Bodenständig, heimatnah und politisch sehr aktiv. Verena Hubertz hat mit ihren erst 33 Jahren schon viel erreicht. Über ein erfolgreiches Startup in die Politik – wo sie nun neue Reize und Impulse setzen möchte. Ihre politische Linie gefällt. Modern – sozial und nah am Mensch, möchte sie sich nun auch aus Berlin für ihre Wählerinnen und Wähler einsetzen, Streitthemen ansprechen, Dinge verändern und politisch etwas bewegen. Verena Hubertz kandidiert am 26. September für den Deutschen Bundestag. Eine große Aufgabe für eine junge Frau – für die sie aber bereit ist und alles investiert. Wenige Wochen vor dem Wahltag stand Verena Hubertz im Interview mit 5vier.de-Redakteur André Mergener nun Rede und Antwort. Lesen Sie hier den 1. Teil des Interviews:

Anfänge und Heimat
Guten Tag Frau Hubertz! Was für ein Mensch ist Verena Hubertz und wo ist Sie aufgewachsen?
Verena Hubertz: Als Tochter eines Schlossers und einer Gemeindereferentin bin ich vor 33 Jahren in Trier geboren. Aufgewachsen bin ich in Lampaden und Konz, wo ich auch auf das Gymnasium Konz gegangen bin. Mir war es immer wichtig Dinge zu bewegen, mich einzusetzen. Dabei haben mich vor allem wirtschaftliche Zusammenhänge und diese in Einklang mit einer solidarischen Gesellschaft interessiert. Deswegen habe ich auch Betriebswirtschaftslehre studiert, weil ich den Themen auf den Grund gehen will und meine Vorstellung von Wirtschaft nicht dazu dient Gewinne zu maximieren. Persönlich bin ich vielfältig interessiert, von Fußball (Fan des 1. FC Kaiserslautern) bis hin zu Musik und Joggen.
Wie wichtig ist Ihnen Heimat?
Verena Hubertz: Sehr wichtig. Heimat ist für mich, da wo man herkommt – da wo man aufgewachsen ist, und da wo man all das mitbekommen hat, für den späteren Lebensweg. Meine Familie hat ihre Wurzeln im kleinen Ort Lampaden, aufgewachsen bin ich in Konz umringt von Weinbergen. Studiert habe ich dann in Trier. Die Lebensfreude, das Gefühl der Gemeinschaft, aber auch das Städtische, all das hat mich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Dafür bin ich sehr dankbar.
Der Werdegang einer jungen Frau
Wie sieht Ihr Werdegang aus – bzw. wo ging Ihre Reise hin, was hat Sie besonders geprägt?
Verena Hubertz: Mein Vater war als Schlosser bei Volvo in Konz beschäftigt. Als er aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeitszeiten kürzen musste, übernahm er den Haushalt und hielt meiner Mutter den Rücken frei.
Von meinen Eltern habe ich gelernt, über den eigenen Tellerrand hinweg die Bedürfnisse anderer zu sehen und dass unsere Gesellschaft nicht in starren Rollenbildern gefangen ist. Das Leben ändert sich eben, manchmal weil man es plant oder manchmal weil man es muss. Gleichzeitig habe ich früh gelernt selbstständig zu sein, nebenbei immer mein eigenes Geld verdient.
Sehr prägend war auch die Zeit nach dem Abi. Mein Betriebswirtschaftslehre-Studium habe ich an der Universität begonnen. Nach zwei Semestern bin ich an die Hochschule Trier gewechselt, da mir der praxisnahe Ansatz einfach mehr zusagte. Ich erinnere mich noch gut an mein Vorpraktikum bei den Lebenshilfe-Werken Trier. Ich durfte einen Guinness Weltrekord im größten gemeinsamen Trommelwirbel mit organisieren. Tausende Menschen kamen nach Trier, darunter auch Malu Dreyer und Guildo Horn. Gemeinsam trommelten wir, um auf das Leistungsvermögen von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Selten habe ich soviel gesellschaftlichen Sinn gespürt wie bei meinem Lebenshilfe-Praktikum. Zudem durfte ich schon zu Beginn meines Studiums sehr selbstbestimmend arbeiten und Verantwortung übernehmen.
Verena Hubertz ist auch Startup-Gründerin
Mit 33 Jahren sind Sie zudem eine Jung-Unternehmerin – und gründeten damals eine Startup-App namens Kitchen Stories. Wie kam es zu dieser Idee – wo ruhen die Anfänge und wieso am Ende der Verkauf in Richtung Bosch-Siemens Hausgeräte?

