Er hat viele Schlachtrufe – Farben und Freunde. Den Namen als Fünfte Jahreszeit schon längst sicher, ist er aus manchen Köpfen einfach nicht mehr wegzudenken. Der Karneval! Auch auf Deutschlands älteste Stadt Trier ist er längst übergeschwappt und verzaubert jedes Jahr Klein und Groß mit reichlich närrischem Treiben.

Die ATK (Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval) dient seit nun 66 Jahre als Interessengemeinschaft der Trierer Narren. Sie organisiert den Straßenkarneval in Trier und stellt jährlich mit reichlich Arbeit und Leidenschaft, den größten Rosenmontagszug der Region auf die Beine.
An der Spitze der ATK steht Andreas Peters, Präsident seit 2011. Hauptberuflich geht der 55-Jährige, verheirateter zweifacher Familienvater jedoch den Berufen eines KFZ-Sachverständiger, Fahrlehrer, Prüf- und Arbeitssicherheitsingenieur nach. Hier führt er neben seinem Ingenieurbüro und seiner Fahrschule (Peters), wo er fünfzehn Mitarbeiter unter Vertrag hat, auch eine DakkS-akkreditierte Zertifizierungsstelle ZAK-GmbH, wo er ferner als Geschäftsführer 400 Sachverständige leitet.
Oftmals ein Spagat zwischen Karneval, Familie und Beruf – den Peters aber stets mit Leidenschaft und der nötigen Unterstützung meistert. Doch aktuell steht auch der Karneval still. Keine Sitzungen und keine Feiern – coronabedingt, leidet die Fünfte Jahreszeit extrem unter der derzeitigen Pandemie.
Im 5vier.de-Exklusiv-Interview stellt sich Andreas Peters den Fragen rund um seinen Werdegang im Trierer Karneval, blickt zurück, beäugt die derzeit weniger schöne Gegenwart und blinzelt hoffnungsvoll in die Zukunft, wo man den Karneval gut und gerne wieder so ausleben möchte, wie man ihn in Trier kennt und liebt. Lesen Sie hier Teil 2 des Interviews:
17 Vereine sind der ATK angeschlossen
Schwenken wir nochmal zurück zur ATK und deren Aufgaben. Als Dachverband sind ihr 17 Vereine angeschlossen. Im Bereich Trier gibt es jedoch noch einige Karnevalsvereine mehr. Wieso werden diese nicht auch in die ATK integriert?
Andreas Peters: Hier ist die Fragestellung eigentlich verkehrt. Nicht der Dachverband integriert seine Mitglieder, sondern die einzelnen Vereine können frei entscheiden, ob sie Mitglied der ATK werden wollen. Auch die Bezeichnung Dachverband entspricht nicht der Satzung, hier wird von einer Interessengemeinschaft gesprochen.
Die ATK hat die Aufgabe, über das einzelne Vereinsleben der Mitglieder hinausgehenden Gemeinschaftsveranstaltungen zu planen und zu organisieren. Hierbei handelt es sich um den 11.11., die ATK-Gala, die Proklamation an Weiberfastnacht, sowie den Rosenmontagsumzug. Es gibt grundsätzlich immer zwei Bedenken die angebracht werden, wenn es um eine eventuelle Mitgliedschaft geht.
Finanzen und Eigenständigkeit
Die Finanzen: Was allerdings völlig falsch gesehen wird. Ein Mitgliedsbeitrag von 25,- € im Jahr und ein Kostenzuschuss für das Trierer Stadtprinzenpaar sind nicht wirklich Argumente, die gegen eine Mitgliedschaft sprechen dürften.
Die Eigenständigkeit: Jeder unserer Mitgliedsvereine ist unterschiedlich, jeder feiert seinen Karneval auf seine Weise, jeder setzt andere Prioritäten und genau das ist auch gut und richtig so.
Die ATK kümmert sich lediglich um die Gemeinschaftsveranstaltungen. Gerne auch mit Hilfe und Unterstützung der einzelnen Mitgliedsvereine, entsprechend der Wünsche der Mitglieder, die diese im Rahmen der Delegiertenversammlung äußern und anbringen können.
Weiterhin vertritt die ATK, ebenfalls entsprechend der Wünsche und Weisungen der Mitgliederversammlung, den Trierer Karneval gegenüber der Stadt, der Wirtschaft und den Medien.
Von daher lade ich jeden Verein, der die Voraussetzungen erfüllt, gerne ein das Gespräch mit mir zu suchen, offene Fragen zu klären und dann durch eine Mitgliedschaft die Gemeinschaft zu stärken.

