Von Niklas Stilz
Zwei Wochen ist es her, seit der Vorstand des SVE die Bombe platzen ließ. „Mit sofortiger Wirkung hat der SV Eintracht Trier 05 am Montag Nachmittag Roland Seitz von seinen Ämtern […] entbunden“, hieß es damals auf der Homepage des Vereins. Es war ein stiller Abgang des Übungsleiters, der zuvor fast vier Jahre lang in Doppelfunktion an der Mosel tätig war. Anlässlich des heute offiziell bekannt gewordenen Engagements des Oberpfälzers in Elversberg, wirft 5vier.de einen Blick zurück auf die Seitz-Jahre.
Als Roland Seitz am 15. April 2010 bereits zum zweiten Mal Cheftrainer von Eintracht Trier wurde, war die Lage an der Mosel mehr als bedrohlich. Die kurze Ära von Mario Basler war gerade erst beendet, die Ergebnisse unter dessen Nachfolger Reinhold Breu blieben ebenfalls aus, weshalb der Verein kurz vor dem erneuten Fall in die Oberliga Südwest stand. Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi sprach in der Pressemitteilung damals von Seitz als „letzte Kugel, die wir noch haben“. Zum Retter wurde der frischgebackene SVE-Coach allerdings nicht, er verlor die verbleibenden sechs Spiele allesamt. Als Tabellenletzter stieg man damals sportlich aus der Regionalliga West ab, lediglich der Lizenzentzug für die Teams aus Mannheim, Bonn und Essen sicherte den Ligaverbleib.
Seitz und sein Team nutzten die Gelegenheit, lotsten mit Alban Meha, Lukas Mössner und Ahmet Kulabas zahlreiche Top-Spieler an die Mosel und legten mit den Verpflichtungen von Andreas Lengsveld, Torge Hollmann, Fabian Zittlau und „Faz“ Kuduzovic auch den Grundstein für die heutige Mannschaft der Blau-Schwarz-Weißen. Kaum hatte der Coach ein Team nach seinen Vorstellungen beisammen, zeigte sich dessen Klasse auch in der Tabelle. Die Vizemeisterschaft war nach der grausamen Vorsaison damals natürlich ein Segen für den gesamten Verein, der plötzlich wieder nach oben schielen durfte und mittelfristig sogar wieder einen Platz in der Drittklassigkeit anzupeilen wagte. Nach dem beinahe-Absturz im Vorjahr eine beeindruckende Leistung, für die der Oberpfälzer Seitz auch heute noch viel Dankbarkeit aus dem Fanlager erfährt. Hätte das Ligensystem damals eine Relegation vorgesehen, wie es heute der Fall ist – vielleicht wäre der SVE sogar schon aufgestiegen.
Rückrunden-Fluch als großes Manko
Schon wieder Fehlstart nach der Winterpause – die Beurlaubung von Roland Seitz erfolgte nach der 0:1-Pleite in Koblenz.Ein Mal Blut geleckt, änderte sich schnell auch die Erwartungshaltung an Trainer und Team. Der Aufstieg war jetzt nicht nur Thema, sondern wurde insbesondere von Seiten der Fans immer dringender herbei gesehnt. In den beiden letzten Jahren spielte der SVE unter Roland Seitz zwar immer oben mit, der große Wurf gelang jedoch nicht. Auf den Rängen vier und fünf beendeten die Moselstädter die beiden vergangenen Spielzeiten, auch in diesem Jahr ist der Aufstieg bereits abgehakt. Letztlich sollte dieser Umstand dem Coach zum Verhängnis werden.
