Von Mirna Stieler und Ellen Friese
Momentan ist im Stadtmuseum eine ganze besondere Ausstellung zu sehen. Besondere Schmuckstücke von bekannten Malern und anderen Künstlern werden hier gezeigt. 5vier traf sich dort mit Absolventinnen des Studiums Edelstein- und Schmuckdesign der FH Trier und sprach mit ihnen über das vielfältige Thema Schmuck.
Die Schmuckausstellung
Im Stadtmuseum in Trier läuft seit dem 25. März eine ganz besondere Schmuckausstellung. Unter dem Titel „Zierrat / Sieraad. Künstlerservice und Künstlerschmuck von Pablo Picasso bis Cindy Sherman“ werden Schmuckstücke ausgestellt, die von berühmten Malern, Bildhauern und anderen Künstlern, die an sich nichts mit dem Schmuckherstellen zu tun haben, designt wurden.
Das Partnermuseum in Herzogenbusch stellte die Exponate zur Verfügung. Spezialisiert ist das Museum auf Keramikdesign und Schmuck. Die Ausstellungsstücke sind ausschließlich von renommierten Künstlern, die mit Schmuck an sich nichts zu tun haben. Bei den Stücken handelt es sich oft um Unikate und sie sind für einen erlesenen Kundenkreis erdacht. Auch Trageweisen sowie Materialien sind alles andere als gewöhnlich. So kann zum Beispiel ein Ring von Merrit Oppenheim, mit einem echten, unbehandelten Zuckerwürfel als Stein, bewundert werden. Generell sind bei der Wahl der Materialien keine Grenzen gesetzt. Von Kunststoff, über Gold bis hin zu Teilen von Tieren (Hörner vom Hirschkäfer etc.) ist alles Erdenkliche und zu verarbeitende zu bestaunen.
Die eigentliche Schmuckherstellung mussten natürlich andere machen, da die ausgestellten Künstler auf anderen Gebieten als der Goldschmiedekunst zu Hause waren. Die Künstler gaben ihre Ideen als Entwurf an einen Goldschmied, der die Entwürfe dann bearbeitete. So ritzte Pablo Picasso seine Ideen in Wachs, dieses Wachs wurde dann in eine Form gegeben und die Form mit flüssigem Gold ausgegossen. Das Wachs schmolz und zurück blieb das von Picasso designte Schmuckstück.
Eine Ausnahme bildet dabei der Künstler César. Dieser war eigentlich Bildhauer, stellte aber auch seinen eigenen Schmuck selbst her. Er entwickelte dafür die Technik der Kompression. Wie in einer Autopresse wurden alte Schmuckstücke (Steine, Broschen etc.) zusammengepresst und ergaben dadurch ein neues Schmuckstück. Es war eine besondere Art von Recycling und César übte durch diese Technik besonders Kritik an der aufkommenden Konsum- und Wegwerfgesellschaft aus.
Auch aktuelle Künstler sind bei der Ausstellung vertreten. Gerade Niederländer sind groß auf dem Markt. Paul Bechman z.B. ist eigentlich Möbeldesigner und gestaltet seinen Schmuck aus Baumarktartikeln wie Stacheldraht. Ben Zegers hingegen versucht aus alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel einem Siphonsieb, seinen Schmuck herzustellen. Er will dadurch zeigen, dass auch Dinge, denen wir normalerweise keinen Wert zusprechen würden, auch auf ihre Weise ein Schmuckstück darstellen.
Was alle Stücke gemein haben; sie sind weit mehr als handelsüblicher Schmuck. Besondere Materialien, ungewöhnliche Trageweisen und hohe Kreativität zeichnen diese aus und machen sie somit zu einem großen Erlebnis. Diese Meinung teilten auch die Absolventinnen des Studiengangs Edelstein- und Schmuckdesig an der FH Trier.
Die Ausstellung ist noch bis zum 12. August im Stadtmuseum Simeonstift Trier zu bewundern.
„Schmuck kann viel mehr als nur Menschen zu schmücken.“
Standort des Studienganges „Edelstein- und Schmuckdesign“ ist Idar-Oberstein und es ist der einzige Studiengang mit dieser Ausrichtung. Momentan studieren 50 Studenten an der Fachhochschule. Fast alle kommen zunächst aus einer Goldschmiedelehre oder anderen künstlerischen Ausbildungen. Eine abgeschlossene Ausbildung ist zwar nicht vorausgesetzt, jedoch ein einjähriges Praktikum. Ohne praktische Fähigkeiten sei es schwierig, seine Idee auch in die Tat umzusetzen. Zudem gibt es eine zweitägige Aufnahmeprüfung, wo auch eine Mappe mit bisherigen Werken eingereicht werden muss.
Der Praxisanteil überwiegt bei der Arbeit. So startet der Designer mit dem Gedankengang, was er überhaupt mit seinem Schmuckstück ausdrücken möchte und geht dann auf die Suche nach passenden Materialien. Dabei steht noch nicht fest, ob es ein Ring, eine Halskette oder ein Armreif werden soll. Alles kann sich aus einer Idee heraus entwickeln. Dann werden Stunden um Stunden in den Werkstätten verbracht, bis der Künstler zufrieden mit seinem Schmuckstück ist.
Die Studenten hatten auch eigens hergestellte Schmuckstücke mitgebracht um schon einmal einen Vorgeschmack auf den am 14. Juli stattfindenden Designmarkt zu geben. Halsketten, Ringe oder Broschen, alles dabei und alles hat seine eigene Bedeutung und Geschichte. Der Standort des Studiengangs ist nicht zufällig gewählt. Idar-Oberstein gilt als die Edelsteinstadt Nummer eins in Deutschland. Wo sollte man besser sein Studium in Edelstein-und Schmuckdesign absolvieren, wenn nicht hier.
Ziel des Studiums ist es, seine eigene Handschrift zu entwickeln, um sich später am Markt behaupten zu können. Aber schon während des Studiums ist es den Studenten möglich, auf Ausstellungen und durch Teilnahme an Messen ihren selbst gemachten Schmuck auszustellen und zu verkaufen.
Die nächste Gelegenheit, den Schmuck der Absolventinnen zu bewundern und auch zu kaufen, bietet sich am 14. Juli im Brunnenhof des Stadtmuseums in Trier auf dem Designmarkt.
Fotos: Mirna Stieler
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