Seit dem 18. März sind in Rheinland-Pfalz alle Kinos geschlossen, so auch das Broadway Filmtheater. Wann die Anordnung aufgehoben wird, ist nicht abzusehen. Wenige Tage zuvor musste auch Popp Concerts etliche Konzerttermine verschieben oder absagen. Zusammen mit Timeless und Pro Musik stellen die Kulturveranstalter mit Carpitol ein hochkarätiges Programm auf die Reifen, das endlich nochmal Abwechslung in den Alltag bringt.
Trier. „Es ist gerade echt beschissen.“ Thomas Schmitt, Beigeordneter der Stadt Trier, ist ein Mann klarer Worte. Er müsse aktuell mehr Ordnungs- als Kulturdezernent sein. Es ist ihm trotz der Gesichtsmaske anzumerken, dass der Termin für ihn eine willkommene Abwechslung ist. Es entsteht etwas, Vorfreude. Ein seltenes Gefühl in den vergangenen zwei Monaten.
Schon nächste Woche geht es los. Mit dem Filmklassiker Grease öffnen am 14. Mai die Tore an den Moselauen zum Carpitol. In Anlehnung an das 1937 gegründete Lichtspielhaus Capitol, das nach fünfzig bewegten Jahren seinen Betrieb einstellte, möchten das Broadway Filmtheater, Popp Concerts zusammen mit Timeless Music & Events und Pro Musik der regionalen Kulturlandschaft einen neuen Impuls geben.
Die Rufe nach einem Autokino waren zahlreich zu hören und zu lesen. Doch warum sich darauf beschränken? In Nordrhein-Westfalen gab es bereits große Konzerte vor hunderten PKW. Dank Arte konnte man ein paar davon von zu Hause verfolgen, zum Beispiel Sido oder die 257ers. Allerdings ist man doch lieber mittendrin statt nur dabei. Ob im Mini oder SUV, ob als Rap- oder Techno-Fan, ob alleine oder mit Familie, ob Historie oder Blockbuster – das abwechslungsreiche (und dabei noch nicht vollendete) Programm bietet für alle Geschmäcker etwas.
Carpitol ist ein Joint Venture
Das Joint Venture, für das bei der Pressekonferenz Dirk Ziesenhenne, Oliver Thomé, Oliver Neufang und Winfried Kornberg vorsaßen, traf sich erst vor zwei Wochen zum ersten Mal in dieser Konstellation. Dass sie in so kurzer Zeit so viel organisiert bekommen, nötigt eine Menge Respekt ab. Fast schon live erlebt man mit, wie hier ein außergewöhnliches Projekt entsteht. Thomé erzählt, dass auf dem Weg zur PK zwei Bestätigungen von Künstlern auf sein Handy flatterten. Auch bei den zahlreichen Informationen erfährt man Neues. So korrigiert Thomas Schmitt die Organisatoren, dass die zwei Autoinsassen nach den neuesten Lockerungen nicht mehr aus demselben Haushalt kommen müssen. Eine Entwicklung ganz zu Freude aller.
Allerdings sind einige Dinge noch nicht erlaubt. Wer zum Filmevent anreist und nicht auf sein Popcorn verzichten möchte, muss das vorher zu Hause selber machen. Denn der Verkauf von Speisen und Getränke ist nach aktueller Regelung nicht gestattet. Es besteht aber die Hoffnung, dass es auch hier bald Veränderungen geben wird. Zu beachten ist, dass man nicht zu früh seine Cola oder sein Bier konsumieren sollte, denn ein WC-Besuch ist nicht möglich. Wer es nicht bis zum Ende aushält, muss das Gelände verlassen.
Eine wichtige Information gerade für Familien. Diese können übrigens auch zu fünft anreisen. Ziesenhenne betont, dass man besonders ihnen eine Abwechslung bieten will, da sie von der derzeitigen Situation sehr belastet sind.
Von Bibi & Tina bis Boris Brejcha
Bis zu 300 Fahrzeuge dürfen auf das Gelände des Messeparks. Eine frühe Anreise lohnt sich, da es keine Platzreservierungen gibt und man sich an die Platzeinweiser halten muss. Die Sicht ist aber durch die Anordnung der Stellplätze von allen Punkten gewährleistet. Größere Fahrzeuge werden hinten platziert, die maximale Höhe liegt bei 2,10 Metern. Hören wird man über das eigene Autoradio per UKW-Sender.
Das ist auch der Grund, warum das Öffnen der Fenster nicht erlaubt wird. Da der Anwohnerschutz sehr wichtig für die Veranstalter ist, soll so eine Lärmbelästigung vermieden werden. Das Hupen bei Konzerten wird daher auch verboten sein. Wer den Künstlern seine Sympathien zeigen möchte, solle sich auf Lichthupe oder Scheibenwischer beschränken, schlägt Thomé (vermutlich) lächelnd vor.
Der Vorverkauf startet heute um 18 Uhr auf der Homepage von Carpitol. Ab Montag kann man zudem in der Fleischstraße Tickets auch offline erwerben. Zwei Personen zahlen für eine Filmvorstellung 22 Euro, die Konzerttickets variieren.
Neue Erfahrung für Veranstalter und Besucher
Die 257ers sind eines der Highlights des Programms, die praktischerweise ja schon Vorerfahrung mitbringen. Die schweizerische Komikerin Hazel Brugger und der auf der ganzen Welt bekannte DJ Boris Brejcha sind weitere. Letzterer hat dank seiner pfälzischen Wurzeln eine besonders kurze Anreise.
Wie die Atmosphäre ohne dröhnende Boxen und ohne Getanze bei den Konzerten sein wird, ist eine spannende Frage. Eine Erfahrung ist es allemal wert. Die Wahrscheinlichkeit, dass es trotz erfolgreichen Verlaufs eine dauerhafte Veranstaltung bleibt, ist gering. Zu gern erlebt man Konzerte und Filme in den altbekannten Zuständen, finden die Organisatoren. Man wolle die Menschen an der Stange halten, so Ziesenhenne. Die Vorfreude ist zwar groß, aber noch größer, dass irgendwann nochmal alles beim alten ist.
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