Schon zu den Zeiten unter Hendrik Rödl beim TBB Trier wurde versucht, die regionalen Talente zu fördern und wenn möglich im Profibereich zu integrieren. Aktuell stehen neben Kilian Dietz die Gebrüder Rupert „Rupi“ und Vincent Hennen für den sogenannten „Trierer Weg“. 5vier.de hat sich mit beiden gut aufgelegten Gladiators-Spielern zum Gespräch getroffen.
Vincent, du hast aktuell die Doppelbelastung aus Schule und Basketball, Rupi, du hast es schon hinter dir. Wie klappt das? Was kommt vielleicht zu kurz?
V: Bis jetzt läuft alles prima. Jetzt geht es bei mir auf das Abi zu, die Arbeiten kommen im Januar. Noch mache ich mir keinen Stress, aber der wird dann demnächst kommen. Ich bin selber gespannt, wie es genau laufen wird.
Wirst du dann das Trainingspensum etwas reduzieren?
V: Im Notfall wird es reduziert, aber eigentlich sollte ich das unter einen Hut kriegen.
R: Bei mir war das ähnlich. Ich habe mir während der Schullaufzeit leider auch manchmal etwas weniger Gedanken gemacht. Zum Abitur habe ich dann ein wenig den Basketball reduziert, mal drei Tage nur gelernt.
Zunächst das Abitur im Hause Hennen
Rupi hatte während der Schulzeit schon den Plan, hauptberuflich Basketballer zu werden. Ist das bei dir, Vincent, auch so?
V: Ja, ich habe den Plan, mich ein Jahr lang voll auf den Basketball zu stürzen und dann zu gucken, ob es läuft. Und sollte das nicht klappen, werde ich bestimmt etwas mit Sport studieren, weil das sozusagen unser Leben ist.
Ihr seid noch jung, da ist der Reiz, seine Jugend auszuleben, bei den meisten sehr groß. Fällt euch die Einschränkung schwer, nicht mit den (Ex-)Mitschülern am Wochenende feiern gehen zu können? Ihr müsst das ja wahrscheinlich aufgeben.
R: Ich würde nicht sagen, dass wir es „aufgeben“, es ist ja unsere eigene Entscheidung gewesen. Deswegen verzichte ich da sehr gerne drauf, weil wir am Wochenende spielen. Mein Bruder sogar zweimal. In der Woche geht es wegen des Trainings auch nicht. Das nehmen wir in Kauf, weil wir den Basketball so lieben. Im Sommer kann man dann die Jugend ein wenig ausleben, manchmal auch an einem freien Wochenende.
Du standest jetzt schon öfter in der Starting Five, Rupi. Vincent, du kamst bislang auf einen Kurzeinsatz. Seid ihr mit euren aktuellen Situationen zufrieden?
V: Bei mir war von Anfang an klar, dass ich zunächst für das Training eingeplant bin und aushelfe, wo ich kann. In der zweiten Mannschaft sehe ich definitiv genügend Minuten und liefere da auch ab. Über jede Minute, die ich in der ProA bekomme, bin ich froh. Und wenn ich nächste Saison zwei Mal am Tag trainieren kann, wird sich das hoffentlich weiterentwickeln.
R: Individuell läuft es für mich ganz gut. Ich habe im Sommer viel an meinen Defiziten gearbeitet. So hat sich meine Spielzeit wieder ein wenig erhöht. Ich bin auf jeden Fall zufrieden.
Starting Five und Kurzeinsatz
Welche Defizite waren das?
R: Vor allem mein Wurf, der war noch nie meine Stärke. Ist er immer noch nicht, aber er hat sich auf jeden Fall verbessert. In der Defense ist meine Beinarbeit besser geworden. Aber auch die Erfahrung hilft mir da viel.
Um nicht nur den Blick auf das Negative zu richten, was läuft denn so richtig gut bei euch?
R: (Überlegt) Das ist schwer zu sagen. Die Position des Aufbauspielers bringt ja viele Sachen mit sich und es gibt da ganz unterschiedliche Spielertypen. Ich hatte immer schon die Geschwindigkeit, da muss ich nicht groß dran arbeiten. Das Ballhandling war auch immer schon ziemlich gut. Was ich in den letzten Jahren besonders gelernt habe, besonders dank Simon (Schmitz, A. d. R.), war die Übersicht und die Organisation. Da bin ich schon recht weit, kann aber immer noch sehr viel lernen.
V: Ich bin noch sehr auf meinen Wurf fokussiert, auch im Training bin ich häufig an der Dreierlinie. In der Regionalliga fange ich an, mehr zum Korb zu ziehen.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Welcher Hennen ist der bessere Werfer?
R: Ich glaube er ist der Talentiertere, aber weil ich zweimal am Tag an meinem Wurf arbeiten kann, treffe ich doch noch etwas besser. Wenn wir nach dem Training gegeneinander werfen, treffe ich auf jeden Fall mehr!
V: Das sagst du jetzt so… (beide lachen)
Welcher Hennen wirft besser?
R: Ich gewinne auf jeden Fall öfter. Aber er hat es mehr im Blut, glaube ich. Wenn er nächstes Jahr dann zweimal täglich trainieren kann, kann er ein guter Werfer werden.
