Martin Beyer spielt mit Feuer – und das professionell. Unsere Mitarbeiterin Patricia Becker hat sich mit dem Feuerkünstler zum Gespräch getroffen und viel über eine spannende Disziplin gelernt…
Man sollte meinen, dass Krankengymnastik und Feuershows nicht zusammen passen. Für Martin Beyer, Student an der Uni Trier, liegt der Ursprung des einen aber direkt im anderen. Eine Krankengymnastin, die zugleich Zirkustherapeutin ist, und etwas zu viel Zeit können den Grundstein zu etwas Großem legen.
Mit Jonglage und Feuerspucken sei Beyer im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal in Berührung gekommen. „Immer mal wieder“ sei er in den folgenden Jahren privat aufgetreten. Mehr sei daraus im Studium geworden, als Beyer die Trierer Szene entdeckte – einen zu dieser Zeit sehr aktiven Feuertreff im Palastgarten. Treffen mit anderen Künstlern sind eine Gelegenheit, Tricks auszutauschen und zu lernen. Darüber hinaus existiere eine gut vernetzte Internet-Gemeinde – denn so spektakulär die Feuerjonglage auch sein mag, bisher ist sie eine Nischenkunst.
Seit etwa drei Jahren betreibt Beyer die Feuerkunst professionell – mit regelmäßiger Teilnahme an der Illuminale und seinem eigenen Unternehmen Luminent Arts.
Feuer trifft Kunst
Wer sich nun den altbekannten Feuerspucker vorstellt, wie er in Zirkussen oder auf Mittelaltermärkten auftritt, liegt nicht ganz richtig. Feuer zu spucken ist zwar auch eine von Beyers Disziplinen – der Schwerpunkt aber liegt auf der künstlerischen Ausarbeitung. Sein „Herzstück“, so Beyer, sei der Poi – ein brennender Gegenstand, meist eine Kugel, an einer Schnur, den der geübte Artist um seinen Körper schwingt – oder mit zweien konzentrische Kreise zieht. Der Poi habe die Feuerkunst renommiert, sagt Beyer. „Die Shows wirken ganz anders.“ Seine Heimat aber sei Neuseeland – und die Tradition der Poi-Kunst, von Maori-Frauen jeder Generation ausgeübt, rund 2.000 Jahre alt.
Daneben kommt u.a. der Feuerstab zum Einsatz – ein Stab mit zwei brennenden Enden -, der Dragonstaff mit insgesamt zehn Fackeln, der Feuer-Hoola-Hoop und das Körperfeuer. „Die Fakir-Nummer“, nennt es Beyer, wenn die Hand oder Arm effektvoll „in Brand gesetzt“ wird. Zu sehen bekommt man eine kunstvoll ausgearbeitete, tänzerische Show, teils mit Kleinkunst-Komponenten, die vom einfachen Feuerspucken weit entfernt ist.
Die Künstler von Luminent Arts bieten die unterschiedlichen Show-Elemente einzeln an, sodass sich Kunden den Auftritt bausteinmäßig nach ihren Wünschen zusammenstellen können.
Fast alle Instrumente sind selbst gebaut und immer wieder wird Neues entwickelt. Dabei achten die Künstler auch auf hochwertiges Material. Eine Feuershow hat ihren Preis, doch dafür wird einiges geboten. Einen Auftritt zu buchen empfiehlt Beyer daher nicht für eine kleine Geburtstagsparty – als ‚das gewisse Etwas‘ bei einer Hochzeit oder einem ähnlich großen Fest aber durchaus.
Private Veranstaltungen machen einen großen Teil der Auftritte von Luminent Arts aus, aber auch Stadtfeste gehören dazu, Veranstaltungen wie das Uni-Sommerfest, der Bildungsstreik oder die Illuminale, bei der sich die Künstler in den vergangen vier Jahren von der Nische zur Headline vorgearbeitet haben.
Beyers Hoffnung liegt jedoch auch darin, den Feuertreff wieder beleben zu können. Dann wäre es erneut möglich, Feuerkünstlern regelmäßig im Palastgarten zuzusehen.
Respekt und Geduld
Bei all dem darf man jedoch nicht vergessen, dass Feuer ein gefährliches Element ist. Das weiß auch Beyer – und behält den Aspekt der Sicherheit stets im Auge. Jede Show erfordere eine neue Kalkulation des Risikos; wegen zu starken Winds oder Regen könne ein Auftritt schon einmal abgesagt werden. Auch Sicherheitsleute sind bei jeder Show anwesend, „um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren“.
Dessen muss sich auch der – zukünftige – Feuerkünstler bewusst sein. „Man muss lange proben, um rauszufinden, wie weit man gehen kann“. Gefährlich sei vor allem die bekannteste Disziplin, das Feuerspucken. Das würde Beyer auch niemandem beibringen wollen. Das Wichtigste: Man müsse den Schluckreflex unterbinden. Das Brandmittel – Öl oder Pulver – zu verschlucken oder das falsche – Alkohol jeder Art – zu wählen, könne großen Schaden anrichten.
„Feuerartistik“, bringt Beyer es auf den Punkt, „ist generell nichts für Laien. Man muss lange trocken üben.“
Seine Workshops sind daher auch nicht auf das Spiel mit dem Feuer, sondern auf die Jonglage ausgerichtet. Regelmäßig bietet er die im Mergener Hof an. Auch wenn die Hauptzielgruppe Schüler und Studenten sind – die Workshops sind für jeden offen, der Interesse hat. Insbesondere der Poi – das machen die Maori-Frauen schon vor – ist für jedes Alter geeignet. Die Mischung aus Sport, Tanz und Meditation sei zudem ein gutes Workout – Sport und Spaß in einem und sicherlich eine gelungene Auszeit aus dem Alltag.
Wer die Kunst, die hinter den Feuershows steht, einmal kennenlernen oder eine ganz andere Form körperlicher Betätigung ausprobieren möchte, ist hier in jedem Fall richtig.
Martin Beyer und den Künstlern von Luminent Arts wünschen wir auch in der Zukunft viel Spaß und Erfolg beim Spiel mit dem Feuer.
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