Ein ausverkauftes Moselstadion, ein toller DFB-Pokal-Abend und eine Eintracht, die dem Bundesliga-Dino Hamburger SV über 120 Minuten Paroli bot. Letzten Endes zogen sie aber äußerst unglücklich mit 1:2 den Kürzeren.
So dürfte eine Zusammenfassung der Ereignisse auf dem Rasen des Moselstadions in aller Knappheit aussehen. Doch auch neben dem Spielfeld gab es die kleinen und großen Geschichtchen, die den Flair einer solchen Pokalpartie ausmachen.
Deswegen blickt 5vier.de auf genau diese Geschichten und fand heraus, dass es vermeintliche Hellseher unter Journalisten gibt, eine 50-Euro-Wette den Trierern zum Verhängnis wurde und eine Choreografie für Überraschungen sorgte.
Wenn das Ergebnis schon vor dem Spiel feststeht
„Fink feiert ersten Sieg mit HSV!“, so titelte ein Schreiberling einer Nachrichtenagentur, der auf der Pressetribüne seinen Platz direkt neben mir eingenommen hatte. Nichts Ungewöhnliches, werden Sie jetzt denken. Schließlich ging der Journalist ja auch nur seiner Arbeit nach. Was aber, wenn ich Ihnen sage, dass der gute Mann diese Schlagzeile bereits lange vor Spielbeginn per Tastendruck in seinen Laptop hämmerte? Nach 120 nervenaufreibenden Minuten, in denen lange Zeit ein Sieg des Hamburger SV unter Neu-Trainer Thorsten Fink in weite Ferne gerückt war, siegten die Mannen von der Elbe am Ende doch mit 2:1. Dem Mann in der Sitzschale neben mir könnte man nun auch hellseherische Fähigkeiten unterstellen.
Doch auch in Trier ist noch aus keinem Journalisten ein Wahrsager geworden. Die Prophezeiung „Fink feiert ersten Sieg mit HSV!“ geht vielmehr zurück auf den Zeitdruck, dem die schreibende Zunft sich bei abendlichen Sportereignissen immer wieder aufs Neue ausgesetzt sieht. Die Redaktionen in den Großstädten der Republik warten darauf, von ihren Redakteuren oder eben von den Presseagenturen mit Texten und Fotos versorgt zu werden. So kommt es, dass die Journalisten häufig bereits vor Spielbeginn an Texten arbeiten, die auf beide Extrema – Sieg des HSV oder Blamage des Bundesliga-Dinos – eingehen. Aus vorgefertigten Textbausteinen mit Informationen zu beiden Vereinen entsteht so nach und nach der fertige Spielbericht. Wenn sie also heute eine der großen deutschen Tageszeitungen aufschlagen, ist es gut möglich, dass sie die Überschrift „Fink feiert ersten Sieg mit HSV!“ vorfinden werden. Dann können sie sich guten Gewissens sagen: Dieser Journalist hat es schon vorher gewusst! Oder eben auch nicht…
Eine 50-Euro-Wette wird Trier zum Verhängnis…
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand Dennis Aogo nach dem Pokalkrimi den wartenden Journalisten Rede und Antwort. Er war es, der mit seinem herausragenden direkt verwandelten Freistoß in der 110. Minute die Trierer Pokalträume jäh zerstörte. Für den 24-jährigen Aogo war das Tor eine doppelte Freude: Nicht nur hatte er seinen Verein vor einer Blamage gegen den Viertligisten von der Mosel bewahrt, das Tor zum 2:1-Endstand war sogar das erste für den gebürtigen Karlsruher im Trikot des Bundesliga-Dinos von der Elbe. „Es ist eine riesige Freude, dass es endlich mit meinen ersten Tor geklappt hat“, gab er nach Spielende zu Protokoll.
Neben den diversen Prämien, die der HSV auch nach dem doch schmeichelhaften Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals ausschütten wird, darf sich Aogo aber noch über eine kleine Extra-Prämie freuen. „Wir haben in der Mannschaft vor dem Spiel um 50 Euro gewettet, dass ich heute mein erstes Tor für den HSV schieße“, grinst der Torschütze. Von seinem Trainer Thorsten Fink erntete er für seinen Treffer noch ein besonderes Lob: “Dennis hat Selbstbewusstsein. Genauso stelle ich mir das auch vor. Ein Spieler übernimmt Verantwortung und nimmt sich einen solchen Schuss. Die individuelle Klasse hat letzten Endes entscheiden müssen, und dazu zähle ich auch den starken linken Fuß von Dennis Aogo.“
Dabei hätte es zu dieser Freistoßsituation direkt an der Strafraumgrenze erst gar nicht kommen müssen, weiß Eintracht-Innenverteidiger Denny Herzig: “Dass das Gegentor dann aber nach einem Freistoß passiert, den wir vielleicht schon in der Entstehung hätten vermeiden können, ist umso bitterer.“ Eine 50-Euro-Wette wurde Trier also zum Verhängnis in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals.
