Köln. Die weltgrößte Messe für Computer- und Videospiele, die Gamescom in Köln, war 2022 wieder ein voller Erfolg. 300.000 Besucher aus mehr als 100 Ländern stürmten das Geländer, um aktuelle und geplante Veröffentlichungen, wie „Dead Island 2“, zu bewundern. Dazu kamen mehr als 130 Millionen Views im Netz. Schon das Eröffnungsevent zog 12 Millionen Views auf sich. 1100 Aussteller aus insgesamt 53 Ländern boten einen guten Überblick über den aktuellen Status Quo.
Doch auch die Anzahl der Fachbesucher konnte sich sehen lassen. 25.000 von ihnen waren gekommen, um sich zu informieren. Sie erkannten schnell, dass eSport auch weiterhin die Schlagzeilen beherrschen wird.
Von der Nische in den Mainstream
Der eSport-Boom wird in Deutschland mittlerweile auch von den großen Fußballvereinen befeuert. Während sich der Deutsche Meister FC Bayern München erst sehr spät zu einem Einstieg entschloss, gilt Schalke 04 als Pionier auf dem Gebiet. Selbst nach dem Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga konnte der Verein einen 12. Platz im FIFAe-Ranking behaupten. Dort befindet sich auf RB Leipzig, das ebenfalls zu den erfolgreichsten deutschen Teams der letzten Jahre zählt. In München hingegen musste erst Uli Hoeneß seinen Posten als Präsident des Klubs verlassen, bis sich der Serienmeister zu einem Einstieg in die eSport-Szene durchringen konnte.
Doch die schnellen internationalen Erfolge untermauerten auch in der digitalen Welt die Ausnahmestellung des FC Bayern München. Mittlerweile dominiert man auch dort das Geschehen und ist stolz auf die bereits errungenen Erfolge an den Konsolen. Natürlich steht auch hier der Fußball im Mittelpunkt, schließlich möchten die Klubs ihr Image weiter verbessern und mit ihrem Engagement neue Fanschichten ansprechen.
Fast die Hälfte der Spieler ist weiblich
Gaming ist längst nicht nur mehr eine Männerdomäne. Die Statistik beweist, dass sich die weiblichen Spieler nun schon fast auf Augenhöhe befinden. Das betrifft nicht nur ihre Anzahl, sondern auch ihre Präsenz in den Spielen selbst. In Deutschland sind 48 Prozent der Spieler weiblich. Ihr Anteil ist in den letzten Jahren um ein Prozent angestiegen, gut möglich, dass dieser Trend weiter anhält.
Ein Blick auf die bei der Gamescom gezeigten Neuheiten zeigt, dass derzeit eine spannende Entwicklung stattfindet. Immer mehr Games setzen auf starke, weibliche Figuren. Damit schließt sich die Szene dem Trend hin zu mehr Diversität an. Alte Geschlechterstereotypen gehören verstärkt der Vergangenheit an, die Zukunft gehört der Weiblichkeit.
Die Sichtbarkeit steigt
Das hat auch die Wirtschaft erkannt und fördert diese Entwicklung. An vorderster Front befindet sich dabei die Deutsche Telekom, die eine Initiative namens Equal eSport fördert. Die Auswirkungen waren auf der Gamescom schon deutlich zu sehen. So konnten Fans auf der Messe bei „Age of Darkness“ als Königin des Nichts agieren oder in „The Knight Witch“ sich in der Rolle einer Ritterhexe durch eine unterirdische Stadt schlagen.
Diese Beispiele bewiesen die neue Sichtbarkeit der Frauen in der Gaming-Industrie. Jetzt sind sie nicht nur mehr schmückendes Beiwerk, sondern repräsentieren das Spiel an vorderster Front. In der Vergangenheit reduzierten die Entwickler Frauen lediglich auf Klischees, oder Beiwerk für die männlichen Helden. Selbst Lara Croft, die erste weibliche Hauptfigur eines Gaming-Blockbusters, galt als Inbegriff für die Sexualisierung.
Großes Interesse
Diese Darstellung lag auch daran, dass Spiele lange das Image eines Spielzeugs für Jungs hatten. Alle Darstellungsformen waren auf ein männliches Zielpublikum ausgerichtet. Damit ignorierte die Industrie jedoch die weiblichen Kunden fast vollständig, obwohl bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, dass Frauen sehr wohl ein großes Interesse an digitalen Spielen haben. In Deutschland gibt es rund 34 Millionen Gamer, die Hälfte davon ist weiblich. Jetzt ist erstmals zu erkennen, dass die Spieleentwickler diese Zielgruppe ernst nehmen und gezielt für sie produzieren.
Die Gamescom zeigt, dass weiblichen Hauptfiguren auf dem Vormarsch sind. Sie brechen mit verstaubten Stereotypen und rücken ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nachholbedarf besteht jedoch noch immer im eSport. Dort haben es weibliche Gamer noch wie vor sehr schwer, sich in dieser männerdominierten Welt durchzusetzen. Sie treffen auf die gleichen Vorurteile, denen sie bereits jahrzehntelang in der Arbeitswelt ausgesetzt waren.
Doch erste Erfolge hinsichtlich der Chancengleichheit waren in Köln bereits zu sehen. Schließlich steigt die Zahl der weiblichen Zuschauer bei eSport-Events rasant an. Immerhin bietet der Sport ideale Voraussetzungen für die Gleichberechtigung. Hier zählen geschlechtsunabhängige Fähigkeiten, wie mentale Stärke, strategisches Geschick und hohe Konzentration. Das sollte die Gleichberechtigung im Gaming weiter vorantreiben.
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