Am Sonntag, 7. April, gab es für einen Trierer Theaterschauspieler eine ganz besondere Premiere: Tim Olrik Stöneberg feierte mit Theater- und Filmkollegen die Erstausstrahlung des Saarbrücker Tatorts „Eine Handvoll Paradies“.
Im Cheers war am Sonntag geschlossene Gesellschaft, denn der lokale Schauspieler Tim Olrik Stöneberg hatte zu einer ganz besonderen Premiere geladen: Sein Tatortdebüt als V-Mann in einer Motorradbande. Mit dabei waren nicht nur Kollegen aus dem heimischen Theater, sondern auch neu gewonnene Film-Kollegen, wie etwa Thomas Kautenburger, im Tatort liebevoll „Mutti“ genannt. Demonstrativ alle in filmeigener Biker-Kluft.
Zur Handlung: Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) und Kollegen finden die Leiche des Bandenbosses der Motorradgang „Dark Dogs“, ein kurzer Auftritt für Claude Oliver Rudolph. Schnell ist klar: Das war kein Motorradunfall. Doch wer hat den Boss auf dem Gewissen? Geht es etwa um ein Bandenkrieg? Stellbrink ist davon gar nicht überzeugt. Er vermutet den Täter eher in „der Familie“, also beginnt er seine Suche in den heimischen Gefilden des Rockers. Sprich in seiner Bande. Dabei findet er nicht nur den Mörder, sondern auch einen eingeschleusten V-Mann, nebst seiner thailändischen Gattin.
Hier kommt Tim Olrik Stöneberg ins Spiel. Der gibt nämlich besagten V-Mann, fährt dabei locker mit dem Bike über Felder, steckt einiges an Haue weg, macht die Stunts mal eben selbst. Ziemlich cool. Besonders cool mal ein gekanntes Gesicht, neben so bekannten Schauspielern, wie Claude Oliver Rudolph oder Devid Striesow zu sehen.
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„Sonntagsabends Tatort gucken“ steht bei vielen schon seit Jahren fest im Terminkalender. Also nicht nur für den Schauspieler eine tolle Erfahrung. Auch das Publikum war begeistert: Spitzenstimmung im Cheers. Daneben vergisst man fast, die Handlung zu verfolgen. Die stand ja nach dem ersten Einsatz von Saarbrückens neuem Kommissar auf dem Prüfstand. War doch der letzte Tatort mit Striesow und Kollegen gar nicht so gut angekommen.
Lokaler Schauspieler im TV
Nach diesem Tatort kann man eines sagen: Ein „Tatort“ im eigentlichen Sinne war es nicht. Auch im Cheers hörte man vielfach die Bezeichnung „Komödie“; das trifft es dann schon eher. Der Kommissar liefert sich mit seiner roten Vespa eine wilde Verfolgungsjagd mit der Gang, an abgeernteten Feldern vorbei. Wirre, tuckige Traumszenen Stellbrinks bringen den Zuschauer aus dem Konzept. Kurze, knackige Dialoge sorgen für Gelächter. Das alles verpackt in witzige, karikaturhafte Figuren.
Dieser Tatort nimmt sich nicht allzu ernst, verpackt harte Themen (immerhin geht es um Drogen, knallharte Gewalt und eigentlich auch um einen Mord) in slapstickartige Gags. Witzigkeit kennt eben keine Grenzen. Für Triers Schauspieler eine tolle Chance, eine super Erfahrung zweifellos. Leider kam auch dieser Tatort beim sonstigen Publikum Deutschlands nicht gut an. „Klamauk, Katastrophe, gestohlene Lebenszeit“ liest man in den Kritiken. Doch im Cheers will man die Kirche lieber mal im Dorf lassen.
Wenn man sich an die alten Saarbrücker Tatortfolgen erinnert, mit Alice Hoffmann, Jochen Senf und Gregor Weber, kommen einem heimatliche, ur-saarländische Bilder vor das geistige Auge. Damals ging es eher um ein Stück saarländisches Lebens- und Heimatgefühl, als um Mord, Leichen und Gräueltaten – Saarbrücken ist eben nicht Berlin oder Hamburg. Dennoch muss man zugeben, dass man von einem Tatort anderes erwartet, als man es am Sonntag gesehen hat. Viel zu oft herrscht leider ein Ungleichgewicht zwischen dem Platz, den die Gags der Hauptfigur einnehmen und der Reichweite der Geschichte. Irgendwann rutscht der Mord vom Anfang mal eben unter den Tisch der Handlung.
Nichtsdestotrotz erleben wir vielleicht gerade einen Wandel des guten alten Tatorts. Till Schweiger schwingt in Hamburg das Hollywood-Zepter, dann kann beim Saarbrücker Tatort auch der Witz spritzig sein, anstelle des Blutes. Warum nicht mal ein paar witzige Dialoge zwischendurch? Ein paar farbenfrohere Charaktere? Wilde Verfolgungsjagden mit einer Vespa mit Leck im Tank? Wenn’s dem Zuschauer gefällt, ist das doch die Hauptsache.
Gefallen hat’s im Cheers. Mit sichtlich fröhlichen Theater- und Fernsehkollegen. Eine schöne Erfahrung für Stöneberg und ein Portiönchen Lokalstolz für Trier. Fazit: Coole Sache, auch wenn der Mord ein bisschen aus dem Blickfeld gerät.
Wer sich den Tatort noch einmal ansehen möchte, der kann dies in der ARD-Mediathek tun.
Übrigens: wie uns berichtet wurde, war ein weiterer Trierer im Tatort zu sehen: Thom Nowotny, der als „Gladiator Valerius“, „Tribun Mallobaudes“ oder „Zenturio“ bereits auf sich aufmerksam machte. Zudem knackte er als ebensolcher letztes Jahr mit seiner 1.000 Vorstellung in der Porta Nigra den Weltrekord für die meisten Ein-Personen-Stücke in einem Weltkulturerbe. Am Sonntag bestritt er dann die Rolle des“Ingo Rogner“.
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