Seit gut sechs Wochen ist mit Andre Ewertz der Manager-Posten der RÖMERSTROM Gladiators Trier wieder besetzt. Wir haben ihn getroffen, um ihn über seine Rückkehr und seine Ziele mit den Gladiators auszufragen. Am Sonntag folgt der zweite Teil mit den Themen Jugend, Red Bull und Zuschauer.
Hallo Andre. Du bist jetzt zum zweiten Mal beim Trierer Basketball gelandet. Hast du eine besondere Beziehung zu diesem Sport?
Eine spezielle Basketball-Vergangenheit in der Jugend habe ich nicht. Aktiv war ich selber nur im Fußball, bis zur A-Jugend habe ich in Salmrohr gespielt. Aber es gibt die TBB Trier als Vergangenheit. Wir waren noch zu Mäushecker-Zeiten mit der Fußballmannschaft Basketball-Spiele gucken. Das war der erste Berührungspunkt.
Durch mein Studium bestand natürlich immer Interesse am Profisport. Doch ich bin zunächst in München bei Sport1 gelandet und war dort in der Vermarktung tätig. Ich wollte aber wieder in die Heimat zurück. Mittlerweile stand in Trier dann auch schon die Arena, in der ich regelmäßig Gast war. Und deshalb lag es am Ende nahe, dass ich bei der TBB arbeite. So konnte ich mein Fan-Dasein mit einer beruflichen Perspektive verbinden.
Das Ende und der Anfang
Stichwort TBB: du hast deren Ende und den Beginn der Gladiators miterlebt. Wie war das für dich, was ist da alles auf dich eingeprasselt?
Das Ende der TBB war für mich eine komische Erfahrung. Mittlerweile sehe ich es als prägende Zeit an, weil man viel mitbekommen hat, was in der Kommunikation durchaus „schieflaufen“ kann. Auch in Bezug auf Menschlichkeit und Persönlichkeit. Das war schon schwierig.
Der Schritt zur Entscheidung, den neuen Verein mit aufzubauen, kam einfach aus einer inneren Motivation. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich zwei Tage nach Bekanntwerden des Insolvenzverfahrens Michael Lang (später Manager der Gladiators Trier) angerufen habe. Ich habe ihn zum nächsten Heimspiel gegen den MBC eingeladen.
Einfach nur so, ohne Hintergedanken zur Zusammenarbeit?
Doch, ich hatte da schon was im Hinterkopf.
Wie kommt es zu so einer engen Beziehung zu einem ehemaligen Dozenten? Das ist ja eher nicht üblich.
Das Studium war auf einer Privat-Universität, da sind die Gruppen sehr klein, der Austausch ist dadurch intensiv. Michael hat ja immer im Sportbereich gearbeitet unter anderem in Berlin und Stuttgart. Da war man schnell im Gespräch, auch über den Unterricht hinaus und hat sich dann auch nach der Abgabe der Bachelor-Arbeit angefreundet. Mit Mallorca als Studienort hat man ja auch nicht den ungünstigsten Platz dafür.
Und nochmal zurück zum Ende der TBB-Zeit: Ich habe ihn wie gesagt eingeladen, weil ich das Schiff nicht komplett untergehen sehen wollte. Und dann nahm alles seinen Lauf.
War es denn schnell klar, dass du Teil vom Wiederaufbau wirst? Es gab ja bestimmt viel verbrannte Erde. Sowohl für dich mit ehemaligen Kollegen, aber auch für beispielsweise Sponsoren, da du ja auch ein Gesicht des Insolvenzvereins warst.
Zum Glück stand ich als Person nie zur Debatte. Ich war keiner der sich selbst in den Vordergrund spielen wollte, der alles an sich reißen möchte. Ich habe einfach weitergemacht, während andere gegangen sind. Es gab dann auch Gespräche mit Achim Schmitz (heute Geschäftsführer der Gladiators), dem ich den Vorschlag mit Michael Lang unterbreitet habe.
Bleiben wir erstmal noch bei deiner Geschichte. Du bist von den Gladiators für zwei Jahre zu Schalke 04 in den Fußball gewechselt. Also vom Zweitliga-Basketball zum Champions-League-Verein im Fußball. Das klingt nach einem Karriereaufstieg. Mal ganz hart gefragt: Ist die Rückkehr dann nicht entsprechend ein Karriere-Knick?
