Gedser, ein kleines dänisches Dorf mit nicht einmal 800 Einwohnern. Im Yachthafen gibt es außer ein paar sanitären Anlagen nur einen kleinen Bauwagen, aus dem Brot, Brötchen und Plundergebäck verkauft werden. Dummerweise habe ich noch keine Kronen in mein Portemonnaie getan, zurücklaufen muss ich aber trotzdem nicht. Der Bäcker akzeptiert auch Kreditkarten.
Trier. Ein paar Wochen später. Ich möchte am Abend kochen, habe in einem Supermarkt, dessen Namen an dieser Stelle verschwiegen wird, noch ein paar Sachen zusammengesucht und befinde mich auf dem Gang vor das jüngste Gericht bzw. die Kasse. Wie so oft habe ich den Weg zum Geldautomaten nicht geschafft. Das Gesicht der Kassiererin verfinstert sich, sie kennt mich noch vom letzten Mal. „Sie wissen ja genau, was ich davon halte!“, blafft sie mich an und rammt meine arme MasterCard in das Lesegerät. Der ältere Herr neben mir schüttelt den Kopf. Ich bestätige mit meiner Unterschrift die Zahlung über 9,50 Euro, mache mich auf den Heimweg und denke an den dänischen Bäcker. Als ich den Aufkleber an seiner Kasse sah, wunderte ich mich erst. Kartenzahlung? Beim Bäcker? In der tiefsten Pampa? Der Bäcker, dem ich 3 Kronen schuldete, nahm meine Karte lächelnd an. Es seien nur Deutsche, die sich beim Brötchenkauf im Hafen über das moderne Lesegerät neben der leicht antiquierten Kasse wundern, meinte er. In Dänemark und bei seinen skandinavischen Nachbarn sei es selbstverständlich, dass man beim Bäcker mit Kreditkarte zahlen kann.
Die meisten Deutschen scheinen Bargeld zu bevorzugen.
Überhaupt hegen die Deutschen eine große Liebe zum Bargeld und wühlen an den Kassen der Republik mit nahezu enthusiastischer Ausdauer in den Kleingeldfächern ihrer Portemonnaies. Bei all unseren europäischen Nachbarn erfreut sich die Kartenzahlung auch bei Kleinstbeträgen größter Beliebtheit, bei Kunden und Händlern. In Schweden sind kleine Kioske nicht einmal mehr zur Annahme von Bargeld verpflichtet. Nur in Deutschland ist die Zahlungsmethode, die für den dänischen Bäcker im Bauwagen eine Selbstverständlichkeit ist, von der Gesellschaft geächtet und sollte auch in modernen Supermärkten tunlichst unterlassen werden. Das ist unhöflich und peinlich.
Warum? Kreditkarten haben fast nur Vorteile.
Ich verstehe nicht, warum. Aus meiner Perspektive haben Kreditkarten dem klassischen Bargeld gegenüber nur Vorteile. Ich kann fast in Echtzeit am Smartphone nachverfolgen, wie viel ich wann und wo ausgegeben habe, ohne mich durch einen Wust aus Quittungen wühlen zu müssen. Geht mein Portemonnaie verloren oder wird gestohlen, ist das Geld nicht weg. Ich kann die Karte in Sekunden sperren lassen. Ich muss mich und meine Mitmenschen nicht mit einem Berg aus 1 und 2 Cent-Münzen nerven, die ich aus meinem ausgebeulten Portemonnaie einzeln auf den Tresen der Kasse zähle. Und das ist erst der Anfang. Zudem kann ich mit einer Kreditkarte weltweit bezahlen, ohne am Flughafen für hohe Gebühren Geld wechseln zu müssen. Auch die vielmals als zu hoch kritisierten Gebühren, die den Händlern von den Banken abverlangt werden, wurden von der EU durch eine Reform massiv eingeschränkt. Und das ist erst der Anfang.
Die Zukunft ist kontaktlos. Auch in Deutschland?
Seit 2013 werden immer mehr Kreditkarten und Smartphones mit NFC-Chips ausgestattet, die eine kontaktlose Zahlung ermöglichen. Die Kreditkarte muss also nicht mehr in den Schlitz des Lesegeräts gesteckt werden; es reicht, wenn man die Karte oder das Smartphone davor hält. Bei Zahlungen bis 25 Euro kann sogar auf die Eingabe des PIN oder die Unterschrift verzichtet werden. Um Missbrauch zu vermeiden, kann man sich jede Zahlung per SMS oder E-Mail auf dem Smartphone bestätigen lassen. Während die Technik in deutsche Geschäfte und Tankstellen nur schleppend Einzug hält, ist sie beispielsweise in London bereits vollkommen etabliert. Das Auflegen der Kreditkarte reicht nicht nur beim Café um die Ecke; bei einem kurzen Ausflug in die Stadt können sich Besitzer einer kontaktlosen Kreditkarte auch den Weg zum Fahrkartenautomaten sparen. Es reicht, wenn man seine Kreditkarte auf das Drehkreuz am Eingang der U-Bahnstation oder an das Lesegerät beim Buseinstieg hält, der fällige Betrag wird automatisch abgebucht. Man muss sich auch keine Gedanken mehr darüber machen, ob man Einzelfahrten oder eine Tageskarte bucht. Sitzt man öfter als gedacht im Doppeldeckerbus oder der U-Bahn, werden die Einzelfahrten zu einer Tageskarte zusammengerechnet. Bargeld kann all dies nicht.
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