Einmal die Woche, montags, besucht eine Gruppe von vier jungen Helfern aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Mutterhauses das Tierheim in Zewen. Hier treten sie tatkräftig Arbeit im Tierheimbetrieb an.
Vor vier Jahren etablierte sich die Idee von Andreas Klinge, Jugendarbeit und Tierschutz zum Wohle aller Beteiligten zu verbinden. Als er noch im Jugendzentrum in Euren gearbeitet hat, begleitete ihn häufig sein Hund mit auf die Arbeit. Dabei stellte Klinge fest, welche positiven Effekte das Tier auf die Kinder und Jugendliche hatte. Manch ein Kind sei allein des Hundes wegen zum Zentrum gekommen.
Andreas Klinge selbst arbeitet als gelernter Erzieher seit 13 Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Mutterhauses und setzt sich nebenher aktiv für den Tierschutz ein. Nach seiner Erfahrung, wie gut die Kinder Kontakt zu seinem Hund aufgenommen haben, sprach er das Thema Tierbetreuung auch in dem Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen an und stieß bei den Patienten auf großes Interesse.
Klinge meint, viele der Patienten halten selbst Tiere zu Hause und haben gerne über ihr Zusammenleben erzählt, insgesamt wären die Kinder sehr neugierig und zugänglich bei dem Thema Tiere und Natur. Also initiierte er eine Zusammenarbeit mit dem Zewener Tierheim. Seit vier Jahren nun kooperiert das Mutterhaus mit dem Tierheim und hat überwiegend positive Erfahrungen zu berichten. Seitdem haben über 100 Patienten an dem Projekt teilgenommen. Unterstützt wird Andreas Klinge von der Krankenschwester und Kollegin Mechthild Lexen. Sie begleitet die Guppe wenn Andreas Klinge aufgrund von Nachtdiensten, Urlaub oder sonstigen Verhinderungen nicht zur Stelle ist.
Verantwortungsgefühl und Selbstbewusstsein
Bei der Tierheimarbeit geht es um Verantwortung und Wissensvermittlung. Die Kinder lernen viel über Lebens- und Verhaltensweisen, Körpersprache, Mimik und Gewohnheiten der Tiere. Da diese Eigenschaften bei Katzen sehr ausgeprägt sind, konzentriert sich die Arbeit auf das Reinigen und Säubern der Gehege, Füttern und vor allem auch Streicheleinheiten für die Heimkatzen. Den oft depressiven, an Essstörung leidenden oder zurückgezogenen Patienten fällt es wesentlich einfacher Kontakt zu Tieren aufzunehmen. Auch werden sie durch das gemeinsame Thema innerhalb der Gruppe offener.
Klinge und Lexen erleben die Patienten von einer ganz anderen Seite. „Sie sind anders als im stationären Bereich“, diese positive Bilanz ist vor allem in der Verhaltensweise der Patienten zu beobachten. Eine ganze Stunde widmen sich die Kinder und Jugendlichen der Hygiene des Umfeldes, die letzte halbe Stunde beschäftigen sie sich ausschließlich mit den Tieren selbst. Und nicht nur die Patienten profitieren von der Heimarbeit, die Katzen, die an Pflegefamilien weitervermittelt werden sollen, bleiben so im näheren Kontakt zu den Menschen. Das Pflegepersonal des Tierheims hat einfach nicht ausreichend Zeit, sich um jedes einzelne Tier zu kümmern. Und Katzen, die an Menschen und deren Nähe gewöhnt sind, finden leichter eine neue Familie als scheue Katzen. Mit Babykatzen arbeiten sie aber nicht zusammen. „Aus hygienischen Gründen“. Die kleinen Kätzchen haben noch ein schwaches Immunsystem und wenn die Kinder und Jugendliche sich um die anderen Katzen kümmern, besteht die Gefahr, dass sie Keime übertragen.
Viel Wissenswertes über Tiere
Wichtig für das Projektes ist ebenfalls die Vermittlung von Wissenswerten und Pflichtgefühl gegenüber der Tiere. Man muss den Kindern darstellen, dass die Tiere eine recht hohe Lebenserwartung haben – immerhin bis zu 20 Jahre. Zeigen die Kinder aufrichtiges Interesse an einen Tier, weisen die Klinge und Lexen darauf hin, dass das Umfeld erst gesichert sein soll, eine Ausbildung absolviert wird, man sich Gedanken darüber macht, was mit dem Tier während eines Urlaubs passiert, und vor allem was es für eine große Verantwortung bedeutet, ein Tier zu halten. Das versprechen sich die beiden Projektleiter dadurch, dass die Teilnehmer ebenfalls „unangenehmere“ Arbeiten verrichten. Aber auch das wirkt sich aus pädagogischer Sicht positiv auf das Selbstbewusstsein aus.
Nach dem Projekt
Eine Patientin habe sich im Anschluss des Projektes auch selbst eine Katze zugelegt, eine andere hat sogar ein Praktikum in dem Tierheim absolviert. Aber im allgemeinen sei die Resonanz schwierig nachzuvollziehen, es sei meist aus logistischen Gründen nicht möglich für die Kinder, die Arbeit in ihrer Freizeit fortzusetzen, da sie teilweise aus fernerer Umgebung kommen. Die Nachfrage nach der Arbeit sei aber vorhanden.
Andreas Klinge freut sich, dass seine Idee so viel Anklang findet und sich vor allem so positiv auf Kinder und Tiere auswirkt. Das Tierheim ist selbstverständlich genauso froh über die freiwilligen Helfer: Ein beispielhaftes Projekt mit verheißungsvollen Erfolgen.
Kommentar verfassen