Der Meister kommt. FC Bayern München Basketball. Bewerben muss man das Spiel am Sonntag nicht. Das sieht man an den Verkaufszahlen, denn wer sich an der Abendkasse spontan anstellen möchte, wird womöglich enttäuscht werden, dass er keine Karte mehr bekommt. Um den zahlreichen Zuschauern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, muss TBB Trier ans Limit gehen – und ein wenig auf Arroganz hoffen.
Trier. Bloß kein zweites ALBA – das dürften sich zahlreiche Menschen denken, die die Hoffnung haben, dass „Einmal-Zuschauer“ durch eine gute Partie gegen den polarisierensten Verein Deutschlands vielleicht doch des Öfteren den Weg in die Arena finden. Ausschließen darf man es nicht, ist der FC Bayern München doch statistisch die pure Dominanz. Egal ob Punkte, Rebounds oder Assists pro Spiel, überall rangieren die Rot-Weißen an der Spitze. Wenn es keinen freien Platz mehr gibt, wäre eine 37-Punkte-Klatsche wie am 7. Spieltag gegen Berlin tatsächlich keine gute Werbung.
Übrigens gibt es einen simplen Grund, warum die Arena selbst bei reger Nachfrage nicht mehr die 6.000-Schallmauer durchbricht. Pressesprecher Tom Rüdell erklärt, dass das in der Vergangenheit nur möglich war, da man nicht ganz billige Erhebungen für Stehplatz-Zuschauer besorgen musste. Finanziell hat das kaum Auswirkungen gehabt, dafür aber für Probleme bei Sichtverhältnissen, Warteschlangen und weiteren Fan-Komfort gesorgt.
Respekt, aber keine Angst
Wenn man den Aussagen des Trainers und der Spieler lauscht, hört man keine Angst. Im Gegenteil, sie glauben an ihre Chance, das ist nicht aufgesetzt. Diese Zuversicht ist trotz den besagten Statistiken nicht aus der Luft gegriffen. Klar, die Bajuwaren sind Tabellenzweiter, haben einen Kader zum Zunge schnalzen, der an Tiefe kaum zu überbieten ist. Eine der zwei Niederlagen war das knappe 83:80 in der deutschen Hauptstadt, bei der momentan wohl besten Mannschaft Deutschlands.
Doch die zweite Niederlage kam gegen Aufsteiger Göttingen, völlig überraschend. Auch gegen den anderen Liganeuling Crailsheim sah man in den ersten beiden Vierteln, dass der Meister nicht unschlagbar ist, kleine Gegner durchaus hin und wieder unterschätzt. Zugegeben ist das aber auch nicht so ungewöhnlich, wenn man auch noch in der obersten europäischen Spielklasse Euroleague aktiv war, aus der man leider jüngst ausschied. Ebenfalls ihr letztes Spiel gegen Bonn, mit einem Sieg erst in der Verlängerung, zeigte, dass sich selbst ein schwach reboundendes Team Siegchancen gegen die vermeintliche Übermannschaft erarbeiten kann.

Legende und Provokateur Svetislav Pesic Foto: Thewalt
Auch wenn Trainerlegende Svetislav Pesic eine große Auswahl hat, ist das Team aufgrund einiger Verletzungen noch nicht da, wo es am Ende der Saison sein möchte und sein wird. Triers Headcoach Henrik Rödl spricht entsprechend von „einem zerrüttenden Kader, sie sind dominant, aber noch nicht so dominant“. Doch nach der Rückkehr von Anton Gavel kehrt Stabilität zurück, „Gavel bringt durch seine Physis und sein Auftreten“ eine Extra-Qualität aufs Parkett. Und, fast schon nebenbei, reagierte das Management auf die Verletzungsmisere mit dem europäischen Topspieler Bo McCalebb. Der schlug in seinen bisherigen zwei Spielen ein, als wäre er schon seit Saisonbeginn anwesend.
Es kann aber vermutet werden, dass Pesics Taktik sich auf seine großen Kerle beziehen wird. Schon gegen Bonn wollte man den gegnerischen Big Men früh Fouls anhängen. Nach den Erkenntnissen des Spiels der TBB in Ulm, wo Vitalis Chikoko ausgefoult wurde und so ein Run des Gegners begünstigt wurde, wäre das ein vielversprechendes Mittel. Durch Koloss und Zweifach-MVP John Bryant verfügt der Serbe hier über das ideale Personal dafür.
Bloß keine Foulprobleme
Doch „Chiko“ und der Trainerstab sind darauf vorbereitet. Auf die Frage, ob sich das auf seine Verteidigung auswirken wird, stimmt er teilweise zu. „Ich muss natürlich weiterhin aggressiv verteidigen, aber smart.“ Ein Schlüssel für die Begegnung ist, naturgemäß, das Reboundduell. Hier müssen sich die Riesen von der Mosel besser präsentieren als zuletzt. Gab es dafür Extraeinheiten vor dem Topspiel? „Der Rebound ist immer ein großer Schwerpunkt unseres Trainings. Wir wissen, dass wir uns da weiter verbessern müssen. Aber es gab jetzt kein Extra-Extra-Extra-Reboundtraining.“, gibt Rödl lächelnd zu Protokoll.

Soll sich bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen: Vitalis Chikoko
Foto: TBB Trier
Das würde auch nicht reichen. Es muss sich viel mehr zusammenfügen, um die Sensation zu schaffen. Wenn man aber ehrlich ist, wäre eine Niederlage nicht weiter tragisch, solange die Fans sehen, dass die Spieler alles versuchen aus sich rauszuholen. Und wenn sich dadurch ein paar Dutzend oder gar Hundert entschließen, vielleicht ein zweites, drittes oder viertes Heimspiel zu besuchen, eventuell sogar Stammgäste werden, wäre das Aufeinandertreffen ein Erfolg. Auch wenn Bayern München am Ende mehr Punkte haben sollte als der TBB.
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