Es liest sich wie ein Lexikon der international bekannten Künstler Frankreichs: Pablo Picasso, Jean Cocteau, Marc Chagal, Toulouse Lautrec. Sie alle waren fasziniert vom im Viandener Schloss mit dem 1. Oktober und bis zum 31. Dezember 2015 ausgestellten Themenfeld „Zirkus“.
Trier / Vianden. Wer kennt sie nicht, die Gemälde und Zeichnungen von Toulouse Lautrec, der den Betrachter zum Voyeur machte. Er war es, der die Plakate für das Pariser Varieté Moulin Rouge anfertigte. Henri Toulouse-Lautrec (1864-1901) liebte die Provokation mit Bildern aus dem ganz und gar „unbürgerlichen Milieu“. Dazu zählen auch die Welt des Zirkus, der Arena, das Körperliche und Körperhafte, letztendlich auch die Verkleidung, die Beherrschung, das Fremde, das Skurrile. Oder die Verbindung von Mensch und Tier, das mit dem Kommen und Gehen eines Zirkus verbundene Vagabundieren, das jeder bürgerlichen Moral Ferne, als das zog nicht nur Toulouse-Lautrec, sondern viele der Künstler Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts in einen Bann.
Im Viandener Schloss werden vom 1. Oktober bis 31. Dezember täglich ab 10 Uhr insgesamt 80 lithographische Drucke von 21 französischen Künstlern ausgestellt.
Pablo Picasso (1881-1973) und die Figur des Harlekin stellen geradezu eine Einheit dar, die immer wieder in den Werken des Künstlers – so auch bei der Darstellung seines Sohnes Paulo im Jahr 1924 – aufgegriffen wurde. Den Zirkus als Motiv markierte Picassos sogenannte „Rosa Periode“ ab 1905, die er ebenso den Gauklern, Seiltänzern oder melancholischen Clowngesichtern widmete.
Marc Chaball (1887-1985) widmete sich vor allem der Verbindung und damit der Harmonie von Mensch und Tier. Die Kombination von Farbe und Form, die Kombination unterschiedlicher Ebenen machen seine Darstellungen zu etwas Surrealem, als bewege man sich in einer Traumwelt. Beim Betrachten seiner Bilder scheint man geradezu tanzend, balancierend, springend, musizierend oder als Harlekin verkleidet den Bildausschnitt in Richtung Himmel und Unendlichkeit zu verlassen.
Aus Metz stammt der Künstler Camille Hilaire (1916-2004) mit seinen sehr farbintensiven und eine Reminiszenz an den Kubismus darstellenden Zirkus-Lithographien.
Der Betrachter des Jahres 2015 ist eingeladen, die „andere Zeit“ und das „andere Sehen“ von Inhalt und Dargestellten wie einen mit Gas gefüllten und transparenten Luftballon zu ergreifen. Er kann von meiner Hand gehalten werden, ich kann ihn fliegen lassen und ich kann bei diesem Fliegen im Ballon sitzen und die Welt betrachten. – Ist die im Viandener Schloss angebotene Ausstellung etwas anderes?
80 Juwelen der Lithographie
Auf www.castle-vianden.lu findet der Interessierte noch folgende Ergänzung zur Ausstellung:
Das verbindende Element ist das Motiv: das Kunterbunte, das Wilde, das Feenhafte des Zirkus begeisterte viele Künstler um die Wende zum XX. Jahrhundert und später. Der Zirkus mit seinen Akrobaten und Seiltänzerinnen, den Dompteuren und den wilden Tieren, den Clowns und den Magiern versetzte die Künstler in eine Traumwelt, in der sie die verschiedensten Empfindungen hatten, von Melancholie bis hin zu Begeisterung. Diese schrille Welt der Zirkuskünstler und der donnernden Beifälle unter einer Kuppel wurde meisterhaft festgehalten und nach eigenem Empfinden weitergegeben. Jetzt sollen die Besucher, auch solche, die vielleicht seit Jahren keinen Zirkus mehr besucht haben, an den Duft des Zirkuszeltes und der Zirkuswelt – unter der Kuppel läuft die Zeit anders, die Regeln sind andere als in der Außenwelt – erinnert werden und – warum nicht – auch an die eigene Kindheit.
Ein weiteres verbindendes Element ist die Technik, in der die Kunstwerke ausgearbeitet wurden. Bei der Lithografie handelt es um „eine grafische Technik, bei der auf eine präparierte Steinplatte mit fetthaltiger Kreide oder lithografischer Tusche die Zeichnung aufgebracht und im Flachdruckverfahren vervielfältigt wird“, so der Duden.
Der Titel der Ausstellung ist eine Anlehnung an ein Buch, das von der französischen Autorin Louise Hervieu stammt: „L’âme du cirque“ („Der Geist des Zirkus“) ist 1924 im Verlag „Librairie de France“ erschienen.
Die Öffnungszeiten des Viandener Schlosses sind:
bis zum 31. Oktober täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr
vom 1. November bis 31. Dezember von 10.00 bis 16.00 Uhr
Das Schloss ist am 02.11. und am 25.12 geschlossen.
Fotos: Schloss Vianden
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