Das sehe ich komplett anders. Ja, von der zweiten Basketball-Bundesliga, die mittlerweile zwar bundesweit auf dem Radar ist, aber immer noch eine gewisse Nische bedeutet, hin zur Fußball-Bundesliga mit einem der mitgliedsstärksten Vereinen Europas, ist natürlich ein himmelweiter Unterschied. Aber bei Schalke 04 arbeiten 350 – 400 Festangestellte und jeder hat sein Aufgabenfeld. Das muss auch bei einer solchen Größe so sein. Das macht auch großen Spaß, es ist sehr kollegial. Ich hätte da auch weitermachen können.
Dann kam aber der Anruf von Achim Schmitz. Nicht wie sonst mit einem kurzen Austausch, sondern es ging konkret um eine Rückkehr. Und hier Verantwortung zu übernehmen und dafür Sorge zu tragen das hier Sachen umgesetzt werden, war extrem verlockend. Man kann da auch Parallelen ziehen zu manchen Spielern, die sich dazu entschließen in Trier zu bleiben und nicht weg zu wechseln. Es ist eine große Chance. Man steckt viel eigene Kreativität rein und kann selber anpacken und mitwirken. Die Motivation hier strukturell was weiterzuentwickeln ist bei mir enorm.
Die Entwicklung der Gladiators
Wie viele Nächte hast du drüber schlafen müssen, bis du dich entschieden hast?
Es waren schon ein paar Nächte. Das ist ja etwas, das du auch mit deiner Freundin besprechen musst. Wir hatten uns ja schon etwas aufgebaut, daher muss man darüber diskutieren. Aber wir denken auf jeden Fall, dass das ein richtiger Schritt in die richtige Richtung ist.
Du kamst also nach zwei Jahren wieder nach Trier zurück. Kannst du beschreiben, wie sich der Verein in der Zeit entwickelt hat?
Der Verein hat sich sehr positiv entwickelt. Nicht nur die letzten zwei Jahre, sondern seit der Gründung. Wenn man vergleicht, wie das Feedback 2015 klang und wie es heute ist, ist da viel passiert. Man musste erstmal Vertrauen zurück erobern. Und wie sehr sich die Menschen hier für den Verein aufopfern, ist sensationell. Der Basketballstandort Trier lebt. Es gibt nichts Schöneres.
Und das ist nicht nur bei den treuen Fans und den treuen Sponsoren so, sondern auch allgemein in der Stadt und der Region. Ich habe erst heute eine Sponsorenanfrage bekommen, besser geht es nicht. Du warst in einer Situation, wo du „gebettelt“ hast, jetzt kommt man auf uns zu. Überragend!
Wenn du von den Entwicklungen sprichst, wann schlägt sich das dann auch wirtschaftlich nieder? Der Etat ist die Jahre soweit bekannt gleichbleibend gewesen.
Zum Teil greift die Entwicklung schon. Unsere Altschulden wurden immer weiter abgebaut, das ist für mich ein Zeichen, dass es wirtschaftlich bergauf geht. Wir wollen allerdings keine unnötigen Risiken gehen, vor allem in der wirtschaftlichen Planung nicht. Im sportlichen Bereich bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir auch diese Saison in die Playoffs einziehen werden. Auf der wirtschaftlichen und strukturellen Seite sehe ich einen Aufstieg kurzfristig als nicht möglich an, auch durch die Anhebung der Standards in der Bundesliga. Mittel- und langfristig werden wir sehen. Ich habe den Anspruch den Verein so aufzustellen, dass man bei sportlicher Voraussetzung auch strukturell in der Lage ist, nach oben zu gehen.
Könnte man also schlussfolgern, dass ein sportliches Aufstiegsrecht eine Art Worst-Case-Szenario wäre? Schließlich ist schwer zu vermitteln, einen Aufstieg abzulehnen.
Das wäre definitiv kein Worst Case. Das wäre genial. Gesetzt den Fall es käme so, gäbe es ganz neue Möglichkeiten in der Kommunikation. Vielleicht kommen dann die zwei oder drei Unternehmen und sagen: „Wir gehen den Weg mit euch“. Da ist vieles möglich. Stand jetzt haben wir so ein Unternehmen nicht. Aber ich feiere trotzdem gerne zwei Tage den Aufstieg. (lacht)
Natürlich hätte ich Verständnis für die Stimmen, die sagen, dass ein sportlicher Aufstieg wahrgenommen werden muss. Aber da muss ich mir treu bleiben. Ich muss verantworten können, ob wir das Geld für die BBL haben. Und auch einige Ligavorgaben müssten erstmal abgearbeitet werden. Ich werde den Teufel tun und aufsteigen, wenn es nicht geht. Dafür habe ich zu viel miterlebt.
Wer sich in den nächsten Wochen ein sportliches Bild der aktuellen Mannschaft machen möchte, wird hier fündig.
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