Universität Trier und Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz gründen eine gemeinsame Forschungs- und Dokumentationsstelle.
Geschichte der NS-Zeit in Trier
Trier – Seit vielen Jahren forschen Wissenschaftler der Universität Trier zur Geschichte der NS-Zeit in der Region Trier. So konnten zum Beispiel in einem Projekt neue Erkenntnisse über Häftlingsgruppen des SS-Sonderlagers/Konzentrationslagers Hinzert gewonnen werden. „Die Universität Trier leistet mit diesem Forschungszweig einen wichtigen Beitrag zur Regionalgeschichte, die zugleich eingebettet ist in eine aktive Erinnerungsarbeit. Viele Formen der historischen Feldarbeit gewährleisten eine starke Einbindung der Studierenden in die Aufarbeitung der NS-Zeit, verbunden mit einem beständigen Mitwirken an einer Erinnerungsarbeit, die heute und in Zukunft von großer Bedeutung sein wird“, sagt Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier.
In vielen Projekten kooperiert das Fach Geschichte mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Diese Zusammenarbeit vertiefen beide Institutionen nun durch die Gründung der neuen Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL („Strukturen und Erinnerung. Angewandte Geschichtswissenschaft und digitale Lehre“).
Gründung der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL
„Durch die Gründung der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL an der Universität Trier wird die Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz, vor allem im Raum Trier-Koblenz, zusätzliche und neue Impulse erhalten. Die vereinbarte engere Zusammenarbeit zwischen Forschung und politischer Bildung wird es beiden Partnern erleichtern, zusätzliche und neue Vermittlungsformate zu entwickeln. Wissenschaftliche Erkenntnisse können dann schneller und direkter an Multiplikatoren historisch-politischer Bildungsarbeit in Schulen und Erwachsenenbildung weitergegeben werden. „Das wird über gemeinsame Veranstaltungen, aber auch mittels digitaler Präsentationsformate erfolgen“, sagt Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung.
„Auch wenn die Geschichte der NS-Zeit oft bereits gut aufgearbeitet scheint, gibt es doch etliche Fragestellungen, die bisher noch nicht oder nur unzureichend beleuchtet wurden“, sagt Geschichtsprofessor Dr. Lutz Raphael, einer von drei Leitern von SEAL. „Vor allem auf regionaler Ebene trifft dies zu. So wurden beispielsweise Schicksale von Frauen im Widerstand in der Region Trier bis heute nur wenig untersucht.“ Im Rahmen der neuen Kooperation soll daher unter anderem die Rolle von Frauen als Opfer und Verfolgte, aber auch als Täterinnen (Aufsichtspersonal) im Frauenstraflager Flußbach bei Wittlich genauer in den Blick genommen werden.
Akten werden digital aufgearbeitet
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt der neuen Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL liegt auf den über 12.000 Gestapo-Akten der Staatspolizeistelle Neustadt an der Weinstraße sowie der dazugehörigen knapp 60.000 Karteikarten. Im Regelfall wurden solche Quellen, als das Kriegsende nahte, vernichtet. Umso mehr stellen sie für die Wissenschaftler eine wichtige Quelle dar, um die Verfolgungsgeschichte im NS-Staat nachzeichnen zu können. Ein Ziel des Projekts von Universität Trier und Landeszentrale für politische Bildung ist daher, die Akten digital so aufzuarbeiten, dass sie – mit jeweils der Zielgruppe angepassten Präsentationsformaten – in Schulen und im Rahmen der politischen Bildungsarbeit sowie von Studierenden und von der Wissenschaft genutzt werden können.
Durch die Gründung der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL werden zahlreiche Aktivitäten im Land gebündelt und weiterentwickelt. Von dem gemeinsam gestalteten Wissenstransfer profitieren gleichermaßen Studierende, Forschung und politische Bildungsarbeit. Die Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz wird so stetig ausgebaut, und zwar auf einer soliden historischen Grundlage.
Kontakt
Dr. Thomas Grotum
Forschungs- und
Dokumentationsstelle SEAL
+49 651 201-3331
[email protected]
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