In der romantischen Musikkomödie mit der bezaubernden Keira Knightley und Mark Ruffalo versucht die junge Sängerin Gretta ihre verflossene Beziehung musikalisch zu verarbeiten. Heraus kommt eine gefühlvolle Liebeserklärung an New York und die Musik. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer Broadway angesehen.
Für die junge Sängerin und Songwriterin Gretta (Keira Knightley) war es die große Liebe. In einer klassischen Musikerbeziehung reist sie mit dem aufstrebenden Star Dave Kohl (Maroon 5 Sänger Adam Levine) aus England in die USA, um seine Karriere voranzutreiben. Sie ist Geliebte und Muse zugleich, dennoch verändert sich der Musiker in der neuen Welt und die Beziehung zerbricht. Gretta kommt beim erfolglosen Gelegenheitsmusiker Steve (James Corden) unter und plant deprimiert ihre Rückkehr nach England. Steve überredet sie schließlich, ihn zu einem Auftritt in einem kleinen Club zu begleiten, wo er sie zu allem Überfluss auf die Bühne nötigt, damit sie eins ihrer traurigen Lieder singt.
Mit diesem Lied beginnt ‘Can A Song Save Your Life’ und diese Schlüsselszene wird gleich dreimal aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Im Club befindet sich auch der berühmte Musikproduzent Dan Mulligan (Mark Ruffalo, Avengers, Now You See Me), der sich allerdings nach einer Serie beruflicher und privater Nackenschläge in einem desolaten Zustand befindet. Gerade erst war der Gründer eines erfolgreichen Independent-Musiklabels von seinem eigenen Kompagnon Saul (Mos Def) vor die Tür gesetzt worden und seine Ehe liegt ebenso in Trümmern wie die Beziehung zu seiner Teenager-Tochter Violet (Hailee Steinfeld, True Grit). Die einzig verbliebenen Freunde sind Bier und Bourbon und so ertränkt Dan sein Selbstmitleid in eben jenem Club, in dem er nun in bestens benebeltem Kreativzustand mit der fragilen Musik Grettas konfrontiert wird. Den kargen Gitarrensound arrangiert Dan in einer berührenden Szene mit Schlagzeug, Klavier und Streichern und in seinem Kopf entwickelt sich ein Erfolgskonzept, für dessen Umsetzung ihm leider die Mittel und Möglichkeiten fehlen. Doch mit kindlichem Ehrgeiz und neu entfachtem Lebensmut versucht er die skeptische Gretta von seiner Vision zu überzeugen, die sich dem Charme des sympathischen Losers nicht entziehen kann. Da es ihm an Studio und professionellem Equipment fehlt, macht Dan kurzerhand New York zu seinem Tonstudio und nimmt Grettas Album kurzerhand Open Air an verschiedenen Orten in der pulsierenden Metropole auf.
Regisseur und Autor John Carney ist ein Spezialist für herzerwärmende Außenseiter-Musikfilme, nicht umsonst gewann er für Once den Oscar für den besten Song. Und tatsächlich gelingt es ihm, den Charme des Indie-Films in eine große Hollywoodproduktion zu retten, ohne an den Zwängen und Mechanismen der Industrie zu zerbrechen und ohne allzu viele Kompromisse einzugehen. Denn das ist eigentlich genau das Thema des Films. Gretta hat gar keine Lust auf eine große Musikkarriere, immerhin hat sie am eigenen Leib erfahren, was das Business aus Menschen machen kann. Auch Dan ist ein Idealist, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint und sich dem modernen Business konsequent verweigert. Zwei verwandte Seelen treffen aufeinander und so entwickelt sich eine angenehm unkitschige Liebesgeschichte, wobei die Liebe primär der Musik gehört.
Wenn Schauspieler Musiker spielen, besteht immer eine gewisse Gefahr, doch Keira Knightley erweist sich als Glücksgriff. Den gefühlvollen Liedern haucht sie mit brüchiger aber dennoch ausdrucksstarker Stimme Leben ein, und der ein oder andere kleine Hit ist durchaus dabei. Die Songs sind darüber hinaus gut platziert und bringen die Geschichte voran, sind also nicht nur schmückendes Beiwerk. Adam Levines Gesangskünste sind sowieso über jeden Zweifel erhaben, auch wenn er mir persönlich zu häufig mit der Kopfstimme singt, aber das ist wohl Geschmacksache.
Can A Song Save Your Life? ist ein Wohlfühlfilm, allerdings wesentlich angenehmer und warmherziger als das klebrige Fiasko um den Glückssucher Hector, das ebenfalls noch im Broadway zu sehen ist. Wie sich Gretta und Dan über die Musik näher kommen ist liebevoll erzählt, ohne in einem typisch schnulzigen Hollywood-Happy-End zu gipfeln. John Carney ist hier allen Stolperfallen, die ein typisches Mainstream-Drehbuch konstruiert hätte, aus dem Weg gegangen und so geht der Zuschauer zufrieden nach Hause und kann noch einmal in Ruhe seine Playlist durchgehen. Denn selbst wenn ein einziger Song vielleicht kein Leben retten kann, so ist es doch die persönliche Musikauswahl, die mehr über einen Menschen verraten kann als alles andere!
Ebenfalls neu im Kino: Guardians of the Galaxy
Eine ganz andere aber ebenso unterhaltsame Art des Kinos bietet mit Guardians of the Galaxy der Überraschungshit des Kinosommers. Die Science-Fiction Komödie aus dem Marvel-Universum lässt eine illustre Truppe von der Superhelden-Resterampe die Welt retten. Das ist enorm lustig und bietet außerdem einen fulminanten 70er-Jahre Soundtrack. Unbedingt im Trierer CinemaxX ansehen!
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