Glänzende schwarze Oberflächen, schwarze und weiße Tasten. Eindrucksvoll edel sind die Waren, die das Pianohaus Marcus Hübner anbietet. Der Wirkung der imposanten Flügel können sich selbst Musik-Laien nicht entziehen. 5Vier.de hat den Inhaber und Klavierbaumeister Marcus Hübner, besucht und dabei einiges über seinen Beruf und die Leidenschaft zur Musik erfahren.
Verkauf, Klavierbau, Restauration – das Angebot im Pianohaus Hübner ist vielseitig. Die Affinität zu Flügeln und Klavieren wurde dem Inhaber Marcus Hübner, der 1966 in Trier geboren wurde, praktisch in die Wiege gelegt. Erste Einblicke in das Handwerk erlangte er bereits bei seinem Vater. Trotzdem hätte er sich früher durchaus vorstellen können, einen anderen Weg einzuschlagen: Eigentlich wollte er sein Abitur machen, spielte sogar mit dem Gedanken Psychologie zu studieren.
Er entschied sich dann aber doch für eine Lehre in Braunschweig, lernte dort dreieinhalb Jahre lang das Handwerk des Klavierbauers und setzte 1995 sogar noch den Meistertitel obendrauf. Die Entscheidung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, hat er bis dato nie bereut. Die Liebe zum Instrument war einfach größer als alles andere.
Die Liebe zum Instrument
Die Bereiche Forschung und Konstruktion liegen dem Klavierbaumeister besonders am Herzen. So ist er auch häufig als Berater tätig, hilft mit seinem Wissen sogar Klavierbauern in Asien. Und auch im Bereich Jugend-Förderung ist Herr Hübner aktiv und sponsert Wettbewerbe für junge Musiker. „Es ist wichtig gerade die Jugend mit Musikinstrumenten zu konfrontieren, sie in jungen Jahren musikalisch zu schulen. Das kann man später nur noch schwer nachholen,“ erklärt er.
„Es gibt zu diesem Thema ein sehr interessantes Buch von Manfred Spitzer: ‚Musik im Kopf‚. Er beschreibt darin, was beim Musizieren im Gehirn passiert. Das ganze Gehirn wird dabei genutzt. Gerade beim Klavierspielen ist dies der Fall, da es polyphon, das heißt ‚mehrstimmig‘, ist. Beide Gehirnhälften werden dadurch sehr stark beansprucht. Wer früh lernt, ein Musikinstrument zu spielen, hat dann später auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Mathematik, Vorteile, da das Gehirn beim Musizieren trainiert wird.“
„Ein Klavierbauer, der nicht Klavier spielen kann, ist wie ein Automechaniker, der keinen Führerschein hat“
Marcus Hübner selbst spielt etwa seit seinem 7. Lebensjahr Klavier. „Mit Unterbrechungen,“ betont er dabei. „Ich habe auch einige Klavierlehrer verschlissen.“ Für ihn ist es sehr wichtig, das Instrument mit dem er sich tagtäglich beschäftigt, spielen zu können: „Ein Klavierbauer, der nicht Klavier spielen kann, ist wie ein Automechaniker, der keinen Führerschein hat“. Deshalb sorgt er auch dafür, dass all seine Lehrlinge kostenlosen Klavierunterricht erhalten.
Natürlich liegt ihm daher auch Musik sehr am Herzen. Sein eigener Geschmack ist dabei breit gefächert. Klassische Musik nimmt eine bedeutende Position ein, da er eine klassische Klavierausbildung erfahren hat. Bach, Chopin und Brahms zählen zu seinen Lieblingskomponisten. Aber auch Jazz und Populärmusik liegen ihm sehr. Durch seinen Beruf hatte er zudem des öfteren die Chance, mit diversen Größen der Musikbranche zusammen zu arbeiten, darunter zum Beispiel Monserrat Caballet und Anne Sophie Mutter.
