Am Samstag, 14. Dezember, wird es die Premiere von gleich zwei Stücken im Theater Trier geben. „Dantons Tod“ und „Leonce und Lena“ von Georg Büchner. 5vier.de sprach vorher mit Danton-Darsteller Axel Holst.
1794. Die Französische Revolution fordert in ihrem blutigen Machtgerangel um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit immer mehr Todesopfer. Während die einen nach der Durchbringung ihrer Zwecke mit den „bewährten“ Mitteln Flamme und Schwert streben, fordert eine Gruppe rund um Georges Danton eine andere Strategie. Rein Wort-gewaltig rief der im Zuge einer neuen, besseren Gesellschaft nach neuen, besseren Mitteln. Selbst bereits mit Blut an den Händen war er was Gewalt angeht, eines besseren belehrt. Sein Gegenspieler Robespierre sah das anders. Danton endete schließlich als Gegner der Revolution selbst unter der Guillotine. Georg Büchner widmete sich in einem seiner Theaterstücke gerade dieser historischen Person in ihrer Zerrissenheit zwischen Politik und Privatleben. In Trier wird sein Stück, „Dantons Tod“, nun Premiere am städtischen Theater haben. In Verzahnung mit einem seiner anderen Stücke: „Leonce und Lena“.
Politik und Privates
„Die Stücke verschmelzen dabei aber nicht. Die Szenen spielen im Wechsel miteinander“ so Alex Holst, Gastschauspieler, der den Danton geben wird. Für ihn eine im besten Sinne spannende Rolle: „Büchner ist für jeden Schauspieler ein Fest, es ist immer erstrebenswert eine seiner Figuren zu spielen. Sie sind so interessant und widersprüchlich.“ In diesem Sinne sieht er Danton als „auf neudeutsch einen ‚Aussteiger‘, der in einer hohen Position mit großen Fähigkeiten, eines Tages nicht mehr mitspielt.“ Danton, selbst mit Blut an den Händen und von schrecklichen Gewaltträumen geplagt durchs Leben gehend, flüchtet sich immer wieder in Alkohol und Frauen. Die zwei Frauen dabei in seinem Leben: die Gattin und die Hure. Zwei sehr schöne Rollen. Die am Ende wenigstens eine Frage für Danton klären: „Während sehr viele Themen in dem Stück behandelt werden, bleibt eines zunächst ausgespart: Das Verhältnis Dantons zu seiner Frau, von der er ganz am Ende seines Lebens begreift, dass sie das Wichtigste war und dass er das Wichtigste in seinem Leben nicht ausgelebt hat.“
Gerade dieser Widerspruch zwischen Politik und Privatleben, zwischen Person des gesellschaftlichen Lebens und Privatperson, ist es der Büchners Stück nach Holst so „hyperaktuell“ macht. „Es ist auch die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, nicht nur nach einer körperlichen, sondern nach einer generellen, grundsätzlichen Zärtlichkeit, die hier angesprochen wird. Die Sehnsucht nach Fühlen.“ Die historische Figur Danton vertrat in den blutdurstigen Wirren der Revolution den Gedanken, dass einer tiefgreifenden Veränderung der Gesellschaft eine tiefgreifende Veränderung der Mittel vorangehen muss. Ist Gewalt wirklich notwendig, um die Welt und die Gesellschaft zu verändern? Die Figur des Danton wird, aufgrund einer eigenen Bluttat immer wieder von Alpträumen geplagt, eine Tat, die sie in eine Art „Schockstarre verfallen lässt“. Aber ihr Denken in einer Zeit, in der alles nach Gewalt ruft, verändert.
„Ich denke, dem Menschen an sich fällt es schwer, Schlussfolgerungen zu ziehen, wenn er etwas nicht selbst erlebt hat.“ Vielleicht mit ein Grund, warum solche Themen seit Menschengedenken in Malereien, Büchern, Theaterstücken oder Filmen erlebbar gemacht werden? Holst ist sich nicht sicher, ob er an die kathartische Wirkung im antiken Sinne glauben soll, aber „wenn ich etwas wirklich Gutes im Theater gesehen habe, hat sich meine Welt schon ein stückweit verändert. Es kann also funktionieren; auch wenn es vielleicht nur bei zwei oder drei Leuten funktioniert. Theater kann ein Mittel zum Erleben sein, aber auch ein Mittel zur Betäubung.“
Erleben und Betäuben
„Gutes Theater stellt Fragen aufwühlend und gibt keine Antworten.“ Die soll der Zuschauer selbst finden, beziehungsweise erst einmal die Frage er-leben. Aber es muss jemanden geben, der die Frage überhaupt stellt. Büchner hat diese Fragen gestellt. Fragen, die bis heute aufwühlen. „Büchner ist für mich ein Genie, er hat bereits in jungen Jahren die Zusammenhänge erkannt. Es lohnt sich immer wieder diesen Autor zu entdecken.“ Für das Stück am Samstag rät er dem Zuschauer Offenheit. „Es wird ein breit gefächerter Abend.“ Eine ähnliche Offenheit brachten ihm die Trierer Kollegen entgegen: „Es war eine Zusammenarbeit ohne Vorurteile.“ Ähnlich vorbehaltlos geht er selbst an die Stücke heran und schließlich in die Proben: „Alles weitere muss man auch der Situation überlassen.“
Axel Holst studierte bis 1990 an der Hochschule für Schauspielkunst Rostock, danach folgten Engagements im Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Essen, am Staatstheater Kasel und in Dortmund. Seit einigen Jahren ist er freischaffender Schauspieler, derzeit lebt er im Ruhrgebiet.
5vier.de wünscht allen Beteiligten für die Premiere ToiToiToi!
Kommentar verfassen