Es ist immer wieder faszinierend, was sich denen offenbart, die mit offenen Augen durch die Welt gehen. Dann ist es nur ein Zufall, aber man sieht, wie in diesem Moment der Himmel diese ganz eigene Färbung hat. Die dunklen Wolken im Hintergrund, die schon das Gewitter verheißen, der leicht grünliche Mittelgrund und über einem noch das Himmelblaue. Ein Farbdreiklang, der seinesgleichen sucht. Jetzt wäre der Moment, eine Kamera zu besitzen.
Der Ursprung der Fotografie
Das Thema: Fotografie. Klar, mit der richtigen Hardware macht sie richtig Spaß und der ein oder die andere fühlt sich bildtechnisch von der Muse geküsst, um anhand von Blenden- oder Belichtungszeit noch das nötige Quantum des gewissen Etwas hinzuzufügen. Wieder andere fotografieren mehr auf der journalistischen Ebene, sagen „Da ist was, das muss aufs Bild gebannt werden und das sachlich, ohne Schnörkel und Chichi.“
Freilich haben beide Fotografie-Arten ihre Daseinsberechtigung und es ist durchaus faszinierend, dass wir heute all dies tun können. Und wie so oft: Es war alles Zufall. Da bemerkte Johann Heinrich Schulze, ein deutscher Arzt, im Jahr 1717, dass Silbernitrat bei Sonneneinwirkung dunkel wird. Ebenfalls im 18. Jahrhundert konnte Carl Wilhelm Scheele, seines Zeichens Chemiker aus Schweden, im Rahmen seiner Experimente mit sogenannten „Silbersalzen“ das Fixiermittel herstellen, das für die Fotografie benötigt wurde, während im 19. Jahrhundert ein Mann namens Joseph Nicéphore Niépce die erste Langzeitbelichtung der Welt herstellte. Acht Stunden brauchte die Camera Obscura, um das Bild zu bannen.
Aus einer Dunkelkammer wird eine Lichtkammer
Eigentlich ist dies gar nicht so falsch, wenn man bedenkt, dass sich das Wort „camera obscura“ aus den lateinischen Worten für Kammer (Camera) und Dunkel (obscura) zusammensetzt. Eigentlich handelte es sich dabei um einen dunklen Raum, die über ein Loch in einer Wand verfügte. So konnte ein Bild an die Wand projiziert werden – allerdings, zunächst auf dem Kopf.
Diese Technik wurde dann portabel gestaltet, weshalb man in diesem Fall auch gerne von einer „Lochkamera“ spricht. Nach Niépces Durchbruch, der Acht-Stunden-Belichtung, und der entsprechenden Feststellung, dass man nun Bilder erstellen könnte, wurde aus der Camera Obscura im wahrsten Wortsinne eine Camera Photo – wobei das Wort „Photo“ lateinisch für „Licht“ steht. Immerhin wird „Fotografie“ auch als „Malen mit Licht“ bezeichnet.
Freilich ist einiges an Technologie erfunden und verwendet worden, seitdem Herr Niépce seinen Dachbodenversuch gestartet hatte. Wir können durch unterschiedliche Objektive reizvolle Effekte erstellen, in dem wir wahlweise ein Objekt, das weit weg ist, per Zoom heranholen oder per Weitwinkelobjektiv oder gar dem sogenannten „Fischauge“ eine beinahe 180-Grad-Fotografie mit nur einem Bild machen.
Früher und heute
Wir haben – die Jüngeren unter uns können das gar nicht glauben – mit Kameras gearbeitet, bei denen mit einem zu belichtenden Film gearbeitet werden musste. Da war es eine Herausforderung, den Film in die Kamera zu verbringen, ohne sofort den Belichtungsprozess zu starten. Dann hatten die Kameras auch nur 12 bis 24 Bilder und diese konnten nicht sofort angesehen werden. Man musste sie wahlweise zum Entwickeln beim Fotoladen des Vertrauens abgeben oder selbst entwickeln.