Auf den Klang kommt es an
Außerdem gibt es da noch Hübners Pianobar, die jeden 1. Mittwoch im Monat im Casino am Kornmarkt und jeden 2. Mittwoch im Brunnenhof stattfindet. Bei diesem sehr erfolgreichen Format mit Pianist Sebastian Matz, kann man Pianomusik vom feinsten in angenehmer Atmosphäre erleben. Aufgrund der großen Nachfrage wurde auch eine CD veröffentlicht, auf der die beliebtesten Stücke der Pianobar enthalten sind. Dass alle Stücke auf Flügeln der Marke M. HÜBNER aufgenommen wurden, versteht sich von selbst. So dient die CD auch ein Stück weit zu Werbezwecken. Denn gute Musik entsteht eben auf guten Instrumenten.
Seit 2002 bietet Marcus Hübner diese Flügel seiner Eigenmarke M.HÜBNER an. „Mein Ziel ist es, mit meinen Instrumenten einen Klang zu erzeugen, wie er bei Steinway-Flügeln aus den 20er Jahren war. Also einen etwas wärmeren, romantischen Klang, aber trotzdem mit dem Biss, den diese Instrumente hatten, nur eben nicht so brillant wie es bei modernen Flügeln heute oft der Fall ist.“ Dabei kann Herr Hübner auch seiner Leidenschaft für Forschung und Konstruktion nachgehen: „Wir haben extra einen speziellen Hammerkopf entwickelt, zusammen mit der Firma Abel, der aus Naturfilz besteht. So, wie es früher eigentlich auch gemacht worden ist.“
„Meine Kunden kaufen mit den Ohren und mit den Händen“
In einem Jahr werden circa 15 Flügel seiner Eigenmarke gebaut, getreu dem Grundsatz ‚Qualität statt Quantität‘. Marcus Hübner schätzt die Vorteile, die dies mit sich bringt: „Dadurch haben wir die Möglichkeit, sehr individuelle Instrumente zu bauen.“ Das ist es auch, was viele Pianisten an seiner Arbeit schätzen. „Leute, die meine Flügel kaufen, tun dies nicht wegen eines großen Namens, wie es beispielsweise bei ‚Bechstein‘ der Fall wäre. Meine Kunden kaufen mit den Ohren und mit den Händen. Da steht dann nicht das Markenprodukt im Vordergrund. Das sind vielleicht Leute, die sich die großen Marken nicht leisten können, die aber Wert auf Qualität und Klang legen.“
Die Flügel der Marke M. HÜBNER sind beliebt. Auch in den USA zeigt man Interesse daran, die ersten wurden dort bereits verkauft. Etwas zu überstürzen, kommt für Marcus Hübner trotzdem nicht in Frage. „Ich möchte das eher langsam angehen. Mir liegt mehr an der Entwicklung, als daran, eine große Klavierfabrik zu gründen.“ Bei der Herstellung der Flügel, stellt der Resonanzboden einen besonders wichtigen Aspekt dar. „Es gibt sehr viele laute Flügel, aber wenige die sehr schön den Ton tragen. Das Instrument, das Klavier, ist ja eine Nachempfindung der menschlichen Stimme. Der Ton vom Klavier hält nicht unbedingt so lange wie die menschliche Stimme. Eine gute Klangqualität bei Klavieren ist erreicht, wenn der Ton lange hält. Das ist dann ein Qualitätsmerkmal.“
Ein Mann mit vielen Facetten
Aber was ist das besondere an den Instrumenten Klavier und Flügel? Marcus Hübner liebt daran vor allem die Vielseitigkeit. „Man kann mit einem Klavier ein ganzes Orchester nachahmen. Das schafft man eigentlich nur mit wenigen Instrumenten.“ Zudem empfindet er die Möglichkeit, verschiedenste Stilrichtungen abdecken zu können, als sehr positiv.
Handwerker, Musiker, Forscher, Konstrukteur und Verkäufer; Marcus Hübner hat viele Facetten. Vor allem ist er aber ein Mann, der seine große Leidenschaft für Klaviere und Flügel zum Beruf gemacht hat. Und das mit Erfolg.
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