Ein Abend der Einblicke mit Jean Luc Bannalec, Schöpfer der Bretagne-Krimis um Kommissar Dupin.
Jean Luc Bannalecs in der Bretagne angesiedelte Krimireihe um Kommissar Dupin hat Suchtpotenzial. Seit im Jahr 2012 der erste Band „Bretonische Verhältnisse“ erschien, ist ihr ein Millionenpublikum treu. Die Gesamtauflage der Reihe beträgt inzwischen 5,2 Millionen Exemplare, allein der neueste, 10. Band, „Bretonische Idylle“ startete mit einer Auflage von 230.000. Nicht nur, dass Menschen unterschiedlicher Nationalitäten die Bücher verschlingen und ungeduldig auf immer neue Fälle warten. Sie fluten auch die Schauplätze in der Bretagne, zum Beispiel das Restaurant L´Amiral in Concarneau, wo Dupin den zur Lösung der Fälle unverzichtbaren Petit Café einnimmt.
Was aber steckt hinter dem Erfolg der bretonischen Krimis, worin liegt ihr Zauber? Wie sind sie entstanden? Das erfahren rund 350 zum Teil von weither angereiste Besucherinnen und Besucher des Eifel-Literatur-Festivals an einem höchst unterhaltsamen Abend in der Bitburger Stadthalle. Ein vergnügliches Gespräch zwischen Festivallleiter Dr. Josef Zierden und dem Autor ersetzt die klassische Lesung. Dabei klärt sich zunächst die lang als Mysterium gehandelte Identität des Autors: Hinter dem Synonym Jean Luc Bannalec verbirgt sich Jörg Bong, ehemaliger verlegerischer Geschäftsführer beim S. Fischer Verlag. Mit welchem Namen er angeredet werden will? „Ich bin beides, das können Sie sich aussuchen“, schmunzelt der Autor. Keine Wahl lässt er jedoch bei der Frage nach seinem schriftstellerischen Verhältnis zum französischen Nordwesten: „Ich bin eine Art Schreibmaschine, die Bretagne tippt auf mir“.
Die Bretagne als Heimat
Jedes seiner Bücher sei eine Liebeserklärung an diese Region, die mit ihrer keltischen Prägung, ihrer Mystik, ihren Menschen, ihrer grandiosen Natur, ihrem Licht und ihren Farben eine exotische Ausnahmestellung in Europa einnehme. Dass ihm die Bretagne, in der er zwei bis drei Monate jährlich lebt, nicht nur räumlich, sondern auch geistig und ideell zur Heimat wurde, sei Zufall oder Fügung gewesen, erklärt Bannalec.
Als 17jähriger leidenschaftlicher Leser faszinierte ihn der erste Text, den Gustav Flaubert, ebenfalls mit 17 Jahren, verfasst hatte, ein Reisebericht aus der Bretagne. Zeitgleich verwies ihn die Beschäftigung mit der Malerei der Moderne auf die Rolle der Bretagne als bedeutende künstlerische Inspirationsquelle. So wurde sie zum Sehnsuchtsort für den jungen Jörg Bong. Bis er dessen Magie auch durch eigenes künstlerisches Schaffen verbreitete, dauerte es allerdings noch einige Jahre, die unter anderem dem Studium der Literaturwissenschaften und dem Genuss der klassischen Krimiliteratur, beispielsweise Agatha Christie, Arthur Conan Doyle, Patricia Highsmith und insbesondere Georges Simenon gewidmet waren: „Die Klassiker beruhigen mich als nervösen Schläfer immer ungemein“.
Und der Entspannung habe dann auch die Arbeit am ersten Dupin-Krimi gedient, der, wie die Folgebände, nur vor Ort entstehen konnte: „Ich muss alles selbst sehen, hören, riechen und schmecken“. Doch die Bemühungen, das Manuskript zu veröffentlichen, waren zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Er habe es nicht statthaft gefunden, das Buch im eigenen Verlag oder als Gefälligkeit befreundeter Verlage herausbringen zu lassen. Deshalb habe er den Roman unter dem Pseudonym an verschiedene Verlage geschickt: „Vier von fünf haben es abgelehnt“. Womöglich habe der damals auf blutrünstige Thriller konzentrierte Zeitgeschmack Anteil daran gehabt.
Kein Patentrezept für den Erfolg
Den richtigen Riecher für die künftige Goldmine hatte dann Verleger Helge Malchow von Kiepenheuer und Witsch: „Der besuchte mich in der Bretagne und erzählte, ihn habe ein Manuskript mit Schauplatz Bretagne erreicht, das er unbedingt herausbringen wolle. Er sagte: Das kriegst du für den S. Fischer Verlag nicht!“. Bong sah sich veranlasst, sich an dieser Stelle zu offenbaren… Seither schreibt er Buch auf Buch, viele sind schon verfilmt worden. Jedes, so bekennt Bannalec sei neben der Hommage an die Bretagne auch eine an seine Lieblings-Krimi-Klassiker. Zum Beispiel beruht der erste Fall mit Schauplatz L´Amiral in Concarneau auf einem Kommissar Maigret-Roman von Georges Simenon (Der gelbe Hund), im letzten sind deutliche Bezüge zu Hercule Poirot von Agatha Christie zu erkennen. Der Erfolg sei nicht voraussehbar gewesen, es gebe auch kein Patentrezept dafür, sagt Bannalec.
Der Abend mit ihm in Bitburg liefert jedoch den Schlüssel: Authentizität. Bannalec ist der Bretagne verfallen und transportiert seine Liebeserklärungen mit echter Leidenschaft, so dass die Einzigartigkeit dieses Landstrichs spürbar wird. Das Leseabenteuer wird zu einer Urlaubsreise, zu einem Eintauchen und Schwelgen in Farben und Genüssen. Erzählung in Echtzeit sorgt dafür, dass Lesende immer dabei und auf der Höhe des Geschehens sind. Sie begleiten den kauzigen Kommissar Dupin auf Schritt und Tritt. Mit ihm hat Bannalec im Übrigen nur die Kaffeeleidenschaft, nicht jedoch das Ausmaß des Kaffeekonsums gemeinsam.
Zur Freude des Publikums endet der so unterhaltsame wie aufschlussreiche Abend mit der Eröffnung, dass Band 11 bereits geschrieben ist und im kommenden Jahr erscheinen wird. „Und wenn Sie mich haben wollen, komme ich damit sehr gerne zum nächsten Eifel-Literatur-Festival“, verabschiedet sich Jean Luc Bannalec unter großem, zustimmendem Applaus.
Pressemitteilung Eifel-Literatur Festival
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