Egal ob man neu in eine Stadt zieht oder schon seit Jahren dort lebt: Manchmal übersieht man einfach kleine Dinge, die eigentlich größere Aufmerksamkeit verdienten. 5vier-Redakteur Christian Simon ging es so mit „Wilde Zeiten“, einem kleinen, regionalen Feinkostgeschäft in der Passage zwischen Kaufhof und Frankenturm.
Die Idee für diesen Artikel kam mir, als wir einmal mit der 5vier-Redaktion nach einem gemeinsamen Mittagessen an dem (zu diesem Zeitpunkt geschlossenen) Ladenlokal, das eigentlich nur ein größeres Schaufenster ist, vorbeikamen. Was das denn für eine Ausstellung sei, das konnten mir aber auch meine Kollegen, die alle viel länger in Trier wohnen als ich, nicht beantworten. Einige Recherche und ein kurzes Gespräch mit dem Inhaber später, war aber klar: Hier verbirgt sich eine wahre Schatzkiste für Freunde regionaler Lebensmittelprodukte.
Wild und mehr
In einem kleinen Schrank nahe der Eingangstür befinden sich die Wildspezialitäten, denen die „Wilden Zeiten“ ihren Namen verdanken. Inhaber Kai Napalowski ist zwar eigentlich diplomierter Biogeograf, aber auch Jäger aus Leidenschaft. „Andere Jäger verkaufen das Wild, das ja auch gejagt werden muss, für ein, zwei Euro an den Großhändler. Ich wollte immer mehr damit machen“, erzählt er mir. Mit Unterstützung der Fleischerei Haag in Ruwer verarbeitet er seine „Beute“ zu diversen Wildprodukten, wie Salami, Schinken oder Fonds.
Damit ist er schon seit Langem auf den Bauernmärkten in der Region unterwegs. „Das habe ich schon immer gerne gemacht, das ist einfach so ein Hobby von mir“, erfahre ich. Deshalb beschloss der Inhaber, auch außerhalb der Märkte seine Waren anzubieten. Ein Hobby, das sich rentiert: Obwohl nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet, hat der Laden bei den Wildliebhabern Triers einen guten Ruf. „In dieser Hinsicht ist Trier ein Dorf“, erzählt Napalowski, „die Mundpropaganda reicht schon aus, um die Kunden zu erreichen.“
Natürlich könne er sein Ladengeschäft nicht nur mit Salami befüllen, so klein sein Schaufenster auch sei, fügt er augenzwinkernd hinzu. Deshalb hat er sich weitere Standbeine geschaffen, ohne dabei den Fokus auf die Region oder Wild & Wald zu verlieren: Von anderen regionalen Anbietern (im Umkreis von maximal 50 Kilometern um Trier) verkauft er Wein, Honig, Marmelade und Senf. Antiquitäten von Privatleuten werden von ihm vertrieben, andere „Wohnaccessoires“ kauft und verkauft er selbst. „Ich habe versucht einen „wilden Wohngedanken“ in den Vordergrund zu stellen, alles hat irgendwie mit Holz oder Wald zu tun“, beschreibt Napalowski sein Konzept.
Das Konzept kommt an!
Und das kommt an: „Für den Sommer, wenn ich wieder mehr beruflich zu tun habe und viel auf Märkten unterwegs sein werde, werde ich dieses Jahr sogar eine Aushilfe auf 400-Euro-Basis einstellen“, erzählt er stolz.
Dann wird er seine Zeit wieder an seinem Marktstand verbringen, als Nächstes auf dem Narzissenfest in Schillingen (25. März) und auf der Jahrespräsentation der staatlichen Weinbaudomäne Trier Avelsbach (23. und 24. März), um allen Interessierten den Wildgenuss näher zu bringen. Übrigens: Am Marktstand kann man alle Produkte auch probieren, was aus rechtlichen Gründen im Ladenlokal leider nicht möglich ist. Das lohnt sich auf jeden Fall.
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