Der Rosenmontagsumzug
Sie sprachen eben schon den Rosenmontagsumzug an, der ja auch in die Planung des Straßenkarnevals als Höhepunkt mit einfließt. Planen Sie diesbezüglich eine Durchführung in diesem Jahr, oder fällt auch der Umzug Corona zum Opfer?
Andreas Peters: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird es 2021 keinen Rosenmontagsumzug in Trier geben. Eine alternative Veranstaltung zu einem späteren hoffentlich coronafreien Zeitpunkt, die dann gegebenenfalls nicht nur die Karnevalsvereine mit einbindet, ist durchaus vorstellbar. Diese Idee wird auch von vielen anderen sehr positiv gesehen. Aber zu Zeiten des Lockdowns und einer riesigen Unsicherheit über die Entwicklung der nächsten Monate, ist es sicherlich zu früh hier in die detaillierte Planung zu gehen.
Starke Entwicklung
Wie sehen Sie die Entwicklung des Trierer Karnevals?
Andreas Peters: Die Entwicklung betrachte ich sehr positiv, da der Nachwuchs nicht schläft. Immer mehr junge Menschen binden sich in den Karneval ein, für mich und uns als ATK, ein sehr schönes Zeichen, worauf wir auch sehr stolz sind.
Karneval vs. Corona
Corona und Karneval – dass passt irgendwie nicht und trotzdem wird uns diese Pandemie ob wir wollen oder nicht, noch eine Weile begleiten. Liegen bereits schon Entwürfe diverser Konzepte vor, den Karneval coronagerecht mit Publikum durchzuführen?
Andreas Peters: Nachdem wir das letzte Jahr viel überlegt und geplant haben, mussten wir jedes Mal feststellen, dass alles ganz anders kommt. Ideen und Konzepte für verschiedene Arten von Veranstaltungen liegen vor, was davon aber gegebenenfalls umgesetzt werden kann entscheidet die jeweilige Gesamtlage.
Auch hat die letzte Versammlung mit unseren Mitgliedsvereinen gezeigt, dass wir in Trier nicht bereit sind auf Biegen und Brechen irgendwelche halbherzigen und nicht unserer Art von Karneval entsprechenden Veranstaltungen durchzuführen.
Planung, Organisation und Durchführung
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Aufgabe der ATK nur die Planung, Organisation und Durchführung der Gemeinschaftsveranstaltungen ist. Diese Großveranstaltungen leben von Geselligkeit, Nähe und Publikum. Und hier wird es dann auch schon schwer eine adäquate, finanziell darstellbare Umsetzung zu bewerkstelligen.
In wie fern die einzelnen Vereine, wie es ja bereits auch schon versucht wurde, ihre eigenen Veranstaltungen coronagerecht umzugestalten, liegt nicht in der Verantwortung oder im Einflussbereich der ATK.

Auch in der Zukunft dem Karneval tief verbunden bleiben
Wie lange werden Sie noch den Karneval in solch einer Position begleiten – eine Leidenschaft auf Zeit oder kennt man diesbezüglich keine Grenzen?
Andreas Peters: Grundsätzlich entscheiden das die Mitgliedsvereine, da ich, genauso wie das komplette geschäftsführende Präsidium, von der Mitgliederversammlung gewählt werden.
Die Jahre meiner Präsidentschaft waren bisher stürmisch bis heiter und durch immer neue Probleme gekennzeichnet. Alkoholismus, alkoholfreie Weiberfastnacht, Narrenkäfig, abgesagter und nachgeholter Rosenmontagszug, kurzfristige Absage einer Ordensträgerin und jetzt Corona.
Starkes Team
Aber genau diese Dinge haben mir gezeigt wie schön es ist mit einem Team, meinem Präsidium, Probleme anzugehen und zu lösen.
Natürlich wünsche ich mir auch mal eine ganz einfache Session, aber grundsätzlich bin ich auch die nächste Zeit noch dazu bereit, sofern ich die Unterstützung der Mitgliedsvereine habe, auch weiterhin in meiner jetzigen Funktion zur Verfügung zu stehen und mein Bestes zu geben.
Sollte sich an meiner inneren Einstellung etwas ändern, oder es andere Gründe geben, die gegen eine Weiterführung sprechen, werde ich dies früh genug mitteilen.
„Keine neue Amtszeit mehr mit 78“
Aber eins ist jetzt schon sicher, ich werde mich sicherlich nicht mit 74 zur Wiederwahl stellen oder mit 78 eine neue Amtszeit angehen. Wir reden immerhin über den Trierer Karneval und nicht nur über die Vereinigten Staaten von Amerika (lacht) .
Natürlich freuen wir uns aber auch über jeden, wenn möglich jüngeren Karnevalisten, der sein Interesse an einer Mitarbeit zeigt, und dann gegebenenfalls auch seinen Willen aufweist, in der Zukunft Verantwortung zu übernehmen.
Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als die Verantwortung an einen Nachfolger zu übergeben, der diese Funktion im Sinne des Trierer Karnevals, des Brauchtums und der Tradition weiterführt.

Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze (…)
Andreas Peters:
Der Karneval in Trier ist…
nicht nur Brauchtum, Tradition und geselliges Zusammensein, vielmehr soziales Engagement, junge Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren und an Verantwortung in der Gesellschaft heranzuführen. Und im Gegensatz zu anderen Karnevalshochburgen, kein professioneller Karneval, der mittlerweile nur noch auf Kommerz und wirtschaftlichen Gewinn ausgelegt ist.
Der Karneval bedeutet für mich…
unterschiedlichste Menschen mit gleichem Ziel miteinander Spaß zu haben und anderen Menschen Freude zu bereiten und sie wenigstens ein paar Stunden aus dem Alltag zu reißen und die Sorgen vergessen zu lassen.
Und, auch wenn ich weiß, dass ich das bei vielen Besuchen von Veranstaltungen manchmal nicht passend würdigen kann, nicht die Zeit oder Möglichkeit habe, ich freue mich über jeden der zu unserer Karnevalsfamilie gehört. Vom jüngsten Gardemädchen bis hin zum ältesten 11er-Rats-Mitglied.
Oder anders ausgedrückt, wer das Glitzern in den Augen einer 4-Jährigen nach ihrem Tanz, oder die Tränen eines 90-Jährigen nach einer Ehrung für sein Lebenswerks im Karneval gesehen hat, kann sich vielleicht vorstellen, was ich in solchen Momenten fühle und was mir Karneval bedeutet.
Okay Herr Peters, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen und Familie weiterhin alles Gute, der ATK noch viele schöne Jahrzehnte im Karneval und eine baldige Normalität unseres gewohnten Lebens.
Andreas Peters: Danke ebenfalls!
André Mergener
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