Verena Hubertz: Rückblickend führte eins zum anderen und vieles ist ineinander gegriffen. Während des Masterstudiums an der sehr unternehmerisch geprägten WHU – Otto Beisheim School of Management bei Koblenz lernte ich meine Mitgründerin Mengting kennen. Gemeinsam zogen wir 2013 nach Berlin um zu gründen. Angetrieben hat uns die Perspektive selbstbestimmt etwas Eigenes aufzubauen.
Als wir einmal gemeinsam verschiedene Geschäftsmodelle durchdacht haben und auf der Suche nach einem Rezept waren, ist uns eine Marktlücke aufgefallen: Es gab zwar viele Kochbücher oder Rezepte im Internet, aber Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Video und per App aufs Handy, das gab es noch nicht. Wir wollten zeigen, wie einfach Kochen sein kann – auch für mich, denn Kochen war nie meine große Stärke. Aus der Vision, dass jeder mit dem richtigen Werkzeug Freude am Kochen haben kann, ist inzwischen ein Unternehmen mit 20 Millionen NutzerInnen und über 50 MitarbeiterInnen mit 18 Nationalitäten geworden.
Als es nach einigen Jahren um den weiteren Aufbau von Kitchen Stories ging, haben wir Gespräche mit langfristigen, strategischen Investoren geführt. Darunter war auch die Bosch Tochter BSH. Startup trifft auf deutschen Erfolgskonzern- die Idee war, gemeinsam das Kochen der Zukunft zu gestalten und die vernetzten Geräte über die Rezepte unserer App ganz einfach anzusteuern. Wir waren immer davon überzeugt, dass Technologie unser Leben einfacher machen sollte und das gilt umso mehr beim Kochen!
In der Politik Brücken bauen
Auch die Politik spielt in Ihrem Leben eine große Rolle. Wo liegt der Anfang – wieso Politik?
Verena Hubertz: Ein politischer Mensch war ich schon immer. Ein Schlüsselmoment gab es im Jahr 2009. Als junge Studentin habe ich mir 2009 die Rede von unserem damaligen Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier vor der Porta Nigra angehört. Er stellte die Frage, warum wir in Deutschland als eines der wenigen Länder keinen gesetzlichen Mindestlohn haben. Das habe ich mich auch gefragt, denn Arbeit sollte sich lohnen und Leistung entsprechend Wertschätzung erfahren. Das hat viel mit dem Respekt untereinander zu tun.
Damals jobbte ich bei einem Fast-Food Geschäft und habe dort knapp 6 EUR verdient. Für mich als Studentin kein guter Lohn. Aber wie muss das für meinen Kollegen sein, der neben mir an der Kasse stand, und dessen Lebensgrundlage der Lohn war. Der davon seine studierende Frau und ein kleines Kind unterstützen und versorgen musste? Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los und ich trat in die SPD ein. Übrigens ist eine Gehaltserhöhung für 10 Millionen Menschen auch Teil des Programms, wir wollen den Mindestlohn auf 12 Euro erhöhen.
Bei Gründern von Startups usw. ist die SPD vielleicht nicht die Partei, wo man vielleicht ein Kreuz machen würde. Wieso haben Sie sich gerade dafür entschieden, in den Farben der SPD politisch aktiv zu werden?

Verena Hubertz: In meinem Leben habe ich immer versucht Brücken zu bauen; Wirtschaft und Soziales zusammen zu denken. Die SPD ist die Partei, die diesen Aufstieg ermöglichen will, Dinge bewegen möchte, Gestaltungswillen hat, dabei aber nicht den sozialen Ausgleich vergisst. Ich finde, das passt sehr gut zur “Gründer-DNA”, denn es zählen weder Elternhaus noch Bildungsabschluss.
Wird es die SPD packen..? Verena Hubertz sagt – JA!
Sie haben sich jüngst sogar zur Wahlkreiskandidatin in Trier wählen lassen und treten nun die Nachfolge der ehemaligen Justizministerin Katarina Barley an, die ins Europaparlament gewechselt ist. Ein schwieriger Wahlkreis – wo die SPD nicht gerade in den letzten Jahren Siegeshymnen singen konnte. Wie groß ist Ihr Optimismus das rote Ruder dieses Mal in die richtige Richtung zu lenken?
Verena Hubertz: Es wird klappen, es gibt keinen Plan B. Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, dann bleibe ich dran. Mich für die Region einzusetzen und meine Fähigkeiten einzubringen, das ist mein großes Ziel und dafür hänge ich mich mit vollem Einsatz rein.
Jetzt wollen Sie in den Bundestag. Eine große Aufgabe für eine junge Frau. Bei einer erfolgreichen Wahl, wie gut sind Sie für das politische Oberhaus gerüstet?
Verena Hubertz: Verantwortung zu übernehmen ist für mich keine Frage des Geschlechts oder des Alters, sondern der Einstellung und Qualifikation. Unternehmerin zu sein heißt für mich, zu gestalten, anzupacken und Menschen hinter Ideen zusammenzubringen, an die sie zunächst nicht glauben. Mit Überzeugungskraft für die eigene Vision einzustehen: ob bei Mitarbeiterinnen, Kunden oder Investoren. Klingt doch gar nicht so weit entfernt von dem Job einer Politikerin, oder? Das habe ich erfolgreich getan und will ich nun für meine Heimat tun. Zudem bin ich überzeugt, dass wir für die vor uns liegenden Herausforderungen auch neue Wege brauchen. Und da bringe ich meine Ideen ein!
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André Mergener
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