Die Saison 2017/2018 ist vorbei. Am Ende stehen unterm Strich 71 Punkte und Platz 4. Sportlich mit nur fünf Niederlagen in 36 Spielen erfolgreich, aber eben nur in der fünfklassigen Oberliga. Der zweite Platz und die dazu gehörigen Aufstiegshoffnungen waren eine ganze Weile im greifbaren Bereich, doch zum Ende ging der Eintracht die Luft aus. Außerdem war von Anfang an klar, dass die anderen Absteiger aus Homburg und Pirmasens andere finanzielle Ressourcen haben als die Moselstädter. Wir treffen Eintracht-Kapitän Simon Maurer, der mit uns über die Spielzeit, seine Kollegen in der Innenverteidigung und über den Umgangston in der Mannschaft spricht.
Hallo Simon, du hast das letzte Saisonspiel wegen einer Schulterverletzung verpasst, es war der zweite Ausfall der Saison. Wie fühlst du dich aktuell nach der langen Saison?
Ich hätte gern alle Spiele gemacht, bisher ist mir das in meiner Karriere noch nicht gelungen. Beim ersten Mal war es ein Virus, jetzt die Bänderüberdehnung in der Schulter. Auch bei meinen Mitspielern haben sich die Verletzungen ein wenig gehäuft, daher ist es ganz gut, dass jetzt Pause ist.
Wie bewertest du allgemein diese Saison?
Auf jeden Fall durchweg positiv. Durch den Abstieg hatten wir erstmal überhaupt keine Mannschaft, wir hatten 21 Abgänge. Es war gar nicht klar wie es weitergeht, viele haben uns im Abstiegskampf gesehen. Wir mussten unseren Kader mit Jugendspielern auffüllen, wovon einige Stammspieler wurden. Das ist überragend. Was das Trainerteam und der ganze Verein da auf die Beine gestellt hat – wir konnten am 2. Platz schnuppern.
Das junge Eintracht-Team ist noch nicht ganz konstant
Ihr hattet zwischenzeitlich eine Siegesserie über neun Spiele, die Abwehr war ein Bollwerk. Dann kam aber ein Einbruch, ihr habt viele Gegentreffer kassiert. Wie erklärst du dir diese unterschiedlichen Entwicklungen?
Richtung Winterpause war jedem bewusst, was er zu tun hat. Vor allem defensiv hat die gesamte Mannschaft mit nach hinten gearbeitet, das macht es uns Verteidigern viel einfacher. Die Abwehr beginnt im Angriff. Ab Jägersburg haben wir das nicht mehr so konsequent hinbekommen. Vielleicht war das junge Alter der Mannschaft ein Grund, dadurch ist man nicht so konstant. Da hat man Höhen und Tiefen, mancher junge Spieler ist da noch nicht so „abgewichst“.
Die Innenverteidigung hingegen ist alles andere als jung. Josef Cinar (34), Michael Dingels (32) und du (28) seid sehr erfahren. Mal unter uns: Mit wem von den beiden spielst du lieber in der Kette?
Mit Micha hab ich ja gar nicht richtig zusammengespielt, daher kann ich das nicht beurteilen. Ich habe immer mit Josef gespielt, wir verstehen uns eigentlich blind auf dem Platz. Das klappt richtig gut.
Michael Dingels war oft verletzt, du und Jupp wart somit quasi gesetzt. Wie würdest du eure verschiedenen Rollen in der Mannschaft beschreiben?
Micha ist allein deswegen schon unglaublich wichtig, weil er das ganze Umfeld kennt, die Fans. Er ist schon eine Ewigkeit hier. Josef ist ein Leader, ohne Frage. Meine Rolle ist aus meiner Sicht das Bindeglied zwischen den Jüngeren und den Erfahrenen zu sein. Ich sehe mich zwar auch als erfahren an, aber bin doch etwas jugendlicher als die Beiden, die schon Familien gegründet haben. Ich glaube dass ich auch deswegen von Pauli (Daniel Paulus, Trainer der Eintracht) zum Kapitän ernannt wurde, weil ich für beide Seiten ein guter Ansprechpartner bin.
Du hast die Kapitänsbinde angesprochen: Ist das für dich wirklich ein gewichtiges Amt oder ein Job, der halt von irgendwem gemacht werden muss?
Besonderes Gewicht würde ich vielleicht nicht sagen, aber es pusht einen positiv. Es ist nicht selbstverständlich der Kapitän von Eintracht Trier zu sein. Ich empfinde es als Auszeichnung, dass der Trainer mir dieses Vertrauen gegeben hat. Da bin ich stolz drauf und will auch voran gehen.
Da bin ich noch nicht so weit wie Josef oder Micha, ich will dahinkommen. Ich konzentriere mich in erster Linie auf mein Spiel, dass da alles läuft. Josef scheißt auch mal einen zusammen (lacht). Da bin ich vielleicht manchmal noch etwas zu lieb, wobei ich das auch schon gelernt habe, mal auf den Tisch zu hauen. Da wachse ich noch weiter rein und denke, dass ich auf einem guten Weg bin.
„Josef scheißt auch mal einen zusammen.“ (Simon Maurer)
Du sagst es, Josef scheißt manchmal seine Mitspieler zusammen, das ist auch häufiger zu hören und zu sehen gewesen. Wie würdest du das in Bezug auf die Stimmung in der Mannschaft sehen?
Die Stimmung ist auf jeden Fall positiv. Klar, es gibt auch mal Reibungspunkte, wenn es nicht so gut läuft. Wenn du gewinnst, kannst du in der Kabine Quatsch machen. Aber wenn du zwei Mal gegen spätere Absteiger verlierst, dann ist das natürlich anders. Da wird es auch beim Training mal lauter, auch vom Trainer. Aber die Mischung ist super für die Mannschaft. Wir haben keinen Stinkstiefel bei uns, der sein eigenes Süppchen kocht.
Wir sind eine Einheit, das sah man vor allem an der Siegesserie. Da hat man bis zur letzten Minute alles gegeben und versucht, die Fehler des Anderen auszubügeln. Das war sehr hilfreich.
Wie sieht es beim Trainer aus? Auch er ist häufig durch das ganze Stadion zu hören, vor allem wenn er unzufrieden ist. Was sagst du zum Umgang von ihm mit seinen Spielern?
Pauli ist einfach ein Kumpel-Typ. Wenn wir umsetzen was er vorgibt, kommt man super mit ihm aus. Wenn er mal einen anschreit macht er das, um einen zu helfen oder ihn wach zu bekommen. Er wird dann laut, wenn er weiß, dass jemand es besser kann, als er es gerade zeigt. Pauli ist jung, euphorisch und weiß was er will. Sein Siegeswille ist unbändig. Zudem ist es super, dass er die meisten jungen Spieler schon lange trainiert und weiß, was sie können.
Nächste Woche lest ihr im 2. Teil unter anderem, was Simon Maurer über den Boykott der Ultras und über seine weitere Karriere denkt.
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