Auf der Point Guard Position hat sich bei der ersten Mannschaft einiges getan. Simon ist verletzt, Chase Adams wurde verpflichtet. Auch wenn man niemanden eine Verletzung wünscht, gab es bevor es zur Neuverpflichtung kam die Hoffnung, noch mehr Minuten abzugreifen?
R: Das ist nichts Unnatürliches. Der eine verletzt sich, der andere bekommt eine Chance. Für Simon ist es unglaublich bitter. Er hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme, nach der Operation gab es den Eindruck, dass es wieder besser wird. Als er dann wieder ausfiel kam definitiv nicht der Gedanke „Jetzt darf ich mehr spielen“. Aber natürlich versucht man Gelegenheiten zu nutzen, wenn sie sich einem bieten.
Auf der einen Seite denkt man schon, dass mit jemand Neuem die Spielzeit weniger werden kann. Gleichzeitig denkt man ans Team. Wir wollen alle in die Playoffs! Und da bringt Chase eine Menge Erfahrung mit. Und im Training werde ich besser, wenn ich gegen so jemanden spiele. Gerade auf der Aufbauposition lernt man unglaublich viel dadurch.
Ganz frisch ist die Position des Co-Trainers mit Jonas Borschel besetzt, der bis dato für die Jugend zuständig war. Es ist nicht unüblich, dass „beförderte“ Trainer dem eigenen, bekannten Nachwuchs nochmal einen Tick eher Chancen anbietet. Setzt du da Hoffnungen drauf, Vincent?
V: Das ist schwer zu sagen. Jonas ist erst seit kurzer Zeit im Training. Er und Christian (Held, Headcoach) haben schon vorher extrem eng zusammengearbeitet und sind gut befreundet. Ich glaube nicht, dass sich in dem Sinne viel verändern wird.
Die Hennens beschreiten den Trierer Weg
Der „Trierer Weg“ ist ein geflügeltes Wort. Es bedeutet, dass man Eigengewächse fördert und bis zu den Profis heranführt. Ihr steht, neben Kilian Dietz, aktuell ganz besonders dafür. Hat das eine besondere Bedeutung für euch, diese Gesichter für den Verein zu sein?
V: Wir können beide nicht sagen, wie es ist, woanders zu spielen. Ich denke, wir sind beide froh, dass wir nicht in eine andere Stadt müssen um unseren Sport auszuüben. Für den eigenen Verein zu spielen ist immer etwas Großes. Zumal wir die geilste Halle in der ProA haben. Selbst von der Bank aus ist das immer wieder unfassbar.
R: Sehe ich genauso. Du siehst zum Beispiel Freunde von deinen Eltern oder siehst alte Freunde und Freunde von Freunden… man kennt gefühlt jedes Gesicht in der Halle, das ist schon etwas Besonderes.
Also Trier bis zum Lebensende? Oder gibt es vielleicht Träume, die ihr euch noch erfüllen möchtet?
R: Wenn man seine Träume komplett aufgeben würde, könnte ich jetzt auch in der zweiten Liga aufhören. Träume sind aber nicht gleichzusetzen mit realistischen Zielen. Die NBA (die beste Liga der Welt) wäre ein Traum. Die erste Bundesliga ist schon noch ein Ziel, am liebsten mit dem eigenen Verein.
V: Ich warte wirklich die kommende Saison ab, wie es sich da entwickelt. Mein Bruder konnte im Schnitt zehn Minuten spielen in seinem ersten richtigen Jahr…
R: (flüstert) …es waren mehr…
V: (grinst) Davon hängt es ab. Wenn ich merke es reicht nicht für das Niveau, dann steht das Studium im Vordergrund. Ich werde auf jeden Fall weiter Basketball spielen, dann wahrscheinlich in der Regio. Aber wenn es gut läuft, dann hänge ich noch ein Jahr dran und dann schauen wir mal.
Kein Zoff unter den Brüdern
Kommen wir zum Abschluss zu eurem Geschwisterverhältnis. Manche großen Brüder hassen es, wenn der kleine dasselbe macht wie man selber. Manche kleinen Brüder möchten sich von dem abgrenzen, was der große macht. Bei euch kein Thema?
V: Ich glaube wir sind da ein bisschen anders. Manche aus der Mannschaft sagen, wir wären das liebste Brüderpaar, was sie je gesehen hätten. Die erzählen immer, wie sie sich mit ihren Brüdern geprügelt haben. (beide lachen) Wir haben uns hier und da mal gezofft, im Training kackt man sich auch mal kurz an, dann ist das aber schnell alles gegessen. Wir kommen echt gut miteinander aus, ich kann mich nicht über ihn beschweren. (grinst)
R: Das ist wirklich so. Wir werden das ja häufiger gefragt. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir auf verschiedenen Positionen sind und unterschiedliche Spielertypen sind. Er hat eher dieses „Scoring-Mindset“, ich eher die Organisation des Teams. Da entsteht gar nicht erst so ein Konkurrenzdenken.
Heute Abend geht es gegen die Artland Dragons in Quakenbrück um wichtige Punkte. Das nächste Heimspiel an dem ihr die Gebrüder Hennen live sehen könnt, ist am Mittwoch, den 11. Dezember gegen die Topmannschaft aus Jena. Tickets für die RÖMERSTROM Gladiators Trier findet ihr hier.
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