Heute läuft sie aus: die große Crowdfunding-Frist für Jochen Leuf und seine musikalischen Kumpanen Hannah und Tobi. Bis dahin muss genug Geld zusammen sein, um die Produktion der neusten EP in Angriff zu nehmen. Einen Eindruck von den jungen Musikern fand 5vier.de im Gespräch mit Jochen Leuf.
Mit ihrem Crowdfunding-Projekt haben sie bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Haben ein Werbevideo gedreht, haben die Werbetrommel gerührt, haben alle öffentlichen Kanäle genutzt. Da waren die magischen 40% schnell geknackt. „Wo schon einige unterstützen, sammeln sich schneller mehr potentielle Unterstützer“, weiß Jochen Leuf im Interview. „Deshalb ist die 40% Hürde die magische Grenze.“ Ein Social Networks-Phänomen, wo noch niemand ein „gefällt mir“ gesetzt hat, will man nicht der Erste sein.
Crowdfunding ist mittlerweile ein Begriff und zudem eine gängige Methode, um kreative und selbstständige Projekte zu fördern und anzugehen. Dabei bekommt man natürlich etwas für sein Geld: Einmal bei Erfolg des Projekts, zum anderen gibt’s, je nach Höhe des Geldbetrags, schon mal ein kleines Goodie von den Musiker: „Wir spielen Wohnzimmerkonzerte, bringen Sekt und Schokoladenkuchen vorbei, schreiben kleine Songs für denjenigen, der über einem gewissen Betrag gespendet hat. Überbringen auch mal Geburtstagsständchen, wenn gewünscht. Die Wohnzimmerkonzerte sind sehr beliebt und machen einen Riesenspaß“, so Leuf.
Daran sehen die drei eines: dass es gut ankommt. Dies konnte man schon an ihrer Single „Free Falling“ erkennen, die sie im Laufe des Jahres auf mehreren Konzerten präsentieren konnten. Auf der EP, die mit dem Crowdfunding finanziert werden soll, wird sie neben fünf anderen Songs vertreten sein. Allerdings in einem etwas anderen Gewand: „‚Free Falling‘ wird studiotechnisch noch aufbereitet, unter anderem mit Schlagzeug, aber der Charakter des Life-Konzerts soll beibehalten werden.“ Charakter eines Lifekonzerts? Wie genau darf man sich das vorstellen?
Hautnah-Feeling
„Der Hörer soll das Gefühl haben, dass er mit uns dreien in einem Raum sitzen könnte. Die wesentlichen Elemente sind Hannah, Tobi und ich, unser Zusammenspiel ist das Markenzeichen unserer Musik. Alles andere passiert drum herum und natürlich im Zuhörer. Es geht um die Empfindungen, die der Hörer hat, die können zwischen traurig, nachdenklich und aber auch fröhlich schwanken.“ Free Falling soll auch im Radio gespielt werden, ohne es zu wollen haben die drei intuitiv einen kleinen Ohrwurm geschrieben, der Jung und Alt gleichermaßen anspricht. Ein Zeichen, dass die Chemie stimmt. „Wir sind Freunde, können zusammen Spaß haben und die Zeit genießen, aber auch gleichzeitig sehr ehrlich sein und konzentriert miteinander arbeiten“, weiß Leuf. Das spiegelt sich auch in den Proben wieder. Man trifft sich und trinkt nicht zuerst mal ein Bier, sondern geht gleich an die Arbeit, arbeitet konzentriert und zielgerichtet. Und am Ende ist man müde, aber zufrieden. Dann kann man auch gemeinsam ein Bierchen trinken.
„Man kann sich stundenlang als Freunde unterhalten, aber das musikalische Ergebnis von den Leuten zu trennen, fällt schwer. Wenn einer aufhören würde, würde etwas fehlen. Es wäre einfach anders. Es ist schwierig Leute zu finden, mit denen man unverbindlich und locker zusammen sitzen und gleichzeitig analysieren kann. Die einen beruflich kritisieren können, ohne gleichzeitig an die Persönlichkeit zu gehen.“ erklärt Leuf und mehr noch: „Wenn wir drei unterwegs sind, ist das meine musikalische Heimat.“
Der Weltenbummler Leuf weiß aus Erfahrung, dass Heimat kein Ortsgebundenes Gefühl sein muss. Auf unzähligen Reisen hat er eines gelernt: „Heimat entsteht im Herzen und nur mit den richtigen Leuten fühlt man sich Zuhause.“ Und noch etwas hat er auf seinen Reisen für seine Musik gelernt: „Als Künstler fühlt man sich oft unsicher, gerade in unserer Gesellschaft; man hat keine geregelten Arbeitszeiten, kein festes Gehalt. Dabei gehören wir auf der Welt nicht zu den „Unnormalen“, sondern zu den „Normalen“.“
Heimat entsteht im Herzen
Ans „Berühmtwerden“ denkt Jochen Leuf allerdings nicht. Zumindest nicht in dem Sinne, wie ihn die Medien vermitteln wollen. „Ich möchte so weit kommen, dass ich mich mit der Musik komplett selbst finanzieren kann. „Berühmtsein“ ist so schwer fassbar.“ Es ist für jede Branche etwas anderes.“ Leuf und Band geht es darum, sich bewusst für ihre Musik entscheiden zu können. Bewusst entscheiden, bewusst machen und nicht machen müssen, damit die Kasse klingelt.
Doch vor der Freiheit steht der Fleiß, die viele Arbeit und der Mut: „Man muss rausgehen, an die Leute und die Welt herantreten und darf nicht darauf warten, dass mal jemand am Fenster vorbeiläuft und einen singen hört.“ Man muss hinter dem stehen, was man tut, zu 100 % glücklich damit sein. Ob Jochen Leuf glücklich ist mit dem, was er macht, was er und seine Band anstreben und in die Tat umsetzen wollen? „Zu 100%: Ja.“
Bis zum heute kann noch mitgemacht werden, beim Crowdfunding Projekt. Wer also gespannt ist, auf die fertige CD, sollte noch schnell seinen kleinen oder großen Beitrag leisten. 5vier.de wünscht den jungen Musikern viel Erfolg!
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