Im 2. Teil unseres Interviews mit Heike Weber, Leiterin des Trierer Tierheims, berichtet sie, wie nötig Spenden für den Verein sind und wie man sonst unterstützen kann. Außerdem erzählt sie uns, warum die Saarländerin wieder näher in die Heimregion wollte.

Sie sagten, dass Hunde und Katzen die Hauptgruppen im Trierer Tierheim sind. Welche Tiere nehmen Sie denn nicht auf? Wo ziehen Sie die Grenze?
Wir nehmen nur Tiere auf, die wir so artgerecht wie möglich unterbringen können. Reptilien zum Beispiel nehmen wir auf, aber übergeben sie an spezialisierte Einrichtungen. Für die Wasserschildkröte haben wir extra ein Becken geschaffen, damit sie gut überwintern kann. Aber auf Dauer fehlt uns einfach die Fachkenntnis für manche Tierarten.
Wildtiere nehmen wir auch nicht auf. Da gibt es Auffangstationen, wo wirklich die Experten arbeiten und die die Möglichkeiten für die angemessene Versorgung haben.
Wie sieht die personelle Situation aus?
Das Tierheim Trier beschäftigt ein Dutzend hauptamtlicher Mitarbeiter. Dazu kommen viele Ehrenamtliche, was aktuell durch die staatlichen Auflagen aber stark runtergefahren wurde. Das stellt uns vor große Probleme, da die Helfer uns sehr stark entlasten. Wir mussten aber die Kontakte auf dem Hof so beschränken, wie es nur möglich ist. Dadurch besuchen uns deutlich weniger Gassi-Geher. Auch weitere Personen, die im Alltag auf unterschiedliche Weise helfen, sind im Moment deutlich weniger vor Ort.
Das Tierheim ist auch ohne Krise sehr auf Hilfe angewiesen
Haben die Folgen der Pandemie auch Auswirkungen auf die Finanzen, vor allem Spenden?
Das vergangene Jahr war in Sachen finanzieller Spenden katastrophal. Wir sind auf Spenden angewiesen, das muss man so klar sagen. Wir haben zwar auch einen Geschäftsbetrieb, der ist allerdings nur ein kleiner Teil unserer Einnahmen. Die Vermittlungsgebühren der Tiere decken nicht einmal ein Drittel der entstandenen Kosten ab. Die wirtschaftliche Situation ist bei Unternehmen wie Privatpersonen so angespannt, dass wir das deutlich zu spüren bekommen.
Wir haben einen Puffer, der 2020 sehr stark geschrumpft ist. Noch so ein Jahr werden wir nicht einfach wegstecken können. Wie ich vorhin sagte, müssen wir immer häufiger die Tierarztkosten übernehmen. Wir sprechen da von rund 30.000 Euro im Monat. Da brauchen wir einfach Geld, um den Tieren weiterhelfen zu können. Es darf nicht sein, dass die Behandlung eines Tieres abgelehnt wird, weil wir das Geld dafür nicht haben. Das wäre der Worst Case.

Hinzu kommt, dass wir neu bauen möchten. Wir haben vor drei Jahren Bauanträge eingereicht. Die Gebäude, die vor etwa 20 Jahren errichtet wurden, müssen dringend saniert werden. Oder wegen Schimmel teilweise abgerissen. Die heutigen Standards erfordern generell Modernisierungen. Die Genehmigung haben wir nun endlich bekommen – aber es fehlt das Geld. Da brauchen wir dringend Unterstützung.
Es braucht Spenden, vor allem finanzielle
Wie hoch ist denn das Jahresbudget? Und wie viel ist davon unabhängig von den Spenden gedeckt?
Das Tierheim benötigt Pi mal Daumen 700.000 bis 800.000 Euro, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Gedeckt ist davon nicht viel. Auf jeden Fall nicht ausreichend, um ruhig zu schlafen. Wie bereits erwähnt, durch den Geschäftsbetrieb, Vermittlungsgebühren und Mitgliedsbeiträgen generieren wir nur einen Bruchteil unserer Einnahmen.

Kann man denn auch helfen, wenn man selber finanziell nicht unter die Arme helfen kann?
Man kann uns in allen Bereichen unterstützen. Futterspenden helfen immer, Handtücher und Decken können wir auch immer gebrauchen. Wer Kratzbäume aussortiert kann gerne fragen, ob wir derzeit Bedarf haben. Und wenn es die Infektionsschutzmaßnahmen zulassen, brauchen wir im Frühling helfende Hände. Auf dem Gelände und in den Gehegen muss geschnitten und aufgeräumt werden. Im Moment sind uns die Hände gebunden, aber nach dem Lockdown freuen wir uns über jeden, der sich bei uns meldet.
Das Tierheim Trier als Jackpot für Heike Weber
Sie sind erst seit August die Leiterin des Trierer Tierheims. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Ich habe zuvor 20 Jahre in Nürnberg gelebt und das dortige Tierheim geleitet. Das ist noch etwas größer als das Tierheim Trier. Den Alltag kenne ich also sehr gut. Ursprünglich komme ich aus dem Betriebswirtschaftlichen Bereich und war im Fundraising-Bereich aktiv. Für Trier habe ich mich ganz bewusst entschieden. Hier ist man noch mehr in den Abläufen eingebunden.
Die Stelle wollte ich unbedingt haben. (lacht) Hinzu kommt, dass ich ursprünglich aus Neunkirchen komme. Näher bei der Familie zu sein, war natürlich ein weiterer Beweggrund. So habe ich jetzt den Jackpot.
Im 1. Teil unseres Interviews mit der Leiterheim des Tierheims Trier, sprach sie unter anderem über die schwierige Situation während der Krise und wie eine Vermittlung von Tieren abläuft.
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