In Zeiten knapper Kassen und zunehmender Armut gilt Shoppen als Luxus. Der Umsonstladen setzt dem mit ehrenamtlicher Arbeit etwas entgegen.
Schon das Öffnen der Tür fällt schwer. Nicht etwa, weil etwas Stigmatisierendes am ersten Schritt hinein kleben würde. Nein, es hat einen ganz pragmatischen Grund: zuviele Kunden, die sich im Flur drängeln. „Es ist schon vorgekommen, dass wir die Leute in Schichten von zehn Mann reingelassen haben, während der Rest draußen warten musste, bis er dran war“, sagt Rudolf Merod, vom dem die Idee für den Umsonstladen stammt, lachend.
Geschirr in einer Abteilung, Spielsachen daneben, Kleidung und Schuhe im oberen Stockwerk, Haushalts- und Elektrogeräte nebenan – auf den ersten Blick unterscheidet sich hier nichts von zig Kaufhäusern in zig Innenstädten Deutschlands. Mit einer Ausnahme: an keinem der Artikel, die man hier kaufen kann, klebt kein Preisschild. Warum auch, es ist schließlich alles umsonst. Spender haben die Dinge abgegeben, die sie selbst nicht mehr brauchen oder wollen. Kaputt oder verschmutzt sind die wenigsten Sachen, denn es gilt: bitte nur das herbringen, was man selbst auch mitnehmen würde. Im Gegenzug kann jeder das mitnehmen, was er benötigt. Niemand muss etwas bezahlen, aber wer will und es sich leisten kann, hinterlässt eine freiwillige Spende in beliebiger Höhe. Das so erworbene Geld wird zur Deckung der laufenden Kosten verwendet. Die Stadt Trier stellt zwar das Gebäude in der Schönbornstraße zur Verfügung und die knapp 20 Mitarbeiter sind alle ehrenamtlich tätig, dennoch fallen die üblichen Kosten wie z.B. für Heizung, Wasser oder Telefon an.
Der Umsonstladen ist eine Einrichtung der „Gemeinde des Lebendigen Gottes“. In der Gemeinde sind sehr viele ausländische Mitbürger aktiv, was sich auch im Umsonstladen widerspiegelt. Merod zählt diverse Sprachen auf, in denen sich seine Mitarbeiter verständigen können. Neben Deutsch und Englisch sind Arabisch und Russisch vertreten. Auch Französisch für die Betreuung von Kunden und Spendern aus Luxemburg fehlt nicht.
Religiöse Affinitäten gibt es im Umsonstladen trotz der Nähe zur Gemeinde aber keine. Unter den Mitarbeitern seien Christen ebenso vertreten wie Muslime und Atheisten, so Merod. Auch das religiöse Bekenntnis der Kunden hat keinen Einfluss darauf, wie sie hier behandelt werden. Das Prinzip des Umsonstladens ist es, niemanden abzuweisen, der vor der Tür steht.
Wer hier eins der 20 000 Teile mitnimmt, die schon mal in einem Monat den Besitzer wechseln, hat es ohnehin nicht leicht im Leben. Hartz IV-Empfänger versorgen sich ebenso mit Kleidung wie alleinerziehende Berufstätige, bei denen das Geld nicht reicht, um in regulären Läden einzukaufen. Im Umsonstladen werden keine Fragen gestellt und keine Einkommensnachweise verlangt. Und doch – „viele, die zu uns kommen, gehen auch zur Tafel, weil sie anders nicht über die Runden kommen“, sagt Merod offen. Kein Wunder also, wenn jemand seine Garderobe aus den Spenden im Umsonstladen zusammenstellt, die aus allen Ecken von Daun bis Saarbrücken kommen. Vor allem während der kalten Herbst- und Winterzeit ist Kleidung gefragte Ware. 70 bis 80 Stücke pro Stunde verlassen dann durchaus die Kleiderkammer des Umsonstladens.
Das Konzept des Umsonstladens ist mittlerweile deutschlandweit bekannt, dank eines Beitrags im ARD-„Morgenmagazin“ im September. Neben vielen neuen Spendern und Kunden hatte die Ausstrahlung auch eine andere Folge: einige der freiwilligen Mitarbeiter des Umsonstladens fanden neue, reguläre Arbeitsstellen. „Bedeutet natürlich mehr Arbeit für mich“, sagt Merod und seufzt. Aber ganz kann er sich ein stolzes Lächeln doch nicht verkneifen.
Brandon Sterner meint
Umsonst ja – und nein
denn eine Spende
die muss sein;
Da kann von Umsonst nicht die Rede sein.
Benny meint
Im Umsonstladen wurde der Projektleiter R.Merod durch Herrn Dirk Krutten abgelöst.Leider ist nicht alles Gold was glänzt.Die Art und Weise wie in der jüngsten Zeit um Spenden geworben wird spottet jeder Beschreibung.In der Hausrat/Spielsachenabteilung wird von dem Leiter dieser Abteilung zur Spende aufgefordert,kann der Kunde nicht spenden solle er diese Artikel zurück legen.Was ist hier los ? ist dies die neue Art im Umsonstladen ,will man so das Spendenaufkommen erhöhen ? dies von einer Christlicher Trägergemeinde, oh nein!Leider wird dies von dem jetzigem Leiter Herrn Dirk Krutten gebilligt.
Chrissi meint
Ja, da wird einiges abgewiesen, leider immer mit dem Hinweis, dass die Besucher es nicht wollen… bin da auch schon mit einem voll funktionstüchtigen Fernseher und einem Röhrenbildschirm „gescheitert“. Nimmt wohl keiner. Ist ja auch kein Flatscreen.
Aaaaber: Dafür kann natürlich der Laden nichts, die müssen ja auch schauen, was sie wieder loswerden können.
anonym meint
ja, der umsonstladen ist wirklich ein nettes konzept. schade nur, dass wenn man einen zwar nicht neuen, aber auch nicht veralteten, pc mit monitor, tastatur etc. spenden will dieser abgewiesen wird. schade drum!