Es ist nicht der leichteste Saisonabschnitt für die EWE Baskets Oldenburg. Die Mannschaft von Coach Sebastian Machowski muss gleich vier Auswärtsspiele innerhalb von 16 Tagen hintereinander absolvieren. Schon beim ersten Spiel der Rundreise in Frankfurt musste der Donnervogel Federn lassen. Auch in Ludwigsburg musste man viel Energie investieren, um einen knappen Sieg zu ergattern. Nun folgt weiter eine schwere Hürde, denn die TBB Trier hat sich zuletzt zu einer kleinen Heimmacht entwickelt.
Trier. Wenn jemand Außenstehendes einen Basketballfan fragt, wer denn gerade in der Basketball-Bundesliga das Sagen hat, hört er wahrscheinlich die Antwort „die großen B“. Das dick(st)e B noch immer ungeschlagen, dann folgen die Bayern und Bamberg. Doch da ein Basketballfan seine Sportart nur ungern auf einzelne Aspekte reduzieren möchte, will er dann doch noch weiter ausholen, wie die allgemeine Situation in der Tabelle aussieht.
Dann folgt das große O. Seit Jahren zur Spitzengruppe gehörend, haben die Baskets Oldenburg sich diesen Spitzennamen durchaus verdient. „The Big O“ ist als Spitzname allerdings schon an die amerikanische Basketballlegende Oscar Robertson vergeben, daher sollte man diesen Begriff einem englischsprachigen Interessenten zur Irritationsvermeidung eher nicht nennen. Dann eher die „Thunderbirds“, denn die Niedersachsen haben, auch in Anlehnung zum Stadtteil Donnerschwee, wo die Heimspiele stattfinden, den Donnervogel als Vereinsmaskottchen und im -emblem installiert.

Beide tragen morgen ein anderes Trikot, sind aber wieder Gegenspieler: Philipp Zwiener und Vitalis Chikoko Foto: Thewalt
Den Donnervogel gab es vor langer Zeit tatsächlich, war im Gegensatz zu den Basketballern aber flugunfähig. Dafür echte Schwergewichte, was wiederrum passend ist. Denn der Kader ist gespickt mit Offensivwaffen, dass einem Konkurrenten angst und bange werden kann. Sage und schreibe fünf Spieler scoren im Schnitt zweistellig. Nicht dazu gehören unter anderem Chris Kramer, Philipp Neumann und Philip Zwiener – nicht nur im Besonderen letzterer haben schon bewiesen, dass sie ebenfalls statistisch mehr leisten können. Aufgrund der Tiefe des Teams ist dies aber schlichtweg nicht notwendig.
Offensive das Prunkstück, Defensive nur Mittelmaß
Wenn man Namen liest wie Adam Chubb (nur eine Begegnung ohne zweistellige Punkteausbeute), Rickey Paulding (seit sieben Jahren im Dienst des Clubs und nie weniger als zwölf Punkte im Schnitt), Casper Ware (NBA-Erfahrung) oder Julius Jenkins (zweifacher MVP sowie „Bester Offensivspieler der BBL“), fangen Traineraugen an zu leuchten. Und da der Kader kaum Veränderungen in der Saisonpause verzeichnen musste, brauchte es kaum Eingewöhnungszeit.
Doch trotz Platz vier der Tabelle und dieser Namen ist nicht alles eitel Sonnenschein. Über 81 Punkte werden den Gegnern im Schnitt gestattet – für einen Topverein eindeutig zu viel. Beispielhaft der Defensivrebound: In dieser Statistik sind die Baskets Vorletzter, was bedeutet, dass entweder viele zweite Chancen gestattet werden oder der Gegner hochprozentig treffen kann.
Nun sind die Moselaner nach wie vor die schlechtesten Punktesammler (72 im Schnitt) der Liga, doch hat dieser Fakt den letzten drei Auswärtsgegnern nichts genutzt. Zusätzlich spricht eine weitere Statistik für die TBB, denn in 16 Spielen in Trier gingen die Römer zehn Mal als Sieger vom Parkett. Sollte es der Mannschaft von Trainer Henrik Rödl erneut, wie gegen Hagen, gelingen, dem Gegner seiner Spielweise und Stärken zu berauben, darf man ein offenes Spiel erwarten. Doch vom Papier her, ist Oldenburg einer der schwersten Gegner bundesweit.
Obwohl der Sieg gegen Hagen ohne Topscorer Ricky Harris errungen wurde, wäre ein wiederholter Ausfall wohl kaum zu kompensieren. Denn auch wenn die Defense der Gelb-Weißen löchrig ist, braucht es erst einmal Spieler, die diese Löcher überhaupt reißen. Adin Vrabac zeigt immer mehr, dass er das auch beherrscht, doch sind die Norddeutschen trotzdem noch eine andere Hausnummer als die Phönixe.

Will seine vergangenen Leistungen gegen Oldenburg wiederholen: Adin Vrabac Foto: Thewalt
Wenn es Trier gelingt, ihre Ungemütlichkeit dem Gegner aufzuzwingen, könnte es in der heimischen Arena donnern. Und entsprechend die Oldenburger Vögel wieder auf den Boden der Tatsachen holen – also wieder flugunfähig machen. Es wäre eine Überraschung, aber trotzdem machbar.
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