Auf dem 1. Trierer Science Slam im Untergeschoss der Uni-Mensa geben sich Unterhaltung und Wissenschaft die Klinke in die Hand. 5vier-Redakteur Sebastian Minas war dabei.
Wissenschaft in 10 Minuten
Trier. Anders als bei seinem Pendant, dem bereits bekannten und auch etablierten Trierer Poetry Slam, wird dem Zuschauer nicht Lyrik, sondern wissenschaftliche Forschungsergebnisse näher gebracht. Wer jetzt an trockene Vorträge und komplexe Belehrungen denkt, liegt falsch. Hier steht Unterhaltung und Spaß im Vordergrund, wenn die Teilnehmer ihre selbst erarbeiteten Forschungsergebnisse anhand spannender Präsentationen aufbereiten. Die Bewertung der Vorträge obliegt dem Laien, denn das Publikum entscheidet letzten Endes über den Sieger. Was zählt ist, neben einem verständlichen Inhalt, auch die Vortragsart des jeweiligen Teilnehmers.
Mensa mal anders
Wo sonst das Stammessen an hungrige Studentenmäuler verteilt wird, gab es an diesem Donnerstagabend ein wenig Gehirnfutter und etwas auf die Lachmuskeln. Beim Science Slam gibt es keine Beschränkungen, die Teilnehmer stammen aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsfeldern. Diese erstrecken sich laut Veranstalter von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, über technisch orientierte Arbeitsfelder wie dem Ingenieurwesen bis hin zu medizinischen Aspekten. Nachdem der Bonner Poetry Slammer Lasse Samström, einer der bekanntesten „Poeten“ der Szene, ein gelungenes Warm-Up im klassischen Poetry-Style gehalten und einige Einsichten in die Sexual- und Politikwissenschaft gegeben hatte, war es an der Zeit, die Pioniere des Science Slam einzuleiten. Christian Happ (Universität Luxemburg/ Marburg, Sozialforschung), Kai Kühne (Universität Trier, Politik/Jura), David Joschelder (Universität Trier, Psycholinguistik) und Tobias Wolf (Universität Trier, BWL/Marketing) entstammen unterschiedlichen Fachbereichen, die jedoch eine gelungene Mischung darstellten. Dabei galt immer: es muss überzeugen – und das innerhalb von nur zehn Minuten Redezeit! Nicht nur für an Geschwindigkeit gewöhnte Bachelor-Studenten ein Muss, sondern auch für jeden, der Spaß an Wissenschaft und Technik hat. Obwohl Letztere an diesem Abend nicht überzeugen konnte (die allseits bekannten „Powerpoint-Launen“), haben die vier gekonnt und mit viel Witz ihre Forschungsergebnisse vorstellen und auch das zahlreich erschienene Publikum überzeugen können.
Lamström bei der Einführung des AbendsEmpathie, Kafka, iPhones und das deutsche Arbeitsrecht
Den Anfang machte Christian Happ mit einem Gedicht. Ganz im Sinne der klassischen Poetry-Slam-Reihe eröffnete er den Wettbewerb mit seinem Forschungsbeitrag zur Empathie in Videospielen. Dabei stellte der Student klar: „Videospiele machen Schlechtes; Videospiele machen Gutes weg.“ Er referiert über den Spielkonsum unserer Jugend und deren Auswirkungen auf ihr soziales Verhalten anhand fundierter, empirischer Erhebungen in Luxemburg. David Joschelder, der an der Universität Trier studiert, brachte dem Publikum die kafkaeske Sprache anhand wirrer Gedichte und Zusammenhänge im Bereich der Psycholinguistik nahe, bevor er dem ebenso an der Uni Trier studierenden BWLer Tobias Wolf das Mikrofon übergab. Der Marketing-Profi, dessen Beitrag den Titel „Mal unter uns“ trug, zeigte anhand ausgewählter Beispiele, wie sich die Mundpropaganda in der Ökonomie von Adam und Eva bis hin zu Steve Jobs und seinen iPhones entwickelte. Er erntete dafür den zweiten Platz an diesem Abend.
„Felle + Richter = Uhr-Teil“
Kai Kühne bekam am Ende den größten Beifall für seinen Beitrag „Politische Arbeitsrechtsprechung“. Er konnte sowohl durch seinen Wortwitz wie auch durch seine selbst gestalteten Karikaturen – die zugleich komisch und aufgrund ihrer Einfachheit zudem sehr verständlich waren – dem Publikum die deutsche Rechtsprechung näher bringen. Er zog den Otto-Normal-Arbeitnehmer wie auch die oftmals unklare Rechtsprechung gehörig durch den Kakao, was sehr gut bei den Zuschauern ankam. Den Preis für die beste Darbietung überreichte ihm Peter Stablo, Geschäftsführer des soziokulturellen Zentrums.
Kai Kühne überzeugte das PublikumAn diesem Abend waren jedoch alle vier Gewinner, denn sie konnten gemeinsam und hoffentlich in Zukunft auch erfolgreich den 1. Trierer Science Slam etablieren. Man darf gespannt sein, wie sich die Akademiker in Zukunft schlagen und welche spannende Projekte noch ins Rennen geworfen werden. Die Premiere in der Uni-Mensa war jedenfalls ein voller Erfolg!
Domi meint
Gudd gemacht Cousin!;-)
Sebastian meint
da hast du Recht. Ich habe es zur Kenntnis genommen, dankeschön 🙂
jorni meint
Ich lese das als Wortspiel aus Lyrik und Physik, und der Science Slam ist doch sowieso nicht auf die Uni Trier beschränkt.
Marky Mark meint
„wird dem Zuschauer nicht Lyrik, sondern Physik näher gebracht.“
Warum denn Physik? An der Uni Trier gibts doch gar keine Physiker. Auch in dem Artikel ist danach nix mehr davon zu lesen.
Sehr eigenartig.