Eine Choreografie, die überraschte
Schon beim Betreten des bis auf den letzten Platz gefüllten Moselstadions wird sich die Vorfreude einiger Zuschauer noch einmal gesteigert haben. Denn in der Gegengeraden hatten die Trierer Ultras eine Choreografie vorbereitet, die bis zum Anpfiff jedoch verhüllt blieb. Die meisten Zuschauer werden wohl mit einer ganz besonderen Idee gerechnet haben, um die Mannschaft unmittelbar vor Spielbeginn noch einmal das nötige Selbstvertrauen einzuhauchen, um gegen den Bundesligisten so lange wie möglich mithalten zu können. Eine kreative Erinnerung an die diversen Pokalsensationen, die das altehrwürdige Moselstadion bereits erleben durfte zum Beispiel. An all die Bundesligisten, die Pokalsieger, die hier an der Mosel ihre Segel im Pokalwettbewerb ungewollt streichen mussten. Doch mit dem Einzug der Mannschaften wurde diese Hoffnung zerschlagen. „Sektion Stadionverbot immer bei uns. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, stand auf den enthüllten Spruchbändern geschrieben.
Einige Zuschauer, wohl seit längerer Zeit wieder einmal in einem Fußballstadion und mit den alltäglichen Problemen des „modernen Fußballs“ nicht vertraut, rieben sich erstaunt und gleichwohl verwundert die Augen. Doch auch eingefleischte Anhänger der Eintracht waren enttäuscht. Keine Frage, die Choreografie war schön hergerichtet worden und die Problematik der Stadionverbote soll und darf nicht zum Tabu-Thema verkommen. Die Enttäuschung vieler wird sich auch vielmehr darauf bezogen haben, dass man als Fangruppierung die mediale Plattform eines bundesweit übertragenen DFB-Pokal-Spiels dazu genutzt hat, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt den Fokus auf die Mannschaft zu richten. Pünktlich zum Anpfiff aber erkannten die Fans auf der Gegengeraden dann aber, wo die Prioritäten des Abends liegen sollten und feuerten ihre Mannschaft über 120 Minuten bedingungslos an.
Für alle, die ihn noch nicht gelesen haben: hier geht es zum Spielbericht inklusive Fotos und VIDEO-Stimmen
++++++Eintracht in Kürze+++++
Enttäuschung beim Training – Auch beim ersten Training nach der bitteren Pokalpleite gegen den Hamburger SV herrschten bei den Eintracht-Spielern enttäuschte Gesichter vor. Die Akteure, die gegen den Bundesligisten auf dem Rasen standen, joggten durch das Moselstadion, die Ersatzkräfte übten Torschuss und spielten ein Turnier „Jung gegen Alt“. Kapitän Torge Hollmann lief ein paar lockere Runden und trainierte ein wenig mit dem Ball. „Wir waren so nah dran, das müssen wir erst sacken lassen“, sagte Trainer Roland Seitz. „Wir werden darüber sprechen und dann den Fokus auf das Spiel gegen Essen richten.“
Muskelverhärtung bei Pagenburg – Glück im Unglück für Chhunly Pagenburg. Der Offensivmann, der nach 45 Minuten gegen den HSV ausgewechselt werden musste, zog sich eine Muskelverhärtung im Oberschenkel zu. „Es ist nichts gerissen“, atmete er durch. „Ich werde mich Donnerstag wohl schonen und auf dem Fahrrad trainieren. Ob es für Samstag reicht, werden wir sehen.“ Auch der Ex-Nürnberger war noch enttäuscht über die bittere Pokalpille. „Ich werde mich daheim nur noch auf das Sofa setzen und Fernsehen gucken.“
Trikotsponsor verlängert – Die Firma Romika Shoes hat ihren Vertrag als Trikotsponsor von Eintracht Trier um eine weitere Spielzeit verlängert. Beide Seiten einigten sich im Vorfeld des DFB-Pokalspiels auf eine Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2013. „Wir sind sehr stolz darauf, einen international erfolgreichen, aber doch auch heimatverbundenen Partner weiter hinter uns zu wissen“, freute sich Vorstandsmitglied Harry Thiele. „Dank der frühzeitigen Vertragsverlängerung haben wir auch mehr Planungssicherheit über die laufende Saison hinaus.“
+++++ Gewinnspiel +++++
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hans müller meint
Bzgl. der Choreo stand in deren Kurvenblatt etwas drin!
http://insane-ultra.de/download.php?cat=40_Inzine&file=inzine42.pdf