„Die Jäger müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein“. Der Deutschlandfunk sendete am Donnerstag eineinhalb Stunden live aus dem Forstamt Trier in Quint.
TRIER. „Vom Jagdschein bis zum Rehbraten“ lautete das Thema einer Sendung, die der Deutschlandfunk (DLF) am Donnerstagmorgen in der Sendereihe „Marktplatz“ live aus dem Forstamt Trier übertrug. Neben Forstdirektor Gundolf Bartmann hatte der DLF als Gesprächsteilnehmer den stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Deutschen Jagd-Verbandes (DJV), Dirk-Henner Wellershoff aus Brandenburg, und aus Wissen die Vorsitzende des Ökologischen Jagd-Verbandes (ÖJV), Elisabeth Emmert, eingeladen. Durch die 90-minütige Sendung führten Jule Reimer und Anke Petermann.
Die Jagd spaltet die Gemüter
Dass die Jagd die Menschen bewegt und durchaus auch spaltet, dessen waren sich die beiden Journalistinnen und ihre Gäste schon im Vorfeld bewusst. Und deshalb gingen Reimer und Petermann das Thema auch behutsam an. Immer wieder gab es Reportage-Einblendungen, die über das Vorgehen der Jäger bei der Jagd bis hin zum Zerteilen des Wildes in der Kühlkammer des Forsthauses sachlich und nüchtern informierten. Dazu hatten die beiden Journalistinnen einen Sack voller Fragen an das Forstamt Trier vorbereitet wie die, wer denn in Deutschland einen Jagdschein machen könne und mit welchen Kosten das verbunden sei.
„Grundsätzlich jeder, der dauerhaft in Deutschland lebe und die Jägerprüfung – diese beinhaltet unter anderem Wildbiologie, Naturkunde und Schießen – bestanden habe,“ erläuterte Dirk Henner Wellershoff. Es müsse zudem ein Nachweis über die persönliche Zuverlässigkeit nach dem Waffengesetz vorliegen sowie ein einwandfreies Führungszeugnis vorhanden sein. Die Kosten für eine Erstausrüstung bezifferte der Jäger mit bis zu 4000 Euro. Darin enthalten seien Kleidung, Fernglas und Waffe.
Sind Förster auch direkt Jäger?
Ob jeder Förster auch ein Jäger sei, fragte Reimer bei Gundolf Bartmann nach vom Forstamt Trier. Eine Frage, die Bartmann nicht mit einem klaren Ja beantworten wollte. Er habe Jagd und Wildbiologie in seiner Ausbildung gelernt, lautete die Antwort. Allerdings sei die Leidenschaft für die Jagd bei Förstern unterschiedlich ausgeprägt. „Für den Förster selbst stehe der Wald immer an der ersten Stelle, erst dann komme Wild und Jagd.“ resümierte Bartmann.
Ob denn jeder Jäger an einer Treibjagd bei Landesforsten teilnehmen könne, wollte Jule Reimer von Gundolf Bartmann wissen. Der verneinte. Zwar könne sich jeder Inhaber eines Jagdscheins bei den Forstämtern mit einer solchen Bitte melden. Allerdings müsse sich der Bewerber dann auch einer Beurteilung seiner Fähigkeiten und Einstellung stellen. „Vor allem wünschen wir uns Jäger, die auch den Wald verstehen, damit die die Jagd Wald und Wild in Einklang bringen. Die Jäger müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, dass sie durch die Regulierung der Wildbestände ganz maßgeblich zu einer intakten Natur beitragen.“
Wildbestand zu groß?
Die Redakteurin fragte, Förster würden häufig beklagen, dass zu große Wildbestände die Wiederaufforstung stark erschweren würden – welche Rolle komme da der Jagd zu? „Durch den Klimawandel und dem daraus resultierenden hohen Aufkommen an Borkenkäfern gebe es große Freiflächen. Diese müssen wieder bewaldet werden. Dabei setzen wir überwiegend auf anspruchsvolle Laubbaumarten und Weistannen Diese jungen Pflanzen sind eine Attraktion vor allem für das Rehwild.“ Deshalb müsse man laut dem Forstamt Trier zum Schutz der Pflanzen gerade auf diesen Freiflächen eine intensive Jagd betreiben. Das gelte aber auch dort, wo reine Nadelholzbestände in Mischwälder umgewandelt werden. „Dabei werden unter die vorhandenen Fichtenbestände junge Setzlinge gepflanzt, die die nächste Waldgeneration garantieren müssen“.
Auch Elisabeth Emmert vom Ökologischen Jagd-Verband tritt entschieden für die Bejagung des Wildes ein, damit der Waldumbau gelingen kann: „Es ist ganz wichtig, dass die Jagd ihre Rolle wahrnimmt und erfüllt. Eine Aufgabe, die für die gesamte Gesellschaft wichtig ist.“
Die Jagd muss nachhaltig sein
Trotzdem gebe es aber viele Jagdgegner, stellten die Moderatorinnen fest. Er habe durchaus Verständnis für diese Menschen, sagte Gundolf Bartmann vom Forstamt Trier: „Nicht jeder entwickelt eine Leidenschaft für die Jagd und ich verstehe, dass es bei vielen Menschen große Vorbehalte gibt, wenn es um die Tötung von Tieren geht.“ Entscheidend aber sei, dass Jagd einen von der Vernunft begründeten Zweck habe und nicht als Sport oder aus einer Trophäen-Sucht heraus betrieben werde. „Jagd muss nachhaltig sein, so wie auch die Holznutzung nachhaltig angelegt sein muss.“
Das Argument einer Hörerin, dass zu viele Tiere geschossen werden, wollte keiner der drei Studiogäste gelten lassen. Während Dirk-Henner Wellershoff das Lebensmittel Wild hier ins Gespräch brachte, verwies Elisabeth Emmert auf die hohen Bestände alleine beim Rotwild. Und Gundolf Bartmann brachte einen weiteren Aspekt ein: „Wenn diese Bestände zu hoch werden, wie das vor einiger Zeit bei den Wildschweinen war, dann droht Seuchengefahr.“
Und unterbreitete dann über das Radio ein Angebot an die Hörer: „Jedes Jahr im Mai bieten wir am Forstamt Trier Interessenten die Möglichkeit, mit den hier jagenden Frauen und Männern gemeinsam auf Jagd zu gehen und sich dabei selbst ein Bild von der Jagd zu machen.“ Dabei werde aber auch deutlich, dass Jäger und Förster „viel Zeit in der Natur verbringen, mit der Beobachtung und Lebensraumgestaltung – ohne zu töten.“ Aber auch wenn es zum Schuss komme: „Wir schießen niemals einfach nur so. Wir beobachten, treffen Entscheidungen, schießen dann nur die Tiere, die wir genau erkannt, ausgewählt und in behördlichen Abschussplänen frei haben.“
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