Von Mitte November bis Mitte Januar kann man ein ganz besonderes Himmelsschauspiel beobachten: den Kometen Ison C/2012 S1.
Die russischen Hobbyastronomen Vitali Nevski und Artyom Novichonok hatten sich kaum träumen lassen, dass sie einmal berühmt werden würden – das war bevor sie den Kometen Ison C/2012 S1 am 21. September 2012 entdeckten, der seitdem die Welt der Astronomie beschäftigt. Im November soll der Komet so hell sein, dass man ihn sogar am Tag sehen können soll.
Schmutzige Schneebälle
„Im Gegensatz zu Asteroiden [massiven Felsblöcken oder lockere Ansammlung von Gesteinen, Anm. d. Red.] sind Kometen am ehesten mit schmutzigen Schneebällen zu vergleichen“, erklärt Roland Weber vom Verein Sternwarte Trier e. V., „Sie bestehen aus gefrorenen Gasen und sind mit Wasser, Felsbrocken und Staub durchsetzt.“ Der Internationalen Astronomischen Union sind über 1.000 Kometen bekannt, die lange Zahlen- und Buchstabenkombination hinter dem Kometennamen Ison C/2012 S1 stammt von einem detaillierten Namensgebungssystem, dass jedem Kometenkenner genau sagt, wann und wo der jeweilige Schneeball entdeckt wurde.
Nähert sich einer dieser Kometen nun der Sonne, dann erhitzen sich die Gase und werden zusammen mit den festen Partikel freigesetzt. So entsteht um den festen Kern des Kometen eine Wolke aus Gas und Materie, die sogenannte Koma – nicht selten mehr als 100.000 Kilometer durchmessend. Sonnenwinde zerfasern diese Koma, und es entsteht der allseits bekannte Kometenschweif.
Klein aber hell
Ison C/2012 S1 wird nun mit seinem beeindruckenden Schweif im November an unserem Himmel zu sehen sein. Er ist ein echtes Powerhouse – sein Kern ist gerade mal vier bis sechs Kilometer lang, seine Koma hat einen Durchmesser von rund 4.500 Kilometern (das entspricht ungefähr der Strecke von Trier nach Saudi Arabien) und sein Schweif wird wohl mehrere Millionen Kilometer betragen. Seine Bahn bringt ihn nahe an die Erde heran – so nahe, dass Ison sogar mit einem einfachen Fernglas zu sehen sein wird. Am 29. November soll dann die Komahelligkeit so stark werden, dass man den Kometen sogar am Tag sehen kann – wenn das Wetter mitmacht. Eine solche Gelegenheit bietet sich nur selten – normalerweise braucht man ein Teleskop oder sogar eine Sternwarte, um Kometen beobachten zu können.
Nun müssen sich nur noch die positiven Prognosen der Astronomen bewahrheiten – es gibt nämlich Experten, die befürchten, dass Ison C/2012 S1 möglicherweise bei seiner Annäherung an die Sonne zerbrechen oder die Koma deutlich kleiner und der Schweif damit deutlich weniger spektakulär ausfallen wird.
Kometen haben Geschichte
„Kometen waren schon immer ein Omen“, erklärt Weber, „Wenn wir als Beispiel den Halleyschen Kometen nehmen – er taucht schon auf babylonischen Tontafeln und dem Teppich von Bayeux auf.“ Ison ist nun zwar erst seit wenigen Monaten bekannt, aber wahrscheinlich ist er schon einige Millionen Jahre alt. Ob er nun ein schlechtes Omen ist, wie man es in alten Zeiten von Kometen glaubte, oder ob es sich dabei um eine tolle Gelegenheit handelt, etwas Besondere zu sehen, das bleibt wohl jedem Leser und Sterngucker selbst überlassen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Welt nicht untergehen wird – das ist ja schon letztes Jahr schief gegangen.
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