Die bestätigten Corona-Fälle halten sich in der Region noch in Grenzen, doch niemand bezweifelt dass die Zahlen steigen werden. Im Eifelkreis sind es bis Stand 17. März insgesamt 21 an der Zahl: Eine von ihnen haben wir schriftlich befragt, wie es zu der Ansteckung kam, wie es ihr geht und warum sie dem Robert-Koch-Institut kritisch gegenüber steht.
Hallo Marie. Deine Corona-Testung ist positiv ausgefallen. Weißt du, wo du dich angesteckt hast?
Ich war mit Freunden in Ischgl im Skiurlaub, wie seit vielen Jahren. Wahrscheinlich habe ich mich in einer der Après-Ski-Bars angesteckt.

Wie zeigte sich die Erkrankung bei dir?
Zuerst hatte ich leichte Erkältungssymptome wie Halsschmerzen und trockenen Husten. Dann folgten Schweißausbrüche samt Fieber bis 39 Grad, starke Gliederschmerzen und Müdigkeit. Die Nase war zwar frei, aber es fühlte sich an als hätte ich Wasser in der Nase. Entsprechend habe ich den Geruchs- und Geschmackssinn verloren. Hinzu kamen Lungenschmerzen.
Wie hast du nach den ersten Symptomen reagiert? Hast du einen Arzt aufgesucht?
Der Verdacht kam schnell auf, weil Freunde schon positiv getestet wurden. Wir versuchten bereits während des Skiurlaubs durch Telefonate mit dem Gesundheitsamt und den Arztpraxen einen Abstrich zu organisieren, den wir direkt nach der Rückkehr machen wollten. Das stellte sich als gar nicht so einfach dar. Als ich zu Hause ankam, hat das Synlab Trier keine Termine für Abstriche mehr vergeben, da das Wochenende bevorstand. Zum Glück konnte ich mir dann in einer Arztpraxis in Prüm selber einen Abstrich im Auto machen. Da ich selbst Krankenschwester von Beruf bin, war das in Ordnung für mich.
Diverse Symptome durch Corona
Wo befindest du dich denn gerade?
Ich befinde mich zu Hause im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Isolation. Da muss ich insgesamt 14 Tage bleiben.
Da fällt einem bestimmt schnell die Decke auf den Kopf. Wie bekommst du die Zeit rum?
Ich schreibe an meiner Bachelor-Arbeit, beschäftige mich durch Hausputz, habe ein Malbuch geschenkt bekommen, schaue Netflix, telefoniere und esse viel zu viel.
Darfst du dann jetzt 14 Tage keine Sozialkontakte wahrnehmen? Und wie wirst du versorgt?
Es ist unglaublich, wie viele Menschen einem Hilfe anbieten. Wenn ich die Angebote genutzt hätte, bräuchte ich sicherlich dieses Jahr nicht mehr einkaufen zu gehen. Da ein Freund ebenfalls infiziert ist, darf ich mich mit ihm treffen. Dann fühlt man sich nicht ganz so stark von der Außenwelt abgeschnitten.
Haben Behörden zu spät reagiert?
Als Betroffene sowie als medizinische Fachkraft hast du einen besonderen Blick auf die krisenhafte Situation. Was läuft aus deiner Sicht gut und was nicht?
Vom Robert-Koch-Institut bin ich schwer enttäuscht. Sie berichteten zu Beginn, dass das Corona-Virus keine Gefahr für Deutschland darstelle. Das habe ich damals schon für unsinnig gehalten. Es war klar, dass es auch uns erwischen wird. Ich frage mich, warum nicht bereits im Vorfeld genügend Maßnahmen für den Ansturm auf Tests vollzogen wurden.
Außerdem war es verkehrt, dass man uns in Ischgl sagte, es sei alles in bester Ordnung, wir könnten ruhig anreisen. Am Abreisetag folgte dann die Information, dass bereits ein Corona-positiver Fall vor einer Woche in unserem Hotel untergebracht war.
Gleichzeitig zeigt die Situation, wie wichtig das medizinische und pflegerische Personal für die Menschen ist. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Krankenschwestern trotz hohen Gefahrenpotentials für sich und ihre Familien mit geringen Gehältern abgespeist werden.
„Eine Honorierung ist das Mindeste.“
Marie, Corona-Erkrankte
Hinzu kommt ein Pflegenotstand in ganz Deutschland. Am Ende wird in den Zeitungen ein großer Dank an die Pflege stehen – doch was hat man davon? Nichts! Die Gesundheit ist das wichtigste Gut, doch es wird erst jetzt jedem bewusst, wenn der Karren an die Wand gefahren wurde. Eine entsprechende Honorierung ist das Mindeste.
Was ich gut finde, ist die Hilfsbereitschaft meiner Bekannten und Freunde. In dieser Zeit werden materielle Dinge komplett hintenangestellt und es werden einem nochmal die Augen für das Wesentliche geöffnet.
Den Namen haben wir auf Wunsch der Befragten geändert.
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