Andre Ewertz ist Geschäftsführer der RÖMERSTROM Gladiators Trier, aber auch Kind der Region. Wir sprachen mit Andre über seinen bisherigen Lebensweg, was für ihn Heimat bedeutet und welche Wünsche und Ambitionen er für „seinen“ Verein hat.
Andre erzähl uns etwas zu deinem Lebenslauf. Du stammst aus der Region Trier und über Umwege hat es dich zurück zum Basketball, zu den RÖMERSTROM Gladiators geführt.
Genau, ich bin hier in der Eifelregion, im kleinen Ort Niersbach aufgewachsen. Dabei umgab mich immer schon eine große Affinität zum Sport. Fußball war jedoch immer „meine“ Sportart. In der Jugend habe ich in den höchsten Spielklassen beim FSV Salmrohr gespielt. Daran denke ich sehr gerne zurück, denn es war für mich eine für das Leben prägende Zeit, auch wegen der Trainer und Mitspieler. Bis heute bestehen noch viele Freundschaften aus der Zeit.
Mein Weg führte mich nach meinem Abitur aber zunächst weg aus der Region. Ich habe an einer privaten Universität, in Zusammenarbeit mit der HS Mittweida, auf Mallorca meinen Bachelor in Sport-, Event- und Medienmanagement gemacht. Über ein Praktikum bei Sport1 in München, bin ich dann zum ersten Mal wieder in Trier, beim Basketball gelandet. Ich habe für die damalige TBB im Vertrieb und Marketing meine ersten beruflichen Schritte im Umfeld des Profisportes gemacht. Nach der Insolvenz 2015 war ich dann mit meinem ehemaligen Dozenten, Michael Lang, Achim Schmitz und vielen weiteren Helfern an der Neugründung der „Gladiators“ beteiligt. Für uns ging es dann unter neuem Gewand in der zweiten Basketball-Bundesliga wieder von vorne los.
Nach turbulenten ersten (beruflichen) Jahren im Basketball, hatte ich dann das Gefühl mich persönlich weiterentwickeln und einen neuen Weg einschlagen zu müssen. Es ergab sich für mich die Möglichkeit, beim FC Schalke 04 zu arbeiten. Wie ich bereits sagte, war der Fußball meine große Leidenschaft und bei einem traditionsreichen Verein mit gewachsenen Strukturen zu arbeiten, war eine tolle Gelegenheit und immer ein Traum für mich. In Gelsenkirchen war ich schließlich zweieinhalb Jahre im Vertrieb tätig und im letzten Jahr verantwortlich für den gesamten Hospitality-Bereich. Dazu gehörte unter anderem die VIP-Vermarktung, mit dem Verkauf aller Logen sowie VIP-Dauerkarten in der VELTINS-Arena. Auch die Sponsorenakquise bildete ein Teil meines Arbeitsfeldes ab.
Wie kam es dann zur Rückkehr und welche Erfahrungen konntest du aus deiner Zeit bei Schalke 04 mitnehmen?
Der Job auf Schalke war eine sehr lehrreiche und spannende Erfahrung. Ich habe mir ein großes Netzwerk aufbauen können, was mir heute noch zuträglich ist. Ich wollte meine Zelte dort auch gar nicht so schnell wieder abbrechen. Es war jedoch so, dass der Kontakt zu Achim Schmitz und weiteren Personen aus der Region, gerade aus der Basketball-Familie, nie abgerissen ist. Natürlich spielte auch meine Liebe zur Heimat Trier und mein Herzblut für den Trierer Basketball eine große und entscheidende Rolle bei der Rückkehr. So bin ich dann schließlich in leitender Position zurückgekommen, was ich bis heute nicht bereut habe.
Das nimmt man dir auch gerne ab. Was macht Heimat denn für dich aus?
Heimat ist für mich immer ein Gefühl. Trier ist selbstverständlich meine Heimatstadt, aber man kann sich auch woanders heimisch fühlen, solange man sich wohlfühlt. Natürlich ist es etwas ganz Besonderes für mich in der Stadt, in der ich oft als „kleiner Steppke“ rumgelaufen bin, arbeiten zu dürfen und von den Menschen umgeben zu sein, die man von klein auf kennt. Selbstverständlich gehören Familie und Freunde ebenfalls zum Heimatgefühl dazu. Das ist nicht Gang und Gäbe, sondern etwas ganz Besonderes für mich und macht das Ganze auch so lebenswert.
Du bist nun seit 2018 als Geschäftsführer bei den RÖMERSTROM Gladiators tätig. Wie sehen deine täglichen Aufgaben aus? Gibt es eigentlich einen „typischen“ Tagesablauf?
Ich gehöre, in meinen Augen, zu den glücklichen Menschen, bei denen kein Tag wie der Andere ist. Wenn man sich was vornimmt, wird es letztlich eh wieder über den Haufen geworfen, weil ständig etwas Aktuelles reinkommt. Natürlich gibt es die „sogenannte“ To-Do-Liste, aber am Ende des Tages stehen meistens mehr Punkte darauf, als vorher (lacht). Glücklicherweise haben wir unser Büro direkt in der ARENA Trier. Dadurch sind wir nah am sportlichen Bereich dran, können uns mit den Trainern und Spielern austauschen und die täglichen Belange direkt besprechen.
Meine Hauptaufgaben liegen in der Leitung der Organisation. Hierzu gehört die wichtige Sponsorenakquise, aber auch das Teammanagement inkl. Reiseplanung und natürlich die Finanzen. Das Arbeitsfeld ist breit gefächert. Zum Glück gibt es aber auch ein tolles Team aus aktuell drei Mitarbeitern und zwei Praktikanten, die viele Aufgaben übernehmen, sodass alles gut läuft.