Hierzu stellte man sich in einen Raum, in dem bis auf eine kleine, rote Lampe alles verdunkelt war und tauchte die noch dunklen Bilder erst in Entwickler- und dann in Fixierflüssigkeit. Dieser Raum hieß Dunkelkammer – auch da sind wir wieder bei der Camera Obscura.
Heute ist dies freilich einfacher. Die Digitalkameras erlauben es, je nach Speicherplatz der Karte, bekanntermaßen, zweihundert Bilder und mehr zu schießen. Ein weiter Weg, wenn man bedenkt, dass wir ursprünglich nur mit 12 Bildern arbeiten konnten.
Das klingt positiv und das ist es auch, jedenfalls streckenweise. Denn heute kann man einfach eine Reihe von Bildern schießen, das Beste wird dann genommen und der Rest gelöscht. Diesen Luxus hatte man damals nicht. Eine Rolle Film, die 36 Bilder verschießen kann, kostet mitunter um die 24 Euro, hinzukommen die Filmentwicklungskosten, sodass man mit knapp 30 Euro pro Film kalkulieren kann. Das heißt: Sparsam sein und vor allem mit dem genügenden Maß an Vorbereitung und Achtsamkeit ans Werk gehen.
Hier musste man noch mit Präzision fotografieren. Gut, das tut man irgendwann ganz zwangsläufig und benötigt im Zweifelsfall nur eine einzige Belichtung, um das perfekte Bild herzustellen. Und ob die Bilder nun auf Extrablitz.com erscheinen, oder vielleicht in einem Kalender für den Freund/die Freundin, ist egal – ein guter Fotograf benötigt nur dieses eine Bild.
Auf der Suche nach einem guten Motiv
Wie eingangs erwähnt: Der Gang mit offenen Augen durch die Umgebung erlaubt einem manchmal schon einen interessanten Einblick in die Umwelt. Es kann die Quelle des Benninger Baches sein, der Sirzenicher Wasserfall oder sein Pendant am Gillenbach, das einen fasziniert. Oder man ist im Naturpark Südeifel unterwegs und findet an einem kleinen Teich eventuell eine „Gefleckte Heidelibelle“, die über dem Wasser tanzt.
Und natürlich sind auch andere Momente jene, in denen man einfach nur die Kamera zücken und draufhalten möchte. Stellen wir uns nur kurz vor, wir laufen durch Klais, den Ortsteil von Krün, das zu Garmisch-Partenkirchen gehört. Nachdem wir die Römerstraße fotografiert haben, schauen wir uns weiter um und stolpern zufällig über die sich umschauenden Frauen Sophie Grégorie Trudeau, Jill Biden, Yuko Kishida und Britta Ernst – also die Ehefrauen der Regierungschefs von Kanada, den USA, Japan und Deutschland. Und die vier haben Spaß, haben sich auf eine Bank gesetzt und gönnen sich, natürlich unter der strengsten Bewachung der verantwortlichen Sicherheitsleute ein kühles Getränk der Wahl. Klar, dass das ein Schnappschuss wird. Und wir halten fest: Die Frauen haben deutlich das bessere Programm.
Entsprechendes fotografisch festzuhalten, dürfte nicht ganz unspannend sein. Freilich sind andere Abbildungen der Realität noch eine Spur spannender, wie etwa diese berühmte Mittagspause auf dem Stahlträger oder andere Bilder von historischer Signifikanz. Nicht umsonst gibt es für das eine oder andere Lichtbild, das um die Welt geht, auch den Pulitzerpreis.
Fazit
Wir können also festhalten: Fotografie ist wichtig. Und, weil manches über ein Bild doch deutlicher kommuniziert werden kann, ist auch der Satz „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ keineswegs eine reine Binsenweisheit. Vielleicht ist dieser Ausspruch, was Kurt Tucholsky zugeschrieben wird, von vielen Menschen verwendet worden und damit ein sehr inflationär-gebrauchtes, geflügeltes Wort – aber es ist nicht ganz falsch. Daher kann die Empfehlung nur lauten: Fotoapparat schnappen und das nächste Bild schießen. Es muss ja nicht gleich ein Pulitzer-Preis-verdächtiges Werk sein.
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