Von Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Die Kunst hatte gerufen und zahlreiche Menschen waren ihr am Samstag in den Wittlicher Stadtpark gefolgt. „Eine Nacht im Zauber der Elemente“ hieß die Theaterperformance, die den Höhepunkt der Wittlicher Kunstnacht darstellte. 5vier.de war vor Ort.
Es war eine wahrhaft mystische Atmosphäre. Der Wittlicher Stadtpark war in den Schein vieler hundert Kerzen und Grableuchten getaucht. Vermummte Gestalten mit Fackeln führten Besuchergruppen durch die düsteren Pfade, vorbei an Stationen, an denen regionale Theatergruppen einzelne Szenen darstellten, die sich zu einer „Nacht im Zauber der Elemente“ zusammenfügen sollten. Ab Einbruch der Dunkelheit machten sich die Gruppen auf den Weg, die Letzten harrten bis tief in die Nacht im Park aus und warteten auf ihre Führung. Zuvor wurde den Besuchern die Zeit mit Musik und den Präsentationen der zahlreichen Künstler der Gruppe „Kunst an Hecken und Zäunen“ vertrieben. Inszeniert vom Trierer Satiricon-Ensemble unter Leitung der Regisseurin Sandra Karl, beteiligten sich zahlreiche professionelle und semiprofessionelle Theatergruppen der Region an diesem einzigartigen Gemeinschaftsprojekt.
Gleich an der ersten Station nahmen die Besucher junge Schauspieler aus dem Haus der Jugend in Wittlich in Empfang, die von der Schöpfung aus der Sicht der verschiedenen Mythologien erzählten. An den anderen Haltepunkten begegneten den Besuchern mal mehr, mal weniger mythologische Wesen und Naturgeister, die von den Versuchen der Menschen erzählten, sich die Kräfte der Natur untertan zu machen und dabei letztendlich scheitern. So sprach zum Beispiel eine Nixe (Monika Nospak) Goethes Gesang der Wassergeister, der Kapitän der Titanic (Elmar Köcher) stand für die Unkontrollierbarkeit der Natur durch technische Errungenschaften. Der Prometheusmythos (gespielt von Oliver Jax) wurde mit der Tschernobylkatastrophe verbunden und Mutter Erde (Jayashri Ghosh) plädierte für einen behutsamen, ökologisch-verantwortlichen und nachhaltigen Umgang mit dem Boden. In einer düsteren, mit dem Ikarusmythos verbundenen Schlusssequenz, konnte so nichts anderes als der Tod stehen.
„Aber auch wenn die Schöpfung am Beginn und der Tod am Ende der Reise steht, so ist im Kreis doch jeder Punkt Anfang und Ende zugleich“, fasst Regisseurin Sandra Karl das Konzept noch einmal zusammen, in dem sich die Besucher auf verschlungenen Pfaden, aber letztendlich doch im Kreis, durch den Park bewegten und am Ende wieder am Ursprung angelangt waren. Ob dieses Konzept allerdings allen Zuschauern auch wirklich klar geworden ist, mag bezweifelt werden. Eine kleine Handreichung mit Erläuterungen zu den einzelnen Stationen wäre wohl hilfreich gewesen. So zeigte sich ein Elternpaar doch reichlich überfordert bei den interessierten Nachfragen des eigenen Sprösslings, der die Materie weitaus tiefer durchdrungen zu haben schien als die dazugehörigen Erziehungsberechtigten.
Doch viele Besucher zeigten sich begeistert von der abwechslungsreichen Performance, bei der man nie wusste, was einen nun an der nächsten Ecke, hinter der nächsten Hecke erwartete. So verzieh man gerne einzelne Probleme, die der Unerfahrenheit vieler Künstler geschuldet waren, die mit vollem Herzblut bei der Sache waren. So zum Beispiel, dass manche Stationen bereits mit dem Spiel begonnen hatten, bevor die ganze Gruppe den Ort des Geschehens erreicht hatte.
Der Abend im „Zauber der Elemente“ kann als voller Erfolg gewertet werden, insgesamt zog die Performance mehr als tausend Besucher an. So bestehen beste Aussichten, dass das Konzept im nächsten Jahr in eine neue Runde gehen wird und den Wittlicher Stadtpark wiederum in eine spektakuläre Bühne für die Theaterkunst verwandelt.
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