Was den hohen Ambitionen immer wieder im Weg stand, war der inzwischen berüchtigte Fehlstart nach der Winterpause. Schon in Seitz erster kompletter Saison eroberte das Team aus den ersten vier Partien nach dem Jahreswechsel nur vier Zähler. Auch ein Jahr später holte man lediglich vier Punkte, in der letzten Saison verlor man zum Auftakt gar mit 1:6 bei Eintracht Frankfurt II. Weil der Fehlstart auch in dieser Spielzeit für den Trainer nicht zu vermeiden war, zog der Vorstand am 18. März endgültig die Reißleine und beurlaubte Seitz. Die Reaktionen in der Mannschaft waren geteilt, Co-Kapitän Steven Kröner gab sich damals auf 5vier-Anfrage sowohl überrascht, als auch traurig über den Verlust des Trainers. „Ich persönlich finde das wirklich schade, Roland Seitz hat hier sehr gute Arbeit geleistet“, sagte der Mittelfeldmann. Im Nachhinein war allerdings immer auch wieder von kleineren Differenzen zwischen dem Coach und einigen Spielern die Rede, das Verhältnis zu Top-Stürmer Comvalius schien angeknackst.
Neuer Job in Elversberg
Anders als noch in den Vorjahren, gab es in dieser Spielzeit dann auch kein frühzeitiges Bekenntnis zu Seitz, der laut Medienberichten deshalb schon im Februar ein Auge auf die freie Stelle des Sportdirektors bei Drittligist SV 07 Elversberg geworfen hatte. Trotzdem kam die Beurlaubung beim SVE damals laut eigener Aussage „völlig überraschend“. Was sich dann in den vergangenen Tagen andeutete, ist nun offiziell. Am heutigen Montag unterschrieb der Oberpfälzer einen ab Sommer gültigen Zweijahresvertrag bei den Saarländern, die aktuell gegen den Abstieg aus der Drittklassigkeit kämpfen. Anders als vielleicht zu erwarten war, kehrt der 49-Jährige nicht auf die Trainerbank zurück, sondern übernimmt das Amt des „Vorstand Sport“, wie einer Pressemitteilung auf der Homepage des Vereins zu entnehmen ist.
Jetzt hat Jens Kiefer das Sagen an der MoselIn Trier wird man diese Nachricht sicher mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen, die Verdienste von Seitz rund um die sportliche und finanzielle Entwicklung der Eintracht sind unbestritten. Außerdem könnte es, sollten die Elversberger den Klassenerhalt verpassen, im nächsten Jahr zum Duell mit dem Ex-Coach kommen. Zusätzliche Brisanz würde eine solche Paarung wohl auch für den neuen Übungsleiter des SVE, Jens Kiefer, haben, der bis vor kurzem noch Cheftrainer der Saarländer gewesen ist.
Kurios ist auch ein weiterer Umstand: Für beide Trainer könnte der Schicksalsgegner TuS Koblenz heißen. Nach der 0:1-Pleite auf dem Oberwerth vor zwei Wochen endete die Amtszeit von Seitz. Für dessen Nachfolger Kiefer gilt es beim Pokalviertelfinale am Mittwoch die Saison noch zu retten und die Hoffnung auf den Sieg im Rheinlandpokal aufrecht zu erhalten. Gelingt das nicht, muss sich der neue Coach auf finanzielle Einbußen gefasst machen, die seine Arbeit an der Mosel nicht unbedingt erleichtern würden.
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+++Eintracht in Kürze+++
Neuer Geschäftsführer: Nach dem Ausscheiden des bisherigen Geschäftsführers Dirk Jacobs hat der SVE jetzt einen Nachfolger präsentiert. Jens Schug, bisher erster Vorsitzender und Geschäftsführer beim SFG Bernkastel, hat heute seine neue Stelle angetreten. Weitere Infos gibt es hier.
Offener Brief: Einen ungewöhnlichen Weg geht die Bundespolizei nach den Zwischenfällen beim letzten Duell von TuS und SVE in Koblenz. Um erneute Auseinandersetzungen zu vermeiden, wendet sich die Behörde in einem offenen Brief an die Trierer Anhänger.
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Florian meint
Sehr interessanter Artikel, regt zum nachdenken an
Florian meint
Früher waren die Spiele noch besser!