Die Umstellung von Schule auf Arbeitswelt stellt für viele Jugendliche eine besondere Hürde dar. Wenn dann noch weitere private Schwierigkeiten hinzukommen, ist das für viele einfach eine Überforderung. Für solche Fälle gibt es die Azubi-Coaches im Palais.
Kaum haben sie die Schule voller Freude hinter sich gelassen, stellen sie fest, dass so ein acht-Stunden-Tag auch nicht viel angenehmer ist – im Gegenteil. Es wird viel mehr von den jungen Erwachsenen verlangt und viele kommen damit nicht zurecht. Und neben dem Stress auf der Arbeit hat ein 16-Jähriger ja häufig auch noch ganz andere Baustellen zu bearbeiten. Sven zum Beispiel, eines der Fallbeispiele der Azubi-Coaches, ist 22 Jahre alt. Er bezog Arbeitslosengeld II, seine Partnerin war schwanger und die Wohnsituation mehr als ungünstig. Ziel der Azubi-Coaches war es zunächst Sven und seine Partnerin bei den Schwierigkeiten neben der Ausbildung zu entlasten. Das junge Paar wurde bei der Wohnungssuche unterstützt, Kontakt zu einer Hebamme wurde hergestellt und bei Behördengängen und dem Stellen von Anträgen wurde geholfen. Die erste Phase von Svens begonnener Ausbildung wurde ebenfalls betreut.
Egal um welche Probleme es sich handelt – in Trier können sich die Betroffenen an einen Azubi-Coach wenden. „Erste große Liebe, Zoff mit den Eltern, Schwierigkeiten in der Berufsschule, all das sind Dinge mit denen wir uns dann auseinandersetzen“, sagt Azubi-Coach Kerstin Knopp. Die Sozialpädagogin arbeitet seit acht Jahren im Palais und ist von Anfang an beim Projekt „TAKTIK – Treffpunkt für Aktivierung, Kommunikation, Trainings, Integration und Kultur“ dabei.
Das Palais hat einen Antrag auf Förderung beim Bund gestellt und das Projekt für eine Zeitspanne von drei Jahren bewilligt bekommen, finanziert über das Programm XENOS und weitere Co-Finanzierer, evaluiert von der Uni Trier. „Bisher haben wir Jugendliche solange begleitet bis sie einen Ausbildungsplatz hatten, dann waren wir raus. Viele sind nach ein paar Monaten gekommen und brauchten eine neue Stelle, weil sie abgebrochen haben. Jetzt können wir die Azubis begleiten und sie stabilisieren, so dass sie die Ausbildung nicht bei der ersten Schwierigkeit schmeißen.“ Die meisten Probleme seien gar nicht auf den Betrieb zurückzuführen, erzählt Knopp. „Häufig entstehen Konflikte im Betrieb auf Grund von anderen Problemen, meist im sozialen Umfeld. Dann ist der erste Schritt herauszufinden was nicht stimmt, damit wir helfen können.“
„Manchmal melden sich die Betriebe auch bei uns.“
Es geht um Prävention und Intervention. Manchmal sind es auch die Betriebe, die sich an Kerstin Knopp und ihre drei Kollegen wenden. Dann ist das Programm eine Art letzte Chance für die weitere Zusammenarbeit. „Wir hatten einen Fall, da rief eine Kindertagesstätte an und sagte, dass sie ihre Auszubildene gern übernehmen würden, aber sie sei einfach viel zu schüchtern und verschlossen.“ Im Gespräch mit dem Mädchen kam eine große Zahl von Problemen ans Licht. Meistens sind die Betriebe froh um die Hilfe des Palais – viele wollen den Jugendlichen selbst helfen, stoßen dabei aber an ihre Grenzen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Betriebe dankbar für unsere Hilfe sind und diese Hilfe nicht als Einmischung empfinden. Unser Anliegen ist es ja auch nicht uns in betriebliche Geschichten reinzudrängen, sondern so zu handeln, dass sich die Situation für alle bessert.“
Wenn es schon geknallt hat zwischen Auszubildendem und Chef und es für Prävention zu spät ist, dann geht es um Krisenintervention. Idealerweise setzten sich alle an einen Tisch und es heißt: retten was zu retten ist. „Es gibt Fälle, da ist es besser das Ausbildungsverhältnis zu beenden, aber dann kontrolliert. Während der Betrieb weiß, dass der Azubi noch so und so lange da ist, hat der Azubi bestenfalls schon eine neue Stelle. So geht das ohne viel Aufsehen über die Bühne, davon haben alle etwas.“ Knopp hat außerdem eine Mediationsausbildung: Wenn eine der beiden Parteien unzufrieden ist, dann fungiert sie als Vermittlerin und versucht Verständnis untereinander herzustellen.
Die Azubi-Coaches arbeiten Hand in Hand mit der Handwerkskammer: Die Kammer verweist die Azubis an das Angebot im Palais, wenn es um pädagogische Anliegen geht. „Es gibt keinen typischen Fall, der hierher kommt. Es ist alles dabei. Von einem einzelnen konkreten Problem, das wir schnell lösen, bis hin zu einem ganzen Sack voll Problemen kommen die Jugendlichen mit allem. Einige betreuen wir wenige Monate, andere zwei Jahre. Das ist absolut individuell.“ Helfen können die Coaches eigentlich immer, so Knopp: „Wenn es Probleme gibt, die wir nicht lösen können, seien es Drogen oder Ähnliches, dann vermitteln wir die Betroffenen weiter – auch das ist natürlich Hilfe.“
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