfalls als Freundin der Gräfin auf das Anwesen mitgekommen, standesgemäß heiraten kann. Lisa wiederum verliebt sich in den echten Baron Koloman Zsupán – und das heitere Verwechslungsspiel beginnt.
Sie hat Ohrwurmcharakter, die „Gräfin Mariza“ von Komponist Emmerich Kalmán, das merkte man auch im Premierenpublikum, das eifrig mitsummte und mit dem Fuß wippte. Die Älteren im Publikum erkannten ihre Lieder bereits in den ersten Takten, dem jüngeren Publikum kam vieles irgendwie bekannt vor. Aber eben doch nur irgendwie. Auch die Anspielungen auf „Das Mädchen Piroschka“ sprachen vorwiegend die ältere Generation an, für die Jungen blieben die in Trachten gekleideten Mädchen ein buntes Rätsel.
„Nachts im Museum“
Dafür wird die Anspielung auf die Komödie „Nachts im Museum“ besser gezündet haben. Andi, ein Student, gespielt von David Nolden in Abwechslung mit Leander Ullmann, verliert den Anschluss an seine Gruppe und wird nachts in einem Museum zusammen mit ein paar verstaubten Figuren eingeschlossen. Doch halt, die Figuren erwachen zum Leben und erzählen, singen und tanzen die Geschichte der Gräfin. Allen voran die vier Hauptdarsteller Joana Caspar als Gräfin, Svetislav Stojanovic als Gutsverwalter, Luis Lay als Baron Zsupán und Evelyn Czesla als Lisa.
Dabei überzeugen besonders die männlichen Parts mit ihrem Spiel, die weiblichen dafür eher mit ihrem Gesang. Lay spielt wie eingegossen in seine Rolle, sowohl tänzerisch als auch gesanglich. Stojanovic dagegen gibt den gefühlvollen, leicht träumerisch-melancholischen Part. Czesla hat stimmlich „den Bogen raus“, tut sich allerdings etwas schwer mit der Klein-Mädchen-Rolle, besonders erkennbar in dem Fang-Spiel mit ihrem „Bruder“ Stojanovic. Caspar singt wie immer einen sicheren Sopran, wirkt aber in ihrer Rolle als Gräfin teils etwas zu hochnäsig, um noch sympathisch rüber zu kommen.
Die Kraft der Komödie
Dabei muss man zu ihrer Verteidigung sagen, dass es auch schwierig ist die Rolle der Mariza nicht in ein Klischee abrutschen zu lassen. Generell ist die Operette gespickt mit Kitschfallen, die allerdings von der leichten Inszenierung Köhlers gekonnt umschifft werden. Köhler setzt eher auf die Kraft der Komödie, denn auf die Wirkung der Evergreens. Seine Figuren sind leicht, komödiantisch, unterhaltsam. Seine Inszenierung verliert den teils verstaubten Operettencharakter, sucht keine Tiefe, wo keine sein soll. Die Gräfin soll einfach unterhalten, mehr macht die Inszenierung auch nicht.
Dafür gelingt es dem neuen musikalischen Leiter Joongbae Jee die verborgenen Raffinessen hinter den allseits bekannten Evergreens heraus zu kitzeln. Die Feinheiten des kompositorischen Könnens Emmerich Kalmáns kommen besonders zur Geltung. Musikalisch kann die Operette mehr punkten als inszenatorisch. Verständlicherweise. Ein besonderer Leckerbissen bleiben aber die komödiantischen Elemente, hier strahlen László Lukács als vampirhafter Fürst Moritz Dragomir Populescú, Ferry Seidl als alter Diener Tschekko, Christian Miedreich, als Kammerdiener Penizek und Angelika Schmid als reiche Fürstin Bozena.
Eine locker-leichte Inszenierung mit schönem Bühnenbild
Wer noch zu jung ist, um mit den Songs mitsingen zu können oder die vielen Anspielungen auf alte Heimatfilme zu verstehen, dem bleibt eine locker-leichte Inszenierung mit schönem Bühnenbild und glamourösen Kostümen, das erstere von Thomas Gruber, das zweitere von José Manuel Vásquez. Die Lieder wissen auch trotz aller Unbekanntheit mitzureißen, leider fehlt es ein bisschen an Tiefe. Aber die war auch von vorne herein nicht angedacht.
In diesem Sinne: We love to entertain you.
Fotos: Theater Trier
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