Nochmal Rückblickend auf die Zeit rund um die Insolvenz. Welche Schwierigkeiten ergaben sich daraus und wie sieht die aktuelle Situation um den Verein aus?
Es ist nie einfach nach einer Insolvenz etwas Neues aufzubauen. Wir haben das selbstverständlich daran gemerkt, dass uns die eine oder andere Tür mehr zugeknallt wurde, man die Leute stärker überzeugen musste. Aber ich denke wir sind durch den ganzen Prozess der Neuausrichtung überwiegend positiv herausgekommen. Es ist klar, dass wir noch Altlasten mit uns rumschleppen, die wir auf Grund der aktuellen Pandemie nicht wie erhofft abbauen können. Aber das ist auch nichts was den Verein aktuell gefährdet.
Dennoch haben wir großen Respekt vor der aktuellen Situation und sind weiterhin auf Hilfen, beispielsweise den „Coronahilfen Profisport“, angewiesen. Gerade zu Beginn der Pandemie haben uns die Fans mit der Aktion #standasone mal wieder sensationell unterstützt. Da kann man nur den Hut vor ziehen. Das lässt sich auch schwer in Worte fassen, wie dankbar wir darüber sind. Auch die Leute aus dem Umfeld sind hier zu nennen. Der gesamte Beirat, unsere Gesellschafter, Chris Schmidt & David Vilter, Andreas Kühnen und natürlich die Unterstützung der Stadt Trier. Allen voran aber auch Achim Schmitz und unser Steuerbüro Rech, Wagner & Co. GmbH, mit Christian Rech an der Spitze. Das war einfach eine super Leistung der gesamten Trierer Basketballfamilie. Darauf können wir stolz sein.
Man kann diese Verbundenheit zwischen Stadt und Verein spüren. Kannst du aus deiner Sicht schildern, was der Verein für die Region und die Region für den Verein für eine Bedeutung hat?
Basketball hat eine große Tradition in Trier. Vor ein paar Jahren hatte die Stadt noch drei Bundesligisten (Anm. Trierer Miezen, RÖMERSTROM Gladiators und Eintracht Trier). Welche Stadt mit der Größe von Trier, kann das schon von sich behaupten? Es ist im Grunde eine Schande, dass es das nicht mehr gibt. So etwas macht die Stadt auch attraktiv. Rückblickend muss man hier auch mal Kritik üben, dass wir in Trier einen zu geringen Fokus darauf legen, welchen Spitzensport wir hier eigentlich haben und hatten. Da sind wir aber auch als Vereine gefragt, noch präsenter aufzutreten und zu zeigen – Wir verdienen es gesehen und unterstützt zu werden! Damit schließt sich dann auch wieder der Kreis, dass die Stadt und die Region durch den Profisport lebenswerter werden. Insofern müssen wir alles daran setzen, Wege zu finden, sportartübergreifend wieder höherklassig und besser dazustehen.
Dafür braucht es natürlich auch strategische Partner. Eure Partner kommen meist aus der Region Trier.
Wir versuchen natürlich auch überregional Partner zu finden und mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Dafür sind wir eben ein national spielender Verein, der von Rostock über Jena bis Nürnberg, überall in Deutschland unterwegs und präsent ist. Wir bringen die Marke RÖMERSTROM Gladiators Trier, deutschlandweit zur Geltung. Haben somit auch eine gewisse Stahlkraft, stellvertretend für die Stadt und Region Trier. Wir werden jetzt aber sicherlich keinen Gas-Oligarchen finden der uns unterstützt, das würde auch überhaupt nicht passen. Es muss immer eine gewisse Verbundenheit mit potentiellen Partnern geschaffen werden. Sowas geht nur über Netzwerke und Kontakte. Die Wege sind aber national bedeutend länger, als beispielsweise zum schönen Hauptmarkt in Trier.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Was dürfen wir von den Gladiators erwarten?
Erwarten kann man von uns, dass wir den Profibasketball in Trier und für die Region weiterhin attraktiv gestalten möchten. Sobald wieder Zuschauer zugelassen sind, möchten wir wieder ein emotionales Erlebnis bieten, bestenfalls ein Event, was in der Region weiter seinesgleichen sucht.
Wenn ich mir was wünschen kann, dann dass wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln als Verein. Dies kann nur im Zusammenspiel mit unseren Unterstützern aus der Region funktionieren. Wir wollen den Verein weiter aufbauen, sodass wir in naher Zukunft mal wieder Richtung erste Liga schielen können. Diese Stadt, die Fans, die Organisation, die gesamte Basketballfamilie Trier hat es einfach verdient in unserer Arena, Erstligabasketball zu sehen.
Hast du zum Abschluss noch etwas, was du unseren Lesern mitgeben möchtest?
Ja, gerade in der aktuellen Krisensituation sieht man wie wichtig die Dinge sind, die man für selbstverständlich hält. Da geht es um den Bäcker und Metzger vor der eigenen Haustür, die Geschäfte in der Stadt und natürlich die sozialen Kontakte. Was ich aus dieser Zeit mitnehme, ist der Blick für die Wichtigkeit regionaler Betriebe, regionaler Einrichtungen, die regionale Wirtschaft. All‘ das, was wir in unserer lebenswerten Stadt und Region haben, sollten wir alle noch mehr wertschätzen. In meinen Augen können wir sehr stolz darauf sein, was wir hier gemeinsam leisten und sollten uns dies nochmal vor Augen führen. Letztlich denke ich, dass wir hoffentlich bald in eine bessere Zukunft blicken können, mit all‘ den Dingen die uns in Trier so glücklich machen.
Vielen Dank an Andre Ewertz für das tolle Gespräch!
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