Einmal die Woche für sechs Stunden ist das Campus Radio on Air (jeweils donnerstags ab 17 Uhr). Ein Radio von Studenten für Studenten. Wir haben die Crew mal besucht und waren auch bei einer Sendung dabei.
Seit November 2009 gibt es das Campus Radio der Universität Trier. Annika Jähnke, eine der beiden Koordinatoren, war von Anfang an dabei. „Die Mitgliederzahl schwankt sehr stark, aber der feste Kern sind so 20-25 Mitglieder“, meint sie. „Jeder kann sich so stark beteiligen wie er will. Manche machen mehr, andere weniger, am wichtigsten ist Zuverlässigkeit.“ Ohne Zuverlässigkeit ist es natürlich nicht möglich sechs Stunden pro Woche live aus dem dritten Stock der Uni Trier zu senden. Voraussetzungen gibt es keine, „uns ist es wichtig, dass jeder die Möglichkeit bekommt sich einzubringen, Vorkenntnisse sind natürlich schön, aber nötig sind keine.“ Annika selbst studiert Geschichte und klassische Archäologie, was auf den ersten Blick nicht so sehr nach Radio klingt. Natürlich gibt es viele Medienwissenschaftler im Campus-Radio-Team, aber es sind auch Politikwissenschaftler oder eben Archäologen zu finden. Auch Studenten der FH seien willkommen – wenn auch bisher keine dabei sind.
Drei verschiedene Formate sorgen für ein abwechslungsreiches Programm
Eine bunte Mischung an Studenten also, und bunt gestaltet sich auch das Programm. Drei feste Formate gibt es, die jede Woche jeweils zwei Stunden laufen. Für Typ eins, die Gemeinschaftssendung genannt „Audimax“, überlegen sich alle zusammen Themen, Nachrichten werden geschrieben und Beiträge produziert. Die Gemeinschaftssendung ist die mit den meisten redaktionellen Inhalten. Typ zwei ist die Themensendung. Je einmal im Monat gibt’s zwei Talksendungen, mal mit Spaß-Faktor, mal etwas ernsthafter. In den anderen Wochen folgen dann alles rund um Sport und Internationales und Comedy mit einem satirischen Wochenrückblick. „Die Themensendungen werden vor allem von den Moderatoren getragen und vorbereitet“, erzählt Annika, „in der Redaktionssitzung wird dann geklärt wer, welche Beiträge macht und ob bei den Moderatoren alles klar ist.“
Bei Plätzchen und guter Laune – trotz schneebedingt eingestellten Busverkehrs – wird heiter diskutiert und überlegt, was in die nächsten und übernächsten Sendungen soll. Aufgaben werden verteilt und übernommen, Vorschläge eingebracht und erörtert. Wie ist das mit der Umsetzung, wer übernimmt die Umfragen und wer schneidet die Töne? Die ganz normalen Fragen des Radioalltags eben. Eins fehlt noch, wenn wir schon bei Radioalltag sind: Musik. Und damit sind wir beim dritten Format. Zwar wird bei den anderen Sendungen zwischendurch Musik gespielt, aber es gibt eben auch eine explizite Musiksendung. DJs legen live auf und spielen das Neuste aus der Szene. Mal elektronischen Tanzmusik, mal Funk oder Classic Rap. Was für echte Musikfans ist also auch dabei.
Doch wie finanziert sich das Campus Radio eigentlich und wer steht ein, wenn es um Verträge oder andere rechtliche Geschichten geht? Es bleibt zwar ein Radio von Studenten für Studenten, doch Geld ist notwendig für Technik, Plakate und vor allem die GEMA, die ja seit neustem sogar Geld für Sankt Matins Lieder verlangt. All diese Dinge werden vom Asta übernommen. Den rechtlichen Rahmen bildet ein Arbeitskreis im Studierendenparlament. Ein Verein ist das Campus Radio nicht und will es auch erst einmal nicht werden – „Das ist organisatorisch sehr schwierig und so wie es im Moment ist, läuft es gut“, konstatiert Annika.
Im Studio mit Josefine – Audimax mal anders!
Josefine Natalie Kraft ist seit dem Sommer diesen Jahres im Campus Radio Team und moderiert einmal im Monat die Gemeinschaftssendung Audimax. Im kleinen Sendestudio der Uni Trier fand ich sie eine halbe Stunde vor ihrer Sendung beim Sortieren von Musik. Musik wählt die Musikredaktion aus einem Fundus von 80 GB aus, aber in Rücksprache mit dem Moderator. „Meine Sendung ist immer etwas poppiger“, sagt sie. Den Ablauf der Sendung hat sie in einer Tabelle vor sich: „Mensch, heute haben wir so viel im Programm, da komm ich gar nicht mehr zum reden.“ Was nicht erleichtert klingt, sondern eher etwas wehmütig. „Moderieren macht unheimlich viel Spaß, es ist zwar nicht mein konkreter Berufswunsch, aber ne Option wär es schon.“ Überrascht stelle ich fest, dass sie ihre Moderationen nicht ausformuliert vor sich liegen hat, sondern sich nur hier und dort Stichpunkte notiert hat. Keine Spur von Nervösität, ganz locker plaudert sie noch zehn Minuten vor der Sendung mit mir. Fünf Minuten später sieht das schon etwas anders aus. Als hätte sie eine Dosis Nervösität intravenös bekommen, läuft sie auf den Gang: „Ich muss mich noch etwas bewegen und die Gesichtsmuskeln lockern. Man kann auch mit einem Korken im Mund sprechen aber ich hab immer nie einen dabei. Ein Momentchen vorher bin ich immer so nervös.“ Verständlich, weitere fünf Minuten später ist davon nichts mehr vorhanden –erstaunlich!
Kurze Anmoderation und los gehts mitten ins Programm, ins heute volle Programm. Ein Beitrag zur anstehenden StuPa-Wahl, eine Musikbesprechung, was zur Knochenmarkspende nach der Typisierungsaktion in der letzten Woche und ein Studiogast vom Sozialreferat wird auch noch erwartet. Einiges los heute. Nach den ersten zehn Minuten, die wie am Schnürchen laufen, geht die Tür auf.
Laune und Nerven bewahren, auch wenn mal was schief geht
Die Nachrichtensprecherin kommt herein und sieht nicht glücklich aus. Die Nachrichten sind auf dem Weg von einem zum andern verschütt gegangen. Irgendwas scheint beim Informationsfluss schief gegangen zu sein. Es hilft alles nichts, die Nachrichtenfee eilt in die Bib, um schnell noch ein paar zusammenzuschreiben. Es geht eben immer und überall mal was schief. Soweit eigentlich nicht weiter schlimm, nur muss Josefine jetzt ihr Programm noch schnell umstellen. Die Musikbesprechung wird vorgezogen und Nachrichten gibt es statt dreimal heute nur zweimal. Zack – Problem gelöst! Die Tür geht wieder auf. Josefine freut sich: „Hey Max, du hast gerade verpasst wie ich deine Musikbesprechung gelobt habe. Setz dich und sag doch auch was.“ Ja, das ist der große Vorteil, den die Crew vom Campus Radio hat. Improvisation, Flexibilität und spontane Co-Moderation, das alles geht, ohne dass sich jemand daran stört.
Chris meint
Toller Artikel über eine tolle Initiative.
Schade, dass die noch nicht terrestrisch zu